Armin Laschet flippt bei Israel-Gespräch aus: CDU-Politiker wirft ZDF-Moderator "politische Agenda" vor

Im "ZDF-Morgenmagazin" wollte Moderator Andreas Wunn mit CDU-Politiker Armin Laschet über die zurückhaltende Kritik Deutschlands am Vorgehen von Israel reden. Doch das Gespräch eskalierte völlig. Laschet warf dem Moderator vor, eine "politische Agenda" zu verfolgen.

Von news.de-Redakteurin - Uhr

Armin Laschet wirft Andreas Wunn "politische Agenda" vor. (Foto) Suche
Armin Laschet wirft Andreas Wunn "politische Agenda" vor. Bild: picture alliance/dpa | Hannes P Albert
  • Interview mit Armin Laschet im "ZDF-Morgenmagazin" eskaliert
  • CDU-Politiker wirft Andreas Wunn "politische Agenda" vor
  • Laschet reagiert dünnhäutig auf brisante Israel-Fragen

Die Lage im Gazastreifen spitzt sich zu: Monatelang blockierte Israel humanitäre Hilfslieferungen. Zwar lockerte die israelische Regierung die Blockade, doch noch immer sei die zugelassene Hilfe völlig unzureichend. Zudem hat Israel vor etwa einer Woche eine neue Großoffensive gestartet. Täglich sterben im Gazastreifen Dutzende Menschen. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" wirft Israel eine kollektive Bestrafung der Bevölkerung vor. Zwar sind sich die meisten europäischen Staaten mittlerweile einig, dass Israel mit seinem Vorgehen gegen das Völkerrecht verstoße, doch Deutschland hält sich mit seiner Kritik zurück. Im "ZDF-Morgenmagazin" sprach Moderator Andreas Wunn mit Armin Laschet, dem neuen Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Doch das Gespräch eskalierte völlig.

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"Die Bundesregierung hält sich mit Kritik an Israel nach wie vor zurück im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern", leitete Wunn das Interview mit Laschet am Montagmorgen ein. "Herr Laschet, 'Menschen aushungern zu lassen, ist völkerrechtswidrig'. Das sind Ihre Worte. Aber das ist doch genau das, was Israel seit Monaten getan hat und auch schon davor, nämlich Hilfslieferungen zu verhindern, die Menschen hungern zu lassen und auch jetzt kommt viel zu wenig an. Verstößt also ihrer Meinung nach, Israel gegen das Völkerrecht?", fragt Wunn. "Die humanitäre Hilfe muss dringend erhöht werden. Es müssen Lebensmittel und Medikamente in den Gazastreifen geliefert werden, mehr als bisher. Und wenn man das nicht tut, ist es ein Verstoß gegen die Regeln des Völkerrechts", antwortete Laschet.

Doch Andreas Wunn zeigte sich mit der Antwort nicht zufrieden. "Das ist ja eine Frage, die man mit Ja oder Nein hätte beantworten können. Und Sie drucksen da ein bisschen...", entgegnet der ZDF-Moderator. Doch diesen Vorwurf will sich Laschet nicht gefallen lassen. "Entschuldigung, es druckst hier niemand rum. Es ist eine klare Aussage. Sie haben eben dargestellt, dass die gesamte Europäische Union da schon auf Distanz ist. Das ist nicht wahr, was Sie da beschrieben haben. Es gibt Kritik. Es gibt übrigens auch Kritik aus Deutschland. Immer diese These, man darf in Deutschland Israel nicht kritisieren. Wenn ich mich umhöre, im Parlament, auf den Straßen, wird Israel ständig kritisiert. Also insofern sind völkerrechtswidrige Fragen schon komplexe Rechtsfragen. Und dass die Hamas in der Tat Hilfsgüter für sich beansprucht hat und auf dem Schwarzmarkt verkauft hat, ist auch gegen das Völkerrecht", wettert Laschet. "Insofern muss man völkerrechtswidrige Fragen manchmal nicht nur mit Ja oder Nein beantworten, sondern auf völkerrechtlichen Grundlagen erklären."

Israel-Interview eskaliert: Armin Laschet flippt völlig aus und wirft Moderator "politische Agenda vor"

Und dann eskaliert das Gespräch völlig. "Herr Laschet, ich verbitte mir aber trotzdem, dass nicht wahr ist, was ich sage. Natürlich stimmt es, dass die Kritik der Bundesregierung, wenn sie überhaupt kommt, wesentlich schwächer ist als die anderer europäischer und anderer Staaten z.B. sprechen die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Großbritannien und Kanada von einer völlig unverhältnismäßigen Eskalation. Und da ist schon der Eindruck, dass sich Deutschland da sehr, sehr zurückhält", stellt Wunn fest. "Bei einer anderen Frage, Herr Laschet, auch in Sachen Völkerrecht..."

