Nach Atomschirm-Vorschlag Frankreichs: Putin-Minister zieht mit Hitler-Vergleich über Macron her

Der Vorschlag des französischen Präsidenten Macron, Europa unter Frankreichs Atom-Schutzschirm zu einen, hat in Russland heftige Reaktionen hervorgerufen. Putins Außenminister Lawrow stellte abschätzige Macron-Vergleiche mit Adolf Hitler an.

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Die jüngsten Vorschläge von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu einem atomaren Schutzschirm für Europa haben in Russland einen wunden Punkt getroffen, wie der Reaktion von Außenminister Sergej Lawrow zu entnehmen ist. (Foto) Suche
Die jüngsten Vorschläge von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zu einem atomaren Schutzschirm für Europa haben in Russland einen wunden Punkt getroffen, wie der Reaktion von Außenminister Sergej Lawrow zu entnehmen ist. Bild: picture alliance/dpa/dpa/Pool | Kay Nietfeld
  • Europa bald auf sich allein gestellt nach neuem Kurs in US-Außenpolitik
  • Emmanuel Macron schlägt Atomwaffen-Schutzschirm in Frankreich für Europa vor
  • Sergej Lawrow zieht Hitler-Vergleich und ätzt gegen französischen Präsidenten

Mit einschüchternden Tiraden kennt man sich im Kreml bestens aus, äußert Wladimir Putin doch immer wieder unverhohlene Drohungen gen Westen - umgekehrt scheinen derartige Aussagen in Russland jedoch weniger leicht weggesteckt zu werden. Das jüngste Beispiel dafür sind die Reaktionen aus Wladimir Putins Regierung zu den jüngst getätigten Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.

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Dem warf Russlands Außenminister Sergej Lawrow nämlich in einer Fernsehansprache eine Bedrohung Russlands vor und verglich Macron im gleichen Atemzug mit Adolf Hitler, wie die russische staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Im Unterschied zu seinen Vorgängern Napoleon und Hitler, die auch mit Russland hätten kämpfen wollen, handele Macron nicht sehr adrett, sagte Lawrow demnach. Außerdem warf er Macron "unintelligente Anschuldigungen" vor.

Lawrow bezog sich auf eine Fernsehansprache Macrons vom 5. März. Darin hatte er erwogen, verbündete Länder unter den Schutz französischer Atomwaffen zu stellen und vor Russland als einer Bedrohung für Europa gewarnt.

Hintergrund: Europa bald gegen die USA unter Frankreichs Atom-Schutzschirm?

  • Seit dem Amtsantritt Donald Trumps als US-Präsident wachsen die Zweifel daran, dass sich die Europäer noch auf den Schutz der USA verlassen können.
  • Als Reaktion auf den Kurswechsel in der US-Außenpolitik unter Präsident Donald Trump hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron seine Überlegungen zu einer gemeinsamen nuklearen Abschreckung bekräftigt.
  • Macron hatte Deutschland und anderen EU-Partnern bereits 2020 während der ersten Amtszeit des US-Präsidenten Gespräche über eine europäische Kooperation bei der atomaren Abschreckung angeboten, stieß dabei bei der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf wenig Resonanz.
  • Erforderlich wären vermutlich riesige Investitionen, weil die britischen und französischen Atomwaffen derzeit nur eine Art nationale Ergänzung zur US-Abschreckung über die Nato waren.
  • Die USA haben Expertenschätzungen zufolge noch etwa 100 Atombomben in Europa stationiert - einige davon sollen auf dem Fliegerhorst Büchel in der Eifel lagern. Im Ernstfall sollen sie von Kampfjets der Bundeswehr eingesetzt werden.
  • Auch in Belgien, den Niederlanden, Italien und in der Türkei sollen noch US-Atombomben stationiert sein.
  • Offizielle Angaben gibt es dazu nicht.

Putin-Sprachrohr ätzt gegen "Sandmännchen" Macron

Lawrow blieb mit seinen Äußerungen indes nicht allein. Auch die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, spottete über die Aussagen des französischen Präsidenten und stellte Emmanuel Macron auf eine Stufe mit einer Märchenfigur, die der dänische Schriftsteller Hans Christian Andersen erfand. Macron erinnere sie an einen "Atom-Ole-Lukøje", sagte Maria Sacharowa. Auch er versuche, seinen Schirm zu öffnen, nur eben einen atomaren und über Europa. "Ole Lukøje" bringt in den Märchenbüchern ähnlich wie der Sandmann Kinder zum Einschlafen und hat stets zwei Schirme bei sich.

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/news.de/dpa

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