Von Carsten Wurtmann - Uhr

Jobwechsel: Begründen, entscheiden, durchziehen!

Nur wenige Menschen haben das Glück, ihre berufliche Laufbahn mit ihrem persönlichen Traumjob starten zu können. Und falls dies doch geschieht: die Chance, dass der Job bis zur Rente erhalten bleibt, ist ebenfalls äußert gering. Viel wahrscheinlicher: früher oder später kommt es einmal zum Jobwechsel. Was es dabei zu beachten gilt, erfahrt ihr in unserem Ratgeber!

Wer den eigenen Job nicht als sinnvoll empfindet, ist belastet. Dann ist es Zeit, mit dem Chef zu sprechen oder über einen Jobwechsel nachzudenken. Foto: Alexander Heinl/ dpa (Foto) Suche
Wer den eigenen Job nicht als sinnvoll empfindet, ist belastet. Dann ist es Zeit, mit dem Chef zu sprechen oder über einen Jobwechsel nachzudenken. Foto: Alexander Heinl/ dpa Bild: Alexander Heinl/dpa

Jobwechsel: Gründe für eine Neuorientierung

Natürlich handelt es sich hier um einen sehr individuellen und vielschichtigen Aspekt, der aber nichtsdestotrotz zur Thematik gehört: der Grund bzw. mögliche Gründe, die den Wunsch nach einem Jobwechsel überhaupt erst auslösen. Viele Arbeitnehmer neigen dazu, sich selbst grundlegend zu hinterfragen, wenn sie anfangen, über berufliche Veränderungen nachzudenken. Nachfolgend haben wir einige (gute) Gründe zusammengestellt, die ausschlagendgebend sein können:

  • Unzufriedenheit mit dem Gehalt bzw. höhere Verdienstchancen in einem anderen Job
  • Aufstiegschancen/ Reputationssteigerung
  • Unangenehmes/ ungesundes Arbeitsklima (zerrüttetes Verhältnis mit Kollegen und Chefs)
  • Eintöniger, langweiliger Job
  • Überforderung (bis hin zum drohenden Burnout)
  • Anstehende geographische Veränderung (Umzug)
  • Wechsel von Vollzeit in Teilzeit (oder umgekehrt)

Weitere Gründe sind ebenfalls denkbar. Grundsätzlich gilt: Bei anhaltender Unzufriedenheit im Beruf ist es auf jeden Fall lohnenswert, über einen Jobwechsel nachzudenken, denn: wer gern zur Arbeit geht und seine Aufgaben mit Enthusiasmus und Spaß anpackt, kann langfristig effektiv und erfolgreich sein, ohne sich mit Erschöpfung und Frustration plagen zu müssen.

Jobwechsel: Corona als Chance nutzen?

Aus gegebenem Anlass wollen wir uns in diesem Ratgeber auch mit der aktuell weltumspannenden Pandemie und ihren Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt befassen. Zunächst mag es zwar den Anschein machen, als herrschten gerade überaus schlechte Voraussetzungen für einen Jobwechsel. Corona lässt aber nicht nur zahlreiche Firmen als Verlierer oder zumindest mit ernsthaften wirtschaftlichen Problemen zurück, sondern bringt auch einige Profiteure hervor. Sich bei diesen Firmen um einen neuen Job zu bemühen, kann insofern auch erfolgversprechend sein. Hier ein paar Details, auf die du dich einstellen solltest, wenn du in Corona-Zeiten auf Stellensuche gehst:

  • Überlege dir, welche Unternehmen von der Krise profitieren (Pharma-Unternehmen, Liefer- und Logistikfirmen etc.) und erwäge, ob deine Fähigkeiten und Kenntnisse diesen Unternehmen nützlich sein könnten. Gerade dann, wenn keine Stellen ausgeschrieben sind, ist geschickte Argumentation bei deiner Initiativ-Bewerbung das A und O.
  • Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, werden Bewerbungsgespräche derzeit gerne telefonisch oder per Videokonferenz geführt. Bringe daher ggf. dein Equipment vorher auf einen angemessenen Stand und kalkuliere bei der Vorbereitung mit ein, dass du deinen persönlichen Charme nicht in räumlicher Nähe zu deinem Gesprächspartner versprühen kannst.
  • Solltest du doch zu einem Vorstellungsgespräch in den Räumlichkeiten deines potentiellen neuen Arbeitgebers eingeladen werden: denke daran, deine Schutzmaske einzupacken und verzichte darauf, deinem Gegenüber die Hand zu reichen.

Argumente gegen einen Jobwechsel

„Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Unter diesem Motto lohnt es sich, im Rahmen der Jobwechsel-Überlegungen einmal genau nachzudenken, ob der alte Job wirklich so schlecht oder frustrierend ist, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Folgende Überlegungen möchten wir dir dabei besonders ans Herz legen.

„Mein Job macht mich nicht glücklich!“

Obwohl sich diese Aussage fast schon als Totschlagargument bezeichnen lässt: hier solltest du noch einmal abwägen. Wie lange bist du schon bei deinem derzeitigen Arbeitgeber tätig? Möglicherweise bist du noch nicht vollständig in deine Aufgaben hineingewachsen und brauchst einfach noch ein bisschen mehr Zeit. Auch wenn es in frustrierenden Situationen gerne mal so aussieht: in Firma B oder C muss es nicht zwangsläufig besser sein als in Firma A. Lote zunächst aus, was für Optionen du hast, um die Situation an deinem aktuellen Arbeitsplatz zu verbessern.

