Robert Habeck am Pranger: Grünen-Kanzlerkandidat geht nach Vorwürfen in die Offensive

In der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes ist Robert Habeck wegen seiner Dissertation ins Visier eines Plagiats-Jägers geraten. Der Kanzlerkandidat der Grünen geht in die Offensive - und auch Habecks Universität meldet sich zu Wort.

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Robert Habeck steht wenige Tage vor der Bundestagswahl wegen angeblicher Fehler in seiner Doktorarbeit am Pranger. (Foto) Suche
Robert Habeck steht wenige Tage vor der Bundestagswahl wegen angeblicher Fehler in seiner Doktorarbeit am Pranger. Bild: picture alliance/dpa | Christian Charisius
  • Robert Habeck wegen angeblicher Plagiatsvorwürfe am Pranger
  • Hat der Kanzlerkandidat der Grünen bei seiner Doktorarbeit geschummelt?
  • Plagiatsjäger Stefan Weber hatte es bereits auf Annalena Baerbock abgesehen

Am 23. Februar 2025 wählt Deutschland einen neuen Bundestag - der Ton im Wahlkampf wird folgerichtig von Tag zu Tag rauer. Nun steht Robert Habeck, der für die Grünen als Kanzlerkandidat ins Rennen geht, nur zwei Wochen vor der Bundestagswahl wegen angeblicher Ungereimtheiten bei seiner Doktorarbeit im Fokus.

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Robert Habeck im Fokus von Plagiatsvorwürfen

Öffentlich gemacht wurden die Anschuldigungen zu Robert Habecks Dissertation von dem selbsternannten Plagiatssucher Stefan Weber aus Österreich. Weber habe die 2001 veröffentlichte Doktorarbeit Robert Habecks mit dem Titel "Die Natur der Literatur" genau unter die Lupe genommen und sei zu dem Schluss gekommen, Robert Habeck habe an 128 Stellen in seiner Doktorarbeit "Quellen-, Zitats- und Textplagiate" untergebracht, wie der "Spiegel" berichtet. Inzwischen hat sich auch die Universität Hamburg, an der Robert Habeck seine Doktorarbeit einreichte, zu Wort gemeldet und die Plagiatsvorwürfe entkräftet. Es liege kein wissenschaftliches Fehlverhalten vor, teilte die Hochschule mit.

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Robert Habeck geht in die Offensive nach Wirbel um Doktorarbeit

Der Kanzlerkandidat der Grünen ging bereits vor der erwarteten Veröffentlichung der Vorwürfe durch Weber in die Offensive. Der Bundeswirtschaftsminister und Vize-Kanzler sagte in einem am 10. Februar 2025 in sozialen Medien veröffentlichten Video, ihm seien im Januar eine Reihe sehr spezifischer Vorwürfe zugetragen worden. Er rechne damit, dass Weber sie heute veröffentlichen werde. "Dabei geht es nicht, wie sonst, um Textplagiate, sondern um Ungenauigkeiten in den Fußnoten", so Habeck. Er habe, gleich nachdem ihm das bekannt wurde, die Ombudsstelle der Universität Hamburg um Sichtung und Prüfung seiner Dissertation und speziell der konkreten Vorwürfe gebeten.

Universität Hamburg bestreitet Fehlverhalten bei Robert Habecks Dissertation

Die Universität teilte mit, es sei festgestellt worden, dass gemäß ihren Regeln kein wissenschaftliches Fehlverhalten vorliege, da "weder vorsätzlich noch grob fahrlässig gegen die Standards der guten wissenschaftlichen Praxis verstoßen wurde". Die Eigenständigkeit der Forschungsleistung sei bestätigt worden. Habeck seien zusätzlich Empfehlungen zur Überarbeitung einzelner Zitate und Fußnoten der Dissertation übermittelt worden. "Diese Empfehlungen beruhen auf den heutigen Regeln guter wissenschaftlicher Praxis, welche zum Zeitpunkt der Erstellung der Arbeit zum Teil noch nicht in gleicher Weise formalisiert waren."

Weiter hieß es von der Uni, die Ombudsstelle habe von Habeck inzwischen neue Hinweise zur Doktorarbeit erreicht. Diese würden aktuell ebenfalls sorgfältig begutachtet und fachlich eingeordnet. Habeck sprach von weiteren Fußnoten, die Weber bemängele. Das meiste sei deckungsgleich mit dem, was die Hochschule schon gründlich geprüft und bewertet habe. 

Plagiatsjäger Stefan Weber beschimpft Robert Habeck als Lügner

Plagiatsjäger Weber warf Habeck auf der Plattform X, zu schwindeln. Es gehe nicht um Ungenauigkeiten in den Fußnoten. "Sie haben methodisch eine Quellenarbeit simuliert, die nicht stattgefunden hat. Wir konnten das mit dem zitationsbasierten Ansatz nachweisen. Und Sie haben sehr wohl auch Textfragmente plagiiert."

Habeck sagte, Weber werde auch Vorwürfe gegen die Doktorarbeit seiner Frau erheben. Seine Frau kandidiere aber für kein politisches Mandat. "Sie ist nicht Teil des Wahlkampfs. Ich bitte also darum, meine Familie rauszuhalten."

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Er wisse, dass sich der Plagiatsjäger Weber seit Jahren mit seiner Doktorarbeit beschäftige, so Habeck. "Wer ihn beauftragt hat und wer ihn bezahlt, das weiß ich nicht." Recherchen hätten jedoch ergeben, dass die Spur zum rechtspopulistischen Nachrichtenportal NIUS führe. Grünen-Wahlkampfmanager Andreas Audretsch sagte, es gebe Akteure und Gruppen, die versuchten, mit Desinformationskampagnen die Bundestagswahl zu beeinflussen. 

Robert Habeck fragt Akademie Leopoldina nach Wirbel um Dissertation um Rat 

 

Der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald Haug, erklärte, Habeck habe ihn persönlich um Rat gebeten. Dass es sich bei der Dissertation um eine eigenständige wissenschaftliche Arbeit handle, die auf Basis eigener Forschung neue Erkenntnisse erziele, sei seit der Promotion im Jahr 2000 nicht angezweifelt worden. "Daran hat sich durch die neuerdings erhobenen Vorwürfe gegen Habecks Promotionsleistung, die er mir bereits im Januar gegenüber dargebracht hat, nichts geändert."

Weiter erklärte Haug: "Aus der Überprüfung der Vorwürfe gegen Robert Habeck einen wissenschaftlichen Skandal machen zu wollen, wäre nicht zu rechtfertigen. Dass die Vorwürfe gegen Habeck jetzt - kurz vor der Bundestagswahl - erhoben werden, ist gewiss kein Zufall, sondern politisch motiviert. Eine wissenschaftsinterne Überprüfung von Doktorarbeiten auf diese Weise zu instrumentalisieren, wäre der eigentliche Skandal." Haug ist Klimaforscher und Direktor der Abteilung Klimageochemie am Max-Planck-Institut für Chemie.

Plagiat-Jäger Weber hatte schon Annalena Baerbock auf dem Kieker

Im Sommer 2021 und damit wenige Monate vor der Bundestagswahl hatte Weber Vorwürfe gegen die damalige Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock erhoben. Dabei ging es um Baerbocks Buch "Jetzt. Wie wir unser Land erneuern". Weber hatte im Sommer 2021 auch kritisiert, der damalige Unionskanzlerkandidat Armin Laschet habe in seinem Buch "Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance" Stellen unzitiert übernommen.

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/news.de/dpa

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