Wladimir Putin: Kreml meldet Fall von Pokrowsk – russische Truppen rücken weiter vor
Russland meldet die Einnahme von Pokrowsk – einer symbolträchtigen Stadt für den ukrainischen Widerstand. Die strategisch wichtige Region gerät zunehmend unter Druck, während Kiew vor massiven Problemen steht.
Erstellt von Mia Lada-Klein - Uhr
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- Russland behauptet Eroberung von Pokrowsk und Wowtschansk
- Strategisch wichtiger Verlust für die Ukraine im Donbass
- Neue russische Infanterietaktik setzt Kiews geschwächte Verteidigung unter Druck
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Die Bergbaustadt Pokrowsk gilt als ein Symbol des ukrainischen Widerstands gegen Moskaus Angriffskrieg. Nun ist sie nach Angaben aus dem Kreml gefallen.
Das russische Militär hat dem Kreml zufolge die seit etwa einem Jahr umkämpfte ukrainische Bergarbeiterstadt Pokrowsk im Donezker Gebiet vollständig eingenommen. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sei die Eroberung von Pokrowsk gemeldet worden, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Journalisten. Aus Kiew gab es zunächst keine Bestätigung. Ebenso sei die Stadt Wowtschansk in der benachbarten Region Charkiw eingenommen worden. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht prüfen, allerdings hatte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei seinem Besuch in Paris gesagt, dass die Intensität der Kämpfe um Pokrowsk und auch im Charkiwer Gebiet hoch sei.
Politische Signalwirkung und Vorwürfe gegen Kiew
Beobachter verbinden die russische Erfolgsmeldung mit dem am Dienstag erwarteten Besuch des US-Sondergesandten Steve Witkoff in Moskau. Der Kreml wolle so dem Unterhändler aus Washington vor Gesprächen über einen Friedensplan militärische Fortschritte präsentieren.
Vorher hatte Kremlchef Wladimir Putin bereits mehrfach angegeben, dass die ukrainischen Truppen in Pokrowsk eingekreist seien. Der ukrainische Präsident und der Generalstab wiesen dies wiederholt zurück. Allerdings wurde Selenskyj vorgeworfen, ähnlich wie bei den bereits vorher verlorenen Städten Bachmut und Awdijiwka den Rückzug aus politischen Gründen zu lange hinauszuzögern.
Warum Pokrowsk wichtig ist
Die einst 60.000 Einwohner zählende Stadt Pokrowsk war ein zentrales Symbol des ukrainischen Widerstands, ist inzwischen jedoch weitgehend zerstört. Mit der Einnahme rückt Russland seinem Ziel näher, den Donbass vollständig zu kontrollieren. Dennoch bleibt die vollständige Besetzung des Gebiets Donezk für Moskau ein verlustreicher und langer Weg.
Nach dem Fall von Pokrowsk könnten russische Truppen ihren Druck nun auf Kramatorsk und Slowjansk konzentrieren, zwei strategisch wichtige Städte mit seit Jahren ausgebauten Verteidigungslinien. Auch ein Vorstoß Richtung Dnipropetrowsk und dem Verkehrsknotenpunkt Pawlohrad ist möglich – ein kritischer Punkt für den ukrainischen Nachschub.
Der Verlust von Pokrowsk gilt als die schwerste ukrainische Niederlage seit Awdijiwka. Kritiker werfen Kiew vor, zu lange an der Stadt festgehalten zu haben. Zwar beansprucht Russland die Regionen Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson für sich, kontrolliert sie jedoch weiterhin nicht vollständig.
Neue Taktik russischer Truppen
Kiews Truppen stehen an mehreren Frontabschnitten im Süden und im Osten massiv unter Druck. Probleme bereiten der Ukraine der Soldatenmangel wegen Schwierigkeiten bei der Rekrutierung und verbreiteter Fahnenflucht. Moskaus Streitkräfte sind an der Front im Osten seit Herbst 2023 langsam und unter hohen Verlusten auf dem Vormarsch. Nach Pokrowsk drangen sie mit einer neuen Taktik in mehreren kleineren Infanteriegruppen ein und umgingen die ukrainischen Linien. Sie verzichteten auf Angriffe größerer Einheiten und den Einsatz gepanzerter Technik, die ein leichtes Ziel für ukrainische Drohnen sind.
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR hatte noch über eine Operation seiner Spezialeinsatzkräfte berichtet, die den Fall von Pokrowsk aufhalten sollten. Das Blatt für die Ukraine wenden konnten sie nun augenscheinlich nicht mehr.
Aber auch nach einem Fall von Pokrowsk sind keine plötzlichen Änderungen im Kriegsverlauf zu erwarten. Beide Seiten setzen in dem Abnutzungskrieg auf eine Erschöpfung des Gegners. Doch stehen die ukrainischen Chancen für einen Erfolg ungleich schlechter als die der russischen Seite.
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mlk/ife/news.de/dpa
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