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ZDF: Kreml-Propaganda? Reporter schockt mit Aussagen zu Mariupol - Sender bezieht Stellung

ZDF-Journalist Armin Coerper sorgte in dieser Woche für Aufsehen, als er aus der von Russland besetzten und zerstörten ukrainischen Stadt Mariupol berichtete. Ihm wurde die Verbreitung russischer Propaganda vorgeworfen. Mittlerweile hat der Sender sich dazu geäußert.

Die Hafenstadt Mariupol wurde im Ukraine-Krieg fast komplett zerstört. Aktuell wird sie von den Russen besetzt. (Foto) Suche
Die Hafenstadt Mariupol wurde im Ukraine-Krieg fast komplett zerstört. Aktuell wird sie von den Russen besetzt. Bild: picture alliance/dpa/Xinhua | Victor

Das ZDF sieht sich in dieser Woche schwerer Kritik ausgesetzt. Grund dafür ist ein Korrespondent, der für die "heute live" aus der von Russland im Ukraine-Krieg zerstörten Stadt Mariupol berichtete. Die Worte von Armin Coerper stießen vielen Zuschauern sauer auf, manch einer warf ihm sogar die Verbreitung von Kreml-Propaganda vor.

Ukraine-Krieg aktuell: Kritik an ZDF-Beitrag aus Mariupol

Bei einer Schalte ins ZDF-Studio stellte Armin Coerper zunächst klar, dass er in Mariupol weiterhin viel Zerstörung sehe. Er sagte anschließend: "Wir sehen aber auch sehr viel Wiederaufbau. Es werden Straßen, Schulen, Wohnblöcke, ganze Wohnviertel wieder aufgebaut. Das geht sehr schnell." Mariupol sei kein Ort für "einfache und klare Antworten". Er könne kein vollständiges Bild vermitteln, sondern nur "Momentaufnahmen" und "Eindrücke". Laut seinen Angaben könne sich das ZDF-Team in der Stadt allerdings frei bewegen und werde nicht beobachtet.

Mariupol durch Russland zerstört - Armin Coerper berichtet über Wiederaufbau und Situation am Theater

Der ZDF-Reporter führte weiter aus: "Mariupol ist keine Geisterstadt. Das möchte ich ganz klar sagen. Man sieht hier Leute auf der Straße, die führen hier ihr Leben. Und die sind offen." Wahrscheinlich seien die Menschen, die mit ihm sprechen aber vorwiegend prorussisch. Dennoch klingen seine weiteren Schilderungen alles andere als dramatisch: "Diese Stadt funktioniert. Es gibt Elektrizität. Es gibt Heizung. Es gibt fließendes, warmes Wasser. Es gibt Internet, WLAN. Das ist alles da." Geschäfte und Restaurants seien geöffnet, Russland würde sehr viel Geld in die Stadt pumpen. Besonders schockte Armin Coerper viele Zuschauer, als er über seine Begegnung mit Theaterschauspielern aus der Stadt sprach. Zur Erinnerung: Russische Streitkräfte hatten am 16. März 2022 darauf einen zerstörerischen Luftangriff geflogen, während sich dort viele Zivilisten versteckten. Es gab viele Todesopfer. Die Schauspieler hätten Coerper erzählt, dass sie vor der Invasion in den vergangenen Jahren gar nicht auf Russisch spielen durften. "Jetzt spielen sie wieder Russisch. Das sind natürlich auch Gründe für Menschen, hierzubleiben, wenn sie ihre Sprache weiter sprechen können und in ihrer Sprache arbeiten.", so der Reporter weiter.

Verbreitete ZDF-Reporter Armin Coerper russische Propaganda?

Besonders diese Aussagen sorgten für Empörung. So kritisierte unter anderem Osteuropa-Experte Sergej Sumlenny vom "European Resilience Initiative Center" auf X (vormals Twitter), dass das angesprochene Russisch-Verbot am Theater in Mariupol so nicht der Wahrheit entsprechen würde. Dies sei bloße Russen-Propaganda. Er warf dem ZDF-Reporter vor, unkommentiert "russische Lügen" zu verbreiten, mit welchen das Land seinen "genozidalen Krieg" rechtfertigen würde. Auch Ukraine-Botschafter Oleksij Makejew kritisierte den Beitrag auf X: "Ich respektiere den ZDF-Einsatz in der Ukraine. Aber die rechtswidrige Mariupol-Schalte war eine Legitimierung der Besatzung und eine Relativierung von [Russlands] Kriegsverbrechen. Auf unsere Nachfrage erkannte @ZDF den Verfahrensfehler an. Die inhaltliche Verantwortung muss hinzukommen."

ZDF verteidigt sich

Das ZDF nahm bereits Stellung zu den Aussagen von Korrespondent Armin Coerper. In einem Statement dazu heißt es, dass man die Kritik "sehr ernst" nehme: "In der angesprochenen Sendung und in der Berichterstattung des ZDF insgesamt wurde zu keinem Zeitpunkt Zweifel daran gelassen, dass es sich bei Mariupol um von Russland rechtswidrig besetztes Territorium handelt und wer in diesem Krieg Angreifer und Opfer ist." Das ZDF verwies zudem, dass in der selben Sendung auch noch durch Reporterin Anne Brühl, die in Odessa unterwegs war, die Sichtweise der Ukraine "auf die von Russland besetzten Gebiete und die Lage ukrainischer Binnenflüchtlinge" geschildert wurde.

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/bos/news.de

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