Donald Trump will Ukraine-Rohstoffe: Deal angeblich unterschriftsreif - hier behielt Selenskyj die Oberhand

Donald Trump ist scharf auf ukrainische Bodenschätze, doch in den Verhandlungen gab Wolodymyr Selenskyj nicht klein bei. Nun muss der US-Präsident in dem angeblich unterschriftsreichen Deal Abstriche machen.

Erstellt von - Uhr

Donald Trump muss seine ursprünglichen Träume von Rohstoffen aus der Ukraine begraben - bei den Verhandlungen hatte Wolodymyr Selenskyj das letzte Wort. (Foto) Suche
Donald Trump muss seine ursprünglichen Träume von Rohstoffen aus der Ukraine begraben - bei den Verhandlungen hatte Wolodymyr Selenskyj das letzte Wort. Bild: picture alliance/dpa/AP | Julia Demaree Nikhinson
  • Donald Trump giert nach Bodenschätzen in der Ukraine für 500 Milliarden US-Dollar
  • Triumph für Wolodymyr Selenskyj: Neuer Deal mit den USA offenbar unterschriftsreif
  • Selenskyj reist zu Donald Trump in die USA - Treffen noch diese Woche
  • Berichte: EU schlägt Kiew eigenen "Win-win"-Deal über Rohstoffe vor

Seit drei Jahren wird die Ukraine von Russland mit einem unerbittlichen Angriffskrieg überzogen - diesen Umstand will der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump nach eigenen Aussagen alsbald beenden. Dafür hat der US-Republikaner ganz eigene Pläne mit der Ukraine: Im Erdreich des russischen Nachbarlandes schlummern nämlich kostbare Bodenschätze, sogenannte seltene Erden, nach denen Donald Trump unverhohlen seine Finger ausstreckt.

Ebenfalls lesenswert:

Donald Trump giert nach Ukraine-Rohstoffen und setzt Selenskyj unter Druck

Die Mineralvorkommen nutzte Trump kurzerhand, um der Ukraine die Pistole auf die Brust zu setzen: Der US-Präsident schlug einen Deal vor, der es den USA erlauben würde, in der Ukraine für Hochtechnologieprodukte relevante seltene Erden abzubauen sowie Öl- und Gas-Vorkommen anzuzapfen, wofür der Ukraine im Gegenzug weitere militärische Unterstützung im Krieg gegen Putins Truppen zugesichert werde. Ein Vorschlag, dem der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mit den Worten "Ich werde nichts unterschreiben, was zehn Genrationen von Ukrainern würden zurückzahlen müssen" eine klare Absage erteilte.

Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an und verpassen Sie keine Schlagzeile mehr – bleiben Sie mit news.de immer auf dem neuesten Stand!

 

Triumph für Wolodymyr Selenskyj: Neuer Rohstoff-Deal mit den USA unterschriftsreif

Nun soll sich Selenskyj gegen Trump durchgesetzt und eine neue Vereinbarung erzielt haben, die inzwischen unterschriftsreif sei, wie unter anderem das Internetportal der "Ukrajinska Prawda" in Kiew berichtete. Demnach gebe es einen neuen Deal über den Zugang der USA zu Rohstoffen in der Ukraine als Kompensation für die Verteidigungshilfe, die die Vereinigten Staaten dem von Russland angegriffenen Land in den vergangenen drei Jahren geleistet haben. Der Entwurf eines Vertrags liegt dem Medium demnach vor. Auch die britische "Financial Times" berichtete über eine Einigung beider Seiten. Den Berichten zufolge ist in der angeblich unterschriftsreifen Fassung keine Rede mehr von Sicherheitsgarantien der USA, auf die ukrainische Staatsführung zuletzt immer wieder gepocht hatte.

Olga Stefanishyna, amtierende stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für europäische Integration der Ukraine, kommentierte die Verhandlungen wie folgt:

  • "Die Vertreter der Ukraine und der USA befinden sich in der Endphase der Verhandlungen über das Mineralienabkommen. Die Verhandlungen verliefen sehr konstruktiv, und fast alle wichtigen Details wurden festgelegt."
  • "Wir sind entschlossen, die Verhandlungen zeitnah abzuschließen, um mit der Unterzeichnung fortfahren zu können. Wir hoffen, dass die Staats- und Regierungschefs der Ukraine und der USA das Abkommen so bald wie möglich in Washington unterzeichnen und billigen, um unser Engagement für die kommenden Jahrzehnte zu festigen."

