
- Eskalation in Los Angeles: Proteste gegen Migrationspolitik von Donald Trump schwelen weiter
- US-Präsident schickt weitere Streitkräfte der Nationalgarde nach L.A.
- Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom zieht nach Trumps "Machtmissbrauch" vor Gericht
Die Situation in Los Angeles spitzt sich angesichts der Proteste gegen Donald Trumps Migrationspolitik weiter zu: Der US-Präsident mobilisiert immer mehr Soldaten der Nationalgarde und der Marine-Infanterie, was zu einer ungeahnten Eskalation beiträgt. Unterdessen wird Trumps aggressiver Kurs ein Fall für die US-Gerichte, den Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom will sich Trumps "Machtmissbrauch" nicht länger bieten lassen.
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Eskalation in Los Angeles: Donald Trump mobilisiert weitere Soldaten gegen Demonstrierende
Als Reaktion auf Proteste gegen die US-Migrationspolitik in Los Angeles setzt Präsident Donald Trump auf weitere Eskalation. Das US-Verteidigungsministerium mobilisierte auf Trumps Anweisung 2.000 zusätzliche Soldaten der Nationalgarde für den Einsatz in der Westküstenmetropole - und 700 Marineinfanteristen der regulären Streitkräfte. Bereits am 7. und 8. Juni hatte Trump in einem höchst ungewöhnlichen und umstrittenen Schritt 2.000 Nationalgardisten mobilisieren lassen. Der Republikaner bricht mit seinem Vorgehen rechtliche und politische Tabus.
Eskalation in Bildern: Impressionen der Anti-Migrations-Proteste in Los Angeles
Kalifornien-Gouverneur platzt der Kragen: Newsom nennt Trump einen "diktatorischen Präsidenten"
Der demokratische Gouverneur Kaliforniens, Gavin Newsom, warf Trump "Machtmissbrauch" vor und sprach von "gestörten" Fantasien eines "diktatorischen Präsidenten". Die US-Regierung überschreite eine rote Linie. Kalifornien hat bereits Klage eingereicht gegen Trumps Entscheidung, ohne Zustimmung des Bundesstaats die Kontrolle über die kalifornische Nationalgarde zu übernehmen. Newsom kündigte an, auch gegen die Entsendung regulärer Soldaten nach Kalifornien vor Gericht zu ziehen.
Drastische Eskalation in L.A. nach Entsendung von regulären Streitkräften der US-Armee
Soldaten sind für militärische Einsätze und den Krieg ausgebildet, nicht für polizeiliche Aufgaben wie die Kontrolle von Protesten in amerikanischen Innenstädten. Dass Donald Trump Mitglieder der regulären Streitkräfte schickt, kommt einer drastischen Eskalation und Machtdemonstration gleich - ebenso wie seine Entscheidung, Nationalgardisten gegen den Willen des zuständigen Gouverneurs einzusetzen.
Die Nationalgarde ist eine militärische Reserveeinheit und Teil der US-Streitkräfte. In den USA hat jeder Bundesstaat seine eigene Nationalgarde, die bei Naturkatastrophen, Unruhen oder Notfällen im Inneren eingesetzt werden kann. Im Normalfall haben die Bundesstaaten die Kontrolle über ihre Nationalgardisten. Kommt es zum Krieg oder zu nationalen Notfällen, kann der US-Präsident das Kommando übernehmen. Davon sehen Beobachter die Lage in LA aber weit entfernt. Seit 1965 hat kein US-Präsident mehr die Nationalgarde eines Bundesstaats gegen dessen Willen übernommen.
Demonstrationen in Los Angeles gegen US-Einwanderungspolitik gehen weiter
Die Proteste in Los Angeles gegen Trumps Migrationskurs gingen zwar weiter, allerdings zunächst in überschaubarem Ausmaß. Am Nachmittag des 9. Juni (Ortszeit) demonstrierten erneut Hunderte Menschen vor einem Bundesgebäude in der Innenstadt von LA gegen die Migrationspolitik der US-Regierung. Die Proteste waren zunächst friedlich, wie ein Reporter der Deutschen Presse-Agentur beobachtete. Die Demonstranten riefen Parolen und trugen Schilder, die sich gegen das Vorgehen der Einwanderungsbehörde ICE im Raum Los Angeles richteten. Später begann die Polizei damit, die Demonstranten zurückzudrängen und Straßenzüge rund um das Gebäude zu räumen.
Einzelne Demonstranten warfen Wasserflaschen, worauf die Polizei mit dem Abfeuern von Gummigeschossen reagierte. Beamte riefen Protestierende auf, das Gebiet zu verlassen und nach Hause zu gehen. Einer der Polizisten sagte: "Es ist chaotisch, aber wir haben es unter Kontrolle."
Hintergrund: Weshalb wird in Los Angeles demonstriert?
Die Proteste richten sich gegen Trumps harte Einwanderungspolitik und den Einsatz von ICE-Einheiten in Wohngebieten. Verstärkte Einsätze der Einwanderungsbehörde hatten Anfang Juni 2025 im Raum Los Angeles erste Proteste ausgelöst. Nach Behördenangaben wurden bei den Razzien Dutzende Menschen festgenommen, darunter nach Angaben des Büros von Newsom offenbar auch Minderjährige. Kritiker werfen Trumps Regierung vor, mit martialisch anmutenden Maßnahmen gezielt Angst zu schüren.
US-Heimatschutzministerin Kristi Noem betonte im Sender Fox News, dass die Mitarbeiter von ICE - mit Unterstützung der Nationalgarde - genau das umsetzten, was Trump versprochen habe. Der Republikaner hatte Wahlkampf gemacht mit dem Versprechen, das größte Abschiebeprogramm in der amerikanischen Geschichte zu starten.
So begründet Donald Trump seinen Aggro-Kurs gegen die LA-Demonstrierenden
Die US-Regierung argumentiert, es gehe bei der drastischen Reaktion auf die Proteste in LA darum, Schlimmerem vorzubeugen und die Proteste quasi im Keim zu ersticken. Tom Homan, der die Oberaufsicht über Trumps Abschiebepolitik hat, lobte Trumps Entscheidung, zusätzlich Soldaten nach Los Angeles zu schicken. Der Präsident agiere vorausschauend und sorge dafür, dass es ausreichend Ressourcen gebe, um Leben und Eigentum zu schützen, sagte Homan dem Fernsehsender CNN.
Nach Pentagon-Darstellung sollen die zusätzlichen 2.000 Nationalgardisten die Einwanderungsbehörde ICE unterstützen und es den Bundesmitarbeitern zu ermöglichen, ihre Aufgaben "sicher" zu erfüllen. Nach jüngsten Militärangaben befinden sich aktuell ungefähr 1.700 Nationalgardisten im Raum Los Angeles.
Die rund 700 Marineinfanteristen der regulären Streitkräfte sollen die Kräfte der Nationalgarde dabei unterstützen, Bundesmitarbeiter und -eigentum zu schützen, erklärte das zuständige Regionalkommando der Militärs. Die Soldaten seien in Deeskalation, der Kontrolle von Menschenansammlungen sowie den Regeln für die Anwendung von Gewalt geschult.
Gouverneur Gavin Newsom geht gegen "gefährlichen Präsidenten" Trump auf die Barrikaden
Der demokratische Gouverneur Gavin Newsom kritisierte die Mobilisierung weiterer Soldaten scharf. Der Demokrat bezeichnete den Schritt auf der Plattform X als "unamerikanisch". Marineinfanteristen sollten "nicht auf amerikanischem Boden eingesetzt werden, wo sie ihren eigenen Landsleuten gegenüberstehen, um die gestörte Fantasie eines diktatorischen Präsidenten zu erfüllen".
U.S. Marines have served honorably across multiple wars in defense of democracy. They are heroes.
— Gavin Newsom (@GavinNewsom) June 9, 2025
They shouldn't be deployed on American soil facing their own countrymen to fulfill the deranged fantasy of a dictatorial President.
This is un-American. pic.twitter.com/v5Va7hbgBb
Der kalifornische Gouverneut warf der US-Regierung vor, dass es nicht um die öffentliche Sicherheit gehe. "Es geht darum, das Ego eines gefährlichen Präsidenten zu streicheln." Die Ankündigung, weitere 2.000 Nationalgardisten zu mobilisieren, bezeichnete er als leichtsinnig und sinnlos "und respektlos gegenüber unseren Truppen". Die ersten 2.000 Nationalgardisten hätten weder Essen noch Wasser bekommen. "Nur etwa 300 sind im Einsatz - der Rest sitzt ungenutzt in Bundesgebäuden herum, ohne Befehle zu haben."
I was just informed Trump is deploying another 2,000 Guard troops to L.A.
— Gavin Newsom (@GavinNewsom) June 9, 2025
The first 2,000? Given no food or water. Only approx. 300 are deployed — the rest are sitting, unused, in federal buildings without orders.
This isn’t about public safety. It’s about stroking a dangerous…
Donald Trump spielt Eskalation herunter: Kein Bürgerkrieg beabsichtigt
Die Mobilisierung Tausender weiterer Soldaten steht im Kontrast zu Äußerungen, die Trump kurz vor Bekanntwerden der Entsendung der 700 Marineinfanteristen machte. Bei einer Pressekonferenz wollte er deren Einsatz auf Nachfrage zwar nicht ausschließen. Er beteuerte aber noch am Nachmittag des 9. Juni (Ortszeit), dass die Nationalgarde die Lage in der Metropole an der Westküste der USA deeskaliert und Schlimmeres verhindert habe. "Es köchelt immer noch ein bisschen, aber nicht sehr stark", sagte er zu diesem Zeitpunkt über die Proteste. Er wolle keinen "Bürgerkrieg", antwortete er auf eine entsprechende Frage eines Journalisten.
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loc/news.de/dpa
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