Ukraine-Krieg aktuell: Lage an der Front spitzt sich zu - Historiker warnt vor "Tsunami-Welle"

Putins Truppen sind auf dem Vormarsch. Dadurch spitzt sich die Lage im Ukraine-Krieg besonders in der Stadt Pokrowsk zu. Ein Militärexperte zeigt sich besorgt. Er warnt vor einer gefährlichen Einkesselung.

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Putins Truppen sind in der Ukraine auf dem Vormarsch. Ein Historiker warnt vor einer Einkesselung in Pokrowsk. (Foto) Suche
Putins Truppen sind in der Ukraine auf dem Vormarsch. Ein Historiker warnt vor einer Einkesselung in Pokrowsk. Bild: picture alliance/dpa/Kremlin Pool Planet Pix via ZUMA Press Wire | Mikhail Metzel
  • Militärexperte warnt vor gefährlicher Einkesselung von Pokrowsk
  • Putins Strategie zeigt Schwächen
  • Russland kommt trotz Verlusten weiter voran

Schwere russische Angriffe im Osten der Ukraine setzen das Land weiter unter Druck. Sie haben besonders die Stadt Pokrowsk und Kostjantyniwka im Blick. Putins Truppen rücken immer weiter vor. Für die ukrainischen Truppen könnte es brenzlig werden. Dennoch zeigen sich hier Russlands Schwächen.

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Die Lage in und um die Stadt Pokrowsk ist angespannt. Bei einem der letzten Angriffe kam es zu schweren Kämpfen. Dort seien russische Soldaten zu 40 Angriffen angetreten, teilte die Generalität in Kiew mit. Die Attacken seien abgeschlagen worden, hieß es. Dabei habe die russische Armee 117 getötete oder verwundete Soldaten eingebüßt. Diese Angaben konnten nicht geprüft werden.

Pokrowsk ist eine an einem strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkt gelegene Stadt im Westen der ostukrainischen Region Donezk. Sie ist seit Monaten schwer umkämpft und inzwischen fast völlig zerstört. Die ukrainischen Verteidiger konnten den Vormarsch der russischen Besatzer auf die Stadt bremsen. Allerdings ist es den russischen Truppen gelungen, im Norden und vor allem im Süden der Stadt vorzurücken, so dass der Stadt eine Einkesselung droht. "Nordostwärts von Pokrowsk stoßen die Russen immer weiter vor. Hier beginnt eine gefährliche Einkesselung - vergleichbar mit einer sich aufbauenden Tsunami-Welle", erklärt Markus Reisner, österreichischer Historiker und Offizier des Bundesheeres im Dienstgrad Oberst gegenüber "Focus Online". Sollten Putins Streitkräfte laut Joachim Krause, Direktor emeritus des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel, die "Hauptverteidigungslinie der Ukrainer" durchbrechen, "kann es auch zu einem größeren Einbruch kommen." Neben Pokrowsk besorgt Reisner auch Kostjantyniwka: "Beide Städte scheinen unter Kontrolle russischer Waffen zu stehen. Dabei sind es wichtige Logistikknotenpunkte", so der Militärexperte.

Putin-Truppen setzen auf "Schleier"-Taktik

Russland setzt hier besonders auf Drohnen und Motorräder. Die russischen Motorradtrupps verfolgen eine spezifische Strategie. Sie suchen systematisch nach Schwachstellen in den ukrainischen Verteidigungslinien und stoßen durch diese Lücken hindurch. Militärexperte Reisner beschreibt das Vorgehen bildlich: Die Motorradeinheiten legen einen "Schleier" über die ausgedünnten ukrainischen Stellungen. Diese Taktik zielt darauf ab, die ohnehin geschwächten Verteidigungspositionen zu überwältigen.

Putin verzeichnet auf dem Vormarsch immer mehr Verluste

Dennoch fällt auf: Russland kommt zwar voran, aber sie verzeichnen hohe Verluste. Hinzu kommen offenbar auffällige Mängel. Die Soldaten werden schlecht ausgebildet, es gebe logistische Probleme oder es herrsche Korruption, sagte der Militäranalyst Ian Matveev. Dadurch seien sie nicht in der Lage, komplexe Operationen auszuführen.

Jetzt davon zu sprechen, dass Russland sich zurückzieht, ist zu vage. Es gebe zwar einige Informationen, aber ein klarer Trend lasse sich noch nicht erkennen. Die Sommeroffensive geht mit einer hohen Opferbereitschaft einher. Trotzdem befinden sie sich auf dem Vormarsch - anders als noch vor Kurzem, als sie kaum Gebiete einnehmen konnten. Die ukrainischen Verteidiger sehen sich einer Taktik gegenüber, die auf Masse und Geschwindigkeit setzt. 

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/ife/news.de/dpa/stg

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