Friedrich Merz: Bundeskanzler zugedröhnt im Zug? Irre Koks-Lüge verbreitet sich im Netz

Eine absurde Desinformationskampagne macht derzeit in sozialen Medien die Runde: Europäische Spitzenpolitiker sollen angeblich auf ihrer Zugfahrt nach Kiew Kokain konsumiert haben - darunter auch Bundeskanzler Friedrich Merz.

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Haben Briten-Premier Keir Starmer, der französische Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Friedrich Merz auf der Zugfahrt nach Kiew Drogen konsumiert? Aufnahmen riefen wilde Spekulationen hervor. (Foto) Suche
Haben Briten-Premier Keir Starmer, der französische Präsident Emmanuel Macron und Bundeskanzler Friedrich Merz auf der Zugfahrt nach Kiew Drogen konsumiert? Aufnahmen riefen wilde Spekulationen hervor. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
  • Wilde Verschwörungstheorie zu Friedrich Merz, Emmanuel Macron und Keir Starmer in sozialen Medien verbreitet
  • Amerikanischer Trump-Unterstützer Alex Jones behauptet: Europäische Regierungschefs hätten auf Zugfahrt nach Kiew Kokain konsumiert
  • Keine Belege für Theorie, Tüte mit Drogen ist lediglich ein Taschentuch

Wurden Bundeskanzler Friedrich Merz (69, CDU), der französische Präsident Emmanuel Macron (47) und Briten-Premier Keir Starmer (62) beim gemeinsamen Drogenkonsum erwischt? Diese absurde Verschwörungstheorie verbreiteten in den vergangenen Stunden amerikanische und russische Propagandakanäle im Internet. Ausgangspunkt sind Fotos und Videos, die bei einer Zugfahrt der drei Regierungschefs nach Kiew aufgenommen wurden.

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Es wurde die völlig haltlose Behauptung aufgestellt, Merz, Macron und Starmer hätten auf der Fahrt Kokain konsumiert. Am 9. Mai reisten die drei europäischen Spitzenpolitiker gemeinsam per Zug von Polen nach Kiew, um dort mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Polens Premier Donald Tusk zusammenzutreffen. Während der Zugfahrt entstanden Fotos und Videos in einem Besprechungsraum. Die drei Staatsmänner sitzen an einem Tisch. Vor Emmanuel Macron liegt dabei ein zusammengeknülltes Taschentuch.

Irre Verschwörungstheorie zu Kokain-Konsum im Netz verbreitet

Diese Bilder riefen wilde Spekulationen hervor. So schrieb der amerikanische Verschwörungstheoretiker Alex Jones, ein bekannter Trump-Unterstützer auf X (vormals Twitter), von einem "sich entwickelnden Skandal". Bei dem Taschentuch würde es sich um ein "Tütchen mit weißem Pulver" handeln. Er behauptete außerdem zu den Aufnahmen ohne jegliche Beweise: "Macron steckt es schnell ein, Merz versteckt den Löffel. Keine Erklärung gegeben. Selenskyj, ein bekannter Kokain-Enthusiast, hatte sie gerade erst empfangen. Alle drei 'Führer' sehen völlig zugedröhnt aus." Der Beitrag von Alex Jones ging viral und wurde bis zum Montagmittag (12. Mai) mehr als 22 Millionen Mal auf X angesehen.

Koks-Lüge um Friedrich Merz und Co. entlarvt

Wie die "Bild" schreibt, ist in Jones' X-Beitrag ist praktisch nichts korrekt. Das Video zeigt die Politiker auf dem Weg nach Kiew, nicht bei ihrer Rückkehr, wie der Verschwörungstheoretiker außerdem schrieb. Das angebliche Kokain-Tütchen ist eindeutig als Taschentuch zu erkennen. Zudem basiert die Behauptung, Selenskyj sei ein "Kokain-Enthusiast", auf einer vom Kreml in die Welt gesetzten Lüge, für die keinerlei Belege existieren. Andere X-Nutzer stellen in den Kommentaren richtig:

  • "Das Video, in dem behauptet wird, dass Macron, Starmer und Merz während ihrer Reise nach Kiew in einen Kokain-Skandal verwickelt waren, ist nicht echt. Faktenchecks zeigen, dass es sich bei dem angeblichen Kokain um ein Taschentuch und bei dem 'Löffel' um einen Rührlöffel handelt. Diese Behauptungen, die von Verschwörungsberichten verbreitet werden, sind Fehlinformationen. Auch die Behauptungen über Selenskyjs Drogenkonsum sind falsch und wurden von Reuters entlarvt. Die Staats- und Regierungschefs waren in diplomatischer Mission unterwegs, um die Ukraine zu unterstützen, und es gibt keinen Hinweis auf einen Skandal."
  • "Es handelte sich um ein rotziges Nasentaschentuch, das [Macron] entfernte, um nicht unordentlich zu sein und um sich nicht zu schämen. Es in seine Tasche zu stecken, war der schnellste Weg, es loszuwerden, anstatt nach einem Mülleimer zu suchen."
  • "Es muss seltsam sein, in einer Welt zu leben, in der man sich einfach Dinge ausdenkt. Gibt es dafür einen Namen?"

Trotzdem griff auch Putins Top-Unterhändler Kirill Dmitrijew das Jones-Video umgehend auf und verbreitete es weiter. "Ist dieses Filmmaterial KI oder echt? Wenn es echt ist - haben wir es dann mit Zucker oder etwas ganz anderem zu tun? Wenn es sich um etwas anderes handelt, erklärt dies viele der jüngsten Ideen und Vorschläge", schrieb er dazu.

So reagieren Frankreich und die CDU auf die Propaganda

Der Élysée-Palast in Paris (Amtssitz des französischen Staatspräsidenten) sah sich ebenfalls zu einer Stellungnahme gezwungen und machte klar, dass auf den Bildern nichts weiter als ein Taschentuch zu sehen sei. "Wenn europäische Einigkeit unbequem wird, geht Desinformation so weit, dass selbst ein einfaches Taschentuch wie Drogen aussehen soll. Diese Falschmeldungen werden von den Feinden Frankreichs verbreitet – sowohl im Ausland als auch im Inland. Wir müssen wachsam gegenüber solcher Manipulation bleiben."

Die CDU schrieb auf ihrem X-Kanal: "Es ist tatsächlich nur ein Taschentuch. Aktuell wird von vielen Seiten versucht, die öffentliche Meinung durch Desinformationskampagnen zu beeinflussen. Feinde unserer Demokratie versuchen, gezielt die europäische Einigkeit und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu schwächen. Wir halten dagegen. Wir stehen ein für Frieden, Freiheit und Verantwortung in Europa." Dazu teilte die CDU eine Nahaufnahme des Taschentuchs und schrieb dazu: "Schafft Abhilfe bei Erkältung". Zu einem Foto des Treffens zwischen Merz, Macron, Starmer, Tusk und Selenskyj heißt es außerdem: "Schafft Frieden und Freiheit in Europa".

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