„Ich langweile mich und wünsche mir neue Aufgaben!“

Dies ist einer der Hebel, die du ausprobieren kannst, um deinen bisherigen Job wieder in Schwung zu bringen, anstatt direkt einen Jobwechsel anzuvisieren: sprich mit deinen Vorgesetzten über deine bisherigen Erfolge und lege dar, was du gerne noch erreichen möchtest. Dabei ist es besonders hilfreich, wenn du direkt konkrete Ideen oder Konzepte mitbringst, um zu überzeugen. Falls du dir eine persönliche Fortbildung wünschst, kann es auch nicht schaden, Informationen zu Weiterbildungsangeboten ins Gespräch mit einzubringen und auf die daraus entstehenden Benefits für deinen Vorgesetzten bzw. für die Firma hinzuweisen.

„Meine Freunde haben viel bessere Jobs als ich!“

Neid ist grundsätzlich eine schlechte Motivation. Nur weil ein Bekannter dir erzählt, wie glatt sein Jobwechsel lief und dass nun alles rosarot aussieht, muss das noch lange nicht stimmen – oder sich in deinem Fall genauso verhalten. Der Entscheidung, sich beruflich neu auszurichten, sollte der Wunsch nach einer perfekt passenden und erfüllenden Tätigkeit vorausgehen. Einen Jobwechsel um des Jobwechsels willen solltest du indes vermeiden. Mach dir deshalb im Vorfeld klar, was du dir von einem neuen Job versprichst und was du dafür zu tun bereit bist (z.B. Standortwechsel, Schichtarbeit, Überstunden).

Jobwechsel: Formalitäten beachten!

Die Entscheidung ist getroffen, alle Zweifel ausgeräumt und das neue Jobangebot liegt vielleicht sogar schon auf dem Schreibtisch? Dann gilt es nun noch, einige Formalitäten zu berücksichtigen, um den Jobwechsel sauber über die Bühne zu bringen. Nichts wäre schließlich ärgerlicher, als im Nachhinein noch einen Rattenschwanz an Aufgaben abarbeiten zu müssen – oder sich schlimmstenfalls sogar juristische Probleme einzuhandeln.

Checkliste: Jochwechsel sauber abschließen

Die folgenden Punkte sollen dir dabei helfen, dein bestehendes Arbeitsverhältnis sauber abzuschließen, um deine neue Stelle entspannt und guter Dinge antreten zu können.

Vertragliche Regelungen einhalten: Um sicher zu gehen, dass der Start in den neuen Beruf im wahrsten Sinne des Wortes reibungslos abläuft, solltest du dir deinen aktuellen Arbeitsvertrag noch einmal genau durchlesen. Gerade wenn du schon länger in deinem Job arbeitest, hast du vielleicht einige Klauseln nicht mehr auf dem Schirm, die dir im Zweifelsfall beim Jobwechsel Probleme machen können. Konkret beachten solltest du vor allem

  • Kündigungsfrist
  • Verschwiegenheitspflicht
  • Wettbewerbsverbot

Je nachdem, wie dein Verhältnis zu deinem Arbeitgeber ist und wie schnell ein Nachfolger für dich gefunden werden kann, ist es vielleicht möglich, die Kündigungsfrist zu kürzen oder andere unliebsame Klauseln aus deinem Vertrag zu streichen. Hier solltest du aber mit viel Feingefühl agieren.

Arbeitsvertrag beim neuen Arbeitgeber unterschreiben: Um maximale Sicherheit zu haben, solltest du zunächst den neuen Arbeitsvertrag in der Tasche haben, bevor du dein bestehendes Arbeitsverhältnis kündigst. Im Zweifelsfall reicht auch eine schriftliche Zusage. In jedem Fall aber solltest du vermeiden, deinen Job ohne etwas Handfestes vom neuen Arbeitgeber zu kündigen.

Arbeitsverhältnis kündigen: Wenn feststeht, dass die Kündigungsfrist eingehalten werden kann, ohne mit dem neuen Job zu kollidieren, und es auch sonst keine Hindernisse gibt, solltest du dein Arbeitsverhältnis schriftlich kündigen. Ein zusätzliches Gespräch mit deinem Vorgesetzten ist natürlich zu empfehlen.

Kollegen über deinen Jobwechsel informieren: In erster Linie eine Frage des Anstands, aber auch für die eventuell notwendige Neuverteilung von Aufgaben wichtig.

Nachfolger einarbeiten: Keiner kennt deine Aufgaben und Arbeitsabläufe besser als du selbst. Daher solltest du neben dem Abschluss von möglichst vielen Projekten und Aufgaben auch dafür sorgen, dass der neue Mitarbeiter oder der Kollege, der deinen Job übernimmt, mit dem nötigen Know-How ausgestattet ist, um deinen Platz einnehmen zu können.

Arbeitszeugnis beantragen: Um schlimmstenfalls nicht nur mit dem sinnbildlichen feuchten Händedruck aus dem Unternehmen auszuscheiden, solltest du deinen Chef um ein qualifiziertes Arbeitszeugnis bitten. Diese exakte Bezeichnung ist wichtig, da ein einfaches Arbeitszeugnis lediglich darüber informiert, wie lange und in welcher Funktion du im Unternehmen beschäftigt warst. Das qualifizierte Arbeitszeugnis