Selenskyj setzt sich durch: Bei diesen Punkten muss Donald Trump klein beigeben

Wolodymyr Selenskyjs langer Atem bei den Verhandlungen dürfte sich für die Ukraine ausgezahlt haben, während Donald Trump wohl oder übel klein beigeben musste.  Den Berichten zufolge erhalten die Vereinigten Staaten keine vollständige Kontrolle über einen geplanten Investitionsfonds für den Wiederaufbau, in den die Einnahmen aus dem Abbau der Bodenschätze fließen sollen. Der Fonds soll den Berichten zufolge vielmehr von den USA und der Ukraine gemeinsam verwaltet werden. In ihn fließen demnach 50 Prozent der Einnahmen aus Rohstoffverkäufen und der für den Umschlag der Bodenschätze wichtigen Häfen und anderer Infrastruktur.

Wie die "Ukrajinska Prawda" berichtete auch die "Financial Times", dass in den Fonds nicht so viel Geld aus der Ukraine fließen soll, bis die Summe von 500 Milliarden US-Dollar erreicht ist - diese Summe hatte Trump zunächst in den Raum gestellt. Beiden Medien zufolge lenkte Washington hier ein und nahm Abstand von den härtesten Forderungen, die Selenskyjs Unmut erregt hatten.

Den Medienberichten nach soll der Fonds Projekte in der Ukraine finanzieren. Er sei losgelöst von den Einnahmen aus Rohstoffverkäufen, die schon jetzt in den Staatshaushalt fließen. Die Vereinbarung soll auch nicht im Widerspruch stehen zu anderen internationalen Abkommen der Ukraine - etwa mit der EU. Zu klären seien noch Details der Arbeitsweise des künftigen Fonds, hieß es. Die Ausbeutung der Rohstoffe in der Ukraine gilt als strategisch bedeutsam und wirtschaftlich lukrativ. Das Land kann die Vorkommen an seltenen Erden und anderen Rohstoffen sehr gut gebrauchen für den Wiederaufbau. Ein großer Teil der Ressourcen liegt aber in den von Russland besetzten Gebieten des Landes.

Berichte: EU bietet Ukraine angeblich eigenes Rohstoff-Abkommen an

Darüber hinaus soll auch die EU der kriegsgebeutelten Ukraine einen Entwurf für ein Abkommen vorgelegt haben, der Donald Trump und die USA ins Abseits drängen könnte. Wie der britische "Daily Express" ebenso wie "Le Figaro" in Frankreich schreibt, habe sich Stéphane Séjourné, seines Zeichens Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission für Wohlstand und Industriestrategie, in Kiew mit der ukrainischen Regierung über einen Deal ausgetauscht, der "von beiderseitigem Nutzen" sei. "21 der 30 kritischen Materialien, die Europa benötigt, können von der Ukraine im Rahmen einer Win-Win-Partnerschaft bereitgestellt werden", so Séjourné laut "Le Figaro". "Der Mehrwert des europäischen Vorschlags liegt darin, dass wir niemals ein Abkommen fordern werden, das nicht für beide Seiten von Vorteil ist."

Selenskyj reist nach Washington: Wird das Rohstoff-Abkommen noch diese Woche unterzeichnet?

Zur Unterzeichnung könnte es bereits an diesem Freitag (28.02.2025) kommen: Dann soll der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Washington reisen, wie US-Präsident Donald Trump bekanntgab. "Ich höre, dass er am Freitag kommen will, das ist sicherlich okay für mich, wenn er möchte", sagte Trump im Weißen Haus. 

Um das Abkommen gab es in den vergangenen Tagen heftigen Streit, weil der ukrainische Präsident Selenskyj eine Unterzeichnung zunächst verweigert hatte. Nicht nur in der Ukraine, auch in europäischen Ländern machte sich Empörung darüber breit, dass Trump die Kriegsnot des großflächig zerstörten Landes offenbar als Gelegenheit für einen lukrativen Deal betrachtet.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/news.de/dpa

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.