Wladimir Putin kneift: Kein Treffen mit Selenskyj in der Türkei - Chance auf Frieden vertan?

Nach tagelangem Schweigen herrscht nun Gewissheit: Wladimir Putin wird persönlich nicht an Friedensverhandlungen zum Ukraine-Krieg in der Türkei teilnehmen. Dabei hatte ihn der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zuvor zu einem persönlichen Treffen aufgefordert. Sicherheitsexperten sehen schwarz.

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Wladimir Putin reist nicht in die Türkei, um persönlich mit Wolodymyr Selenskyj über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu sprechen. (Foto) Suche
Wladimir Putin reist nicht in die Türkei, um persönlich mit Wolodymyr Selenskyj über ein Ende des Ukraine-Kriegs zu sprechen. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin | Alexander Kazakov
  • Wladimir Putin reist nicht zu Friedensgesprächen in die Türkei
  • Auch Donald Trump sagt Reise ab
  • Russische Delegation unter Führung des Putin-Beraters Wladimir Medinski wird nach Istanbul geschickt

Kremlchef Wladimir Putin wird am Donnerstag nicht persönlich zu den Ukraine-Friedensgesprächen nach Istanbul reisen, obwohl er selbst direkte Verhandlungen vorgeschlagen hatte. Wie der Kreml am Mittwochabend mitteilte, schickt der russische Präsident stattdessen eine mehrköpfige Delegation unter Leitung seines Beraters Wladimir Medinski in die Türkei.

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Wladimir Putin reist nicht persönlich zu Friedensverhandlungen nach Istanbul

Tagelang schwieg Putin zu seiner Teilnahme an den Gesprächen in Istanbul. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte zuvor gegenüber der französischen Zeitung "Liberation" erklärt, dass ein Fernbleiben Putins bedeuten würde, "dass er keinen politischen Erfolg anstrebt".

Vor Bekanntwerden der russischen Delegationsbesetzung sagte er in seiner abendlichen Videobotschaft außerdem: "Die Ukraine ist zu jedem Format von Verhandlungen bereit und wir haben keine Angst vor Treffen." Zuvor hatte Selenskyj immer wieder bekräftigt, dass er persönlich in der Türkei auf Putin warten werde und der Kremlchef selbst am Verhandlungstisch sitzen müsse, da er allein in Russland über Krieg und Frieden entscheide.

Wolodymyr Selenskyj reist in die Türkei, Donald Trump sagt ab

Selenskyj ist nach Angaben eines Insiders in die Türkei aufgebrochen. "Wir sind auf dem Weg", sagte eine Person der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwochabend. Als Ziel wurde allerdings die Hauptstadt Ankara und nicht Istanbul genannt, wobei unklar blieb, ob Selenskyj nach Istanbul weiterreisen wird.

Kurz nach Putins Absage teilte auch US-Präsident Donald Trump mit, dass er auf eine Reise in die Türkei verzichtet, wie CNN und Fox News berichteten. Der Republikaner ist derzeit im Nahen Osten unterwegs. Dafür werde US-Außenminister Marco Rubio laut Trump auf jeden Fall in der Türkei sein.

Die russische Delegation wird neben Wladimir Medinski aus weiteren hochrangigen Vertretern bestehen. Laut Kreml-Angaben gehören ihr der Vize-Außenminister Michail Galusin, General Igor Kostjukow vom russischen Generalstab und Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin an. Zudem nehmen Experten des Verteidigungsministeriums, des Generalstabs, des Außenministeriums und der Präsidialverwaltung teil.

Führen Gespräche zu einem Waffenstillstand im Ukraine-Krieg? Sicherheitsexperten skeptisch

In Istanbul wird erwartet, dass die Ukraine einen vollständigen 30-tägigen Waffenstillstand als Ausgangspunkt für weitere Gespräche fordern wird. Experten äußern sich jedoch skeptisch über die Erfolgsaussichten der Verhandlungen.

Sicherheitsexperte Nico Lange von der Münchner Sicherheitskonferenz erklärte gegenüber der "Bild"-Zeitung: "Einen Friedens-Showdown wird es nicht geben." Er geht davon aus, dass "Putins Delegation die bekannten Lügen und Maximalforderungen wiederholen" wird. "Die Ukraine wird zu Gesprächen bereit sein, aber nicht zur Kapitulation", fügte Lange hinzu.

Auch Jan C. Behrends, Osteuropa-Experte und Geschichts-Professor an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), warnt gegenüber "Bild", Putin werde Trump und den Westen weiter "testen" und "versuchen, das westliche Lager zu spalten".

Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj trafen bislang nur 2019 aufeinander

Die aktuellen Verhandlungen finden vor dem Hintergrund früherer gescheiterter Gespräche statt. Bereits 2022 wurden in der Türkei Gespräche der beiden Konfliktparteien zur Beendigung des Krieges geführt, die jedoch ohne Ergebnis endeten. Damals war Medinski, der nun erneut die russische Delegation leitet, ebenfalls beteiligt. Der 54-Jährige gilt als einer der prägenden Ideologen des Putin-Systems und vermittelte auch in Schulbüchern eine unter Historikern umstrittene Sichtweise der russischen und ukrainischen Geschichte. Wissenschaftler und Kremlkritiker werfen ihm bewusste Fälschungen und Geschichtsklitterung für politisch-propagandistische Zwecke vor.

Wären Putin und Selenskyj in Istanbul zusammengekommen, wäre es erst das zweite Treffen der beiden Staatschefs überhaupt gewesen. Ihr einziges bisheriges Zusammentreffen fand 2019 statt - damals noch in Anwesenheit der damaligen deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und des französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Die EU hat unterdessen Russland mit neuen Sanktionen gedroht, sollte es bei den Gesprächen zu keinen Fortschritten in Richtung einer Feuerpause kommen.

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