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"Unterricht im Freien" gefordert: "Wir lassen Sie im Regen stehen!" Politiker fordern Unterricht im Freien

Um Schulschließungen zu verhindern, fordern Bildungspolitiker:innen Unterricht im Freien. Doch ist das überhaupt praktikabel? Auf Twitter fragen sich zahlreiche Eltern, Lehrer:innen und Co., ob den Politiker:innen der Hut brennt.

Um Schulschließungen zu vermeiden, schlagen Politiker:innen Unterricht im Freien. (Foto) Suche
Um Schulschließungen zu vermeiden, schlagen Politiker:innen Unterricht im Freien. Bild: AdobeStock / JackF

Trotz steigender Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen gehen Tausende Schüler:innen wieder in die Schule. Mit Distanz- und Wechselunterricht sowie Masken- und Testpflicht sind die Regelungen von Bundesland zu Bundesland verschieden. Bildungspolitiker:innen mahnen nun an, dass unzählige Schüler:innen seit Monaten kaum in der Schule waren. Sie fordern daher "Unterricht im Freien".

Corona-Notbremse ohne Schulschließung: Politiker:innen fordern "Unterricht im Freien"

Der Vorschlag klingt zunächst plausibel: Immerhin ist das Infektionsrisiko unter freiem Himmel deutlich geringer als in geschlossenen Räumen. "Unterricht im Freien oder die weitere Reduzierung der Lerngruppengrößen sind zu durchdenken, bevor Schulen geschlossen werden", sagte der familienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marcus Weinberg, gegenüber der "Bild"-Zeitung. Auch die FDP-Politikerin Katja Suding, Bärbel Bas von der SPD sowie der Grünen-Abgeordnete Janosch Dahmen können sich nach eigener Aussage mehr Unterricht im Freien vorstellen. Um Schulschließungen zu vermeiden, könne der Unterricht auf dem Schulhof oder in Parks stattfinden.

"Bei der Digitalisierung versagt!" Blankes Entsetzen bei Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen

Doch bei Eltern stößt diese Idee auf blankes Entsetzen. "Weil die 16 Bildungsminister bei der Digitalisierung der Schulen versagt haben, diskutieren wir jetzt ernsthaft über Unterricht im Freien?", fragt sich eine Twitter-Nutzerin. "Politiker plädieren für Unterricht im Freien. Das sei ne pragmatische Lösung. Genauso pragmatisch wie die, den ganzen November und Dezember bei Minusgraden und leichtem Schneeregen alle Fenster sperrangelweit zu öffnen. Ach halt, bei uns kann man ja nur kippen", heißt es in einem Tweet.

Wie soll "Unterricht im Freien" möglich sein? Twitter zerreißt neueste Politik-Idee

"'Politiker plädieren für Unterricht im Freien' (ab Inzidenz 200) Können Sie das bitte heute einmal selbst erproben - gern als Bürotag oder auch in der Sitzungswoche - und uns Ihre Erfahrungen mitteilen? Danke. Falls kein WLAN im Wald, können wir dann Ihren Laptop haben?", fragt sich eine Twitter-Nutzerin. "Nach über einem Jahr Pandemie kommt man jetzt damit um die Ecke, dass man an Schulen ja auch Unterricht im Freien machen könnte. Und mehr muss man über die Priorisierung von Kindern, Schulen und Familien 2021 auch schon gar nicht wissen", fügt ein anderer empört hinzu. 

Der größte Kritikpunkt: "Unterricht im Freien" sei theoretisch zwar eine gute Idee, aber praktisch kaum umsetzbar. "Wie praktikabel ist denn Unterricht im Freien? Die Klassen müssen ja so weit auseinander, dass sie sich nicht stören. Wenn ich in der Pause am Schulhof vorbei gehe, ist der immer rappelvoll. Klingt nach dem totalen Chaos", heißt es in einem Tweet. Doch damit nicht genug. Wie soll denn der Unterricht im Freien überhaupt aussehen. "Ich möchte vorsorglich schon einmal die Dienst-Straßenmalkreide, den Dienst-Klappstuhl und den übergroßen Dienst-Regenschirm sowie 25 Klemmbretter, Steine zum Beschweren von Material und ein Dienst-Megaphon anfordern für Unterricht im Freien", schreibt eine Lehrerin auf Twitter.

"Reichen die Stromkabel überhaupt so weit, für den Overheadprojekter im Freien?"

"Wenn die Inzidenz hoch ist, soll der Unterricht im Freien stattfinden. So pragmatisch wie:
Wer kein Brot hat, soll Kuchen essen. Wer Depressionen hat, soll an etwas Schönes denken", heißt es in einem Tweet. "Weil das Konzept 'Dauerlüften bei Minusgraden', in den Schulen, so gut funktioniert hat ... denkt man jetzt ernsthaft über Unterricht im Freien nach? Im Sommer bei 22-25°C gerne, aber bei 0-11°C? Reichen die Stromkabel überhaupt so weit, für den Overheadprojekter im Freien?", wettert ein anderer über den Vorschlag der Politiker. "April 2020: Politik lehnt Installation von Luftfiltern ab. April 2021: Unterricht im Freien als Lösung. Ich mag nicht mehr", schreibt ein Twitter-Nutzer wohl das, was alle denken.

"Ehemalige Schüler*Innen wissen, wie geil Unterricht im Freien bei gutem Wetter war! Warum? WEIL MAN DANN KEINEN RICHTIGEN UNTERRICHT GEMACHT HAT", heißt es in einem Tweet. "'Unterricht im Freien' oder auch 'Wir lassen Sie im Regen stehen'", fasst ein Twitter-Nutzer die Forderung zusammen. "Politiker fordern Unterricht im Freien +++ Schüler fordern Bundestagssitzungen auf der Wiese vorm Reichstag", heißt es in einem weiteren Tweet. Na da!

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/sig/news.de/dpa

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