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Ukraine-Krieg aktuell: Nato-Hilfe vor Ort - Experte sieht Gefahr eines 3. Weltkriegs

Mehrere Nato-Länder überlegen derzeit, die Ukraine mit eigenem Personal im Kriegsgebiet zu unterstützen. Ein Militärexperte glaubt, dass dies zu einer weiteren Eskalation im Konflikt mit Russland führen könnte. Sollte stattdessen jetzt über einen Waffenstillstand verhandelt werden?

Ein ukrainischer Soldat trägt in einem Graben einen US-amerikanischen Stinger-Flugabwehrraketenwerfer. Ein Experte warnt jetzt davor, dass die Nato eigenes Personal an die Front schickt. (Foto) Suche
Ein ukrainischer Soldat trägt in einem Graben einen US-amerikanischen Stinger-Flugabwehrraketenwerfer. Ein Experte warnt jetzt davor, dass die Nato eigenes Personal an die Front schickt. Bild: picture alliance/dpa/AP | Andriy Andriyenko
  • Oberst a.D. Ralph Thiele spricht sich gegen Nato-Hilfe in der Ukraine vor Ort aus
  • Militärexperte warnt vor "Einstieg in den 3. Weltkrieg"
  • Präsident Emmanuel Macron will Pläne zur Entsendung französischer Militärausbilder vorstellen

Seit mehr als zwei Jahren muss sich die Ukraine gegen die russischen Angriffe wehren. Das gelingt den Truppen mal mehr, mal weniger gut. Der Westen unternimmt viel, um die Ukraine bei ihrem Kampf gegen die Kreml-Truppen zu unterstützen. Bislang beschränkt sich die Hilfe jedoch darauf, Kiew Geld, Waffen sowie weiteres militärisches Gerät zur Verfügung zu stellen. Zuletzt wurde innerhalb der Nato-Staaten allerdings auch über die Entsendung von eigenem Personal ins Kriegsgebiet diskutiert. Ein Militärexperte warnt jetzt davor, dass dies zum 3. Weltkrieg führen könnte.

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Im Gespräch ist derzeit unter anderem, dass die ukrainischen Soldaten vor Ort durch westliche Militärausbilder geschult werden. Außerdem wird über eigene Logistik-Einrichtungen der Nato hinter der Frontlinie nachgedacht. Ebenso könnte es eine Ausdehnung der westlichen Luftverteidigung in der Westukraine geben. All dies soll der Ukraine helfen, im Kampf gegen Putins Truppen schneller und effizienter zu werden. Oberst a.D. Ralph Thiele (70) befürchtet durch solche Maßnahmen allerdings eine weitere Eskalation des Konflikts. Das stellt der Vorsitzende der Politisch-Militärischen Gesellschaft e.V., Präsident von EuroDefense (Deutschland) e.V. und CEO von StratByrd Consulting in einem Gastbeitrag für den "Focus" klar. Er sagt zu den Plänen: "Praktisch bedeutet das: Die dafür eingesetzten westlichen militärischen Einheiten übernehmen Schlüsselaufgaben der ukrainischen Streitkräfte. Sie werden zur Kriegspartei und absehbar auch zum Ziel russischer Angriffe." Es wäre der "Einstieg in eine direkte westliche Kriegsbeteiligung".

Ralph Thiele will Verhandlungen mit Russland und Waffenstillstand

Ralph Thiele spricht sich deshalb gegen eine Unterstützung der Ukraine durch westliche Militärangehörige vor Ort aus. Der Experte plädiert hingegen für "Waffenstillstandsverhandlungen". Dies sei auch nötig, damit die "rüstungsindustrielle Zeitenwende" in den nächsten Jahren umgesetzt werden könne. Thiele geht noch darauf ein, dass die Unterstützung aus dem Westen aktuell nicht ausreichen würde, "um die Unterlegenheit der ukrainischen Luftverteidigung zu verringern". Er warnt außerdem vor einer nuklearen Auseinandersetzung mit Russland, sollte die USA direkt militärisch intervenieren.

Hintergrund: Beschlossen ist zu einer Entsendung westlicher Militärausbilder in die Ukraine noch nichts. Das stellte am Montagabend auch noch einmal der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow klar. In der kommenden Woche will Frankreichs Präsident Emmanuel Macron zur möglichen Entsendung eigener Militärausbilder einen Plan vorlegen. Dies wolle er beim Besuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Normandiezum Gedenken an die Landung der Alliierten im Zweiten Weltkrieg tun. Macron hatte bereits im Februar das Entsenden von Bodentruppen in die Ukraine ins Spiel gebracht und damit eine heftige Debatte unter den westlichen Bündnispartnern ausgelöst.

Der französische Präsident spricht sich aktuell auch dafür aus, dass die Ukraine Ziele in Russland mit westlichen Waffen angreifen darf. Kremlchef Wladimir Putin warnte vor einem solchen Schritt und drohte Europa mit "ernsten Folgen", sollte dies geschehen. "Diese Vertreter der Nato, besonders in Europa und speziell in den kleinen Ländern, sollten sich darüber im Klaren sein, womit sie spielen", sagte Putin am Dienstag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent zum Abschluss seines Staatsbesuchs. Er deutete die Möglichkeit militärischer Gegenschläge an.

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/bua/news.de/dpa

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