Doch Laschet unterbricht den Moderator: "Darf ich da nochmal korrigieren. Die Frage ist doch. Erstens haben Sie gerade keine EU-Staaten zitiert, sondern Kanada und Großbritannien. Und zum Zweiten...", sagt Laschet. "Frankreich ist da aber auch dabei", kontert Wunn. Dann verliert der CDU-Politiker völlig die Fassung. "Sie haben gerade von 27 EU-Staaten gesprochen. Ist doch auch egal, wie viele. Die Wirkung ist trotzdem gleich null. Und die Frage ist doch, wie erreichen wir es, dass Israel mehr humanitäre Hilfe zulässt. Dass diese Krieg zum Ende kommt, dass die Hamas die letzten Geißeln, auch die deutschen Staatsbürger, um die wir uns auch kümmern müssen, freilässt, das ist doch die Frage." Es folgt ein wildes Wortgefecht. "Das ist doch klar, Herr Laschet. Aber nochmal, ich lasse mir auch das Wort nicht im Mund verdrehen. Ich habe nicht von 27 EU-Staaten, sondern von einer breiten Allianz der EU gesprochen, die auch das Partnerschaftsabkommen zwischen EU und Israel infrage stellen. Und da ist doch Deutschland eindeutig viel, viel zurückhaltender", sagt Wunn. "Lassen Sie mich ein Thema weitergehen, Herr Laschet." Als Nächstes wollte Wunn von Laschet wissen, warum Deutschland den internationalen Haftbefehl gegen den israelischen Präsidenten Benjamin Netanjahu nicht vollstrecken sollte. "Er kommt nicht nach Deutschland", sagte Laschet kurz und knapp. "Ich verstehe, dass Sie jetzt gerne diese Diskussion führen wollen. [...] Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, dass er nach Deutschland kommt", sagte Laschet.

Doch Wunn fällt dem CDU-Politiker ins Wort und verwies auf eine frühere Aussage des CDU-Politikers. "Hören Sie auf! [...] Sie stellen journalistisch keine Fragen, sondern Sie haben Ihre Agenda und wollen mit mir diskutieren. Das können wir gerne machen. Ich habe deutlich gemacht, er kommt nicht, aber wir werden mit ihm reden. Ich prophezeie Ihnen, in keinem Mitgliedsland der EU, auch nicht in Frankreich, wird der israelische Ministerpräsident verhaftet. Aber er kommt ja gar nicht und deshalb lassen Sie uns doch auf das Schicksal der Menschen, die da gerade Krieg erleiden anstatt auf solche Spitzfindigkeiten", sagte Laschet sichtlich angefressen. "Sie haben sich gestern anders geäußert. Und es widerspricht doch auch gar nicht der deutschen Staatsräson, also das Existenzrecht von Israel zu wahren, einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher zu verhaften. Oder nicht?", fragte Wunn. "Jetzt wollen Sie mit mir über Staatsräson diskutieren. Staatsräson bedeutet, Deutschland steht immer für das Existenzrecht Israels, aber Staatsräson heißt nicht, man darf Israel nicht kritisieren, man darf nicht Hilfslieferungen einfordern, man darf nicht den Premierminister kritisieren. Das darf man alles. Man darf auch sagen, die Regierung hat rechtsextreme Minister, man darf auch sagen, die Kriegsziele sind falsch. Das hat nichts mit Staatsräson zu tun und das sollten wir auch nicht in diese Frage hineinmischen", sagte Laschet genervt. "Ich kann Ihnen versichern, Herr Laschet, ich habe keine politische Agenda, aber ich nehme mir heraus, kritische Fragen zu stellen", sagt Wunn zum Abschluss.

Armin Laschet zu dünnhäutig? ZDF-Interview sorgt für Aufruhr

Im Netz sorgt das Gespräch für Aufruhr. Hat ZDF-Moderator Andreas Wunn sich im Ton vergriffen? Oder hat Armin Laschet überreagiert?

  • "Gerade sieht man im ZDF-Morgenmagazin wieder, wieso @ArminLaschetnicht Bundeskanzler geworden ist: Auf die sachlichen, wenn auch unbequemen Nachfragen von Andreas Wunn zu Deutschlands Kurs gegenüber Israel reagiert er dünnhäutig und unterstellt Wunn eine Kampagne. Unangemessen", heißt es in einem Tweet.
  • "Ich habe gerade ein sehr schlechtes Interview von Andreas Wunn gesehen, der alle guten journalistischen Gepflogenheiten unter den Tisch fallen ließ. Laschet sollte das bestätigen, was Wurm als richtig empfindet. SORRY, das ist kein guter Journalismus", meint ein anderer X-Nutzer.
  • "Sorry ZDF Morgenmagazin, was war denn das für ein schlechtes Interview von Andreas Wunn mit Herrn Laschet? Müssen die Gäste die Meinung der Moderatoren bestätigen, ansonsten gilt ihre Meinung nichts? Wie Wunn Laschet über den Mund gefahren ist, ist respektlos! #zdfmorgenmagazin", ist in einem weiteren Tweet zu lesen.
  • "Armin #Laschet ist am frühen morgen aber schon ziemlich schlecht gelaunt und dünnhäutig im Gespräche mit Andreas #Wunn im #ZDF #MoMa zum Thema #Israel / #Gaza", merkt ein weiterer X-Nutzer an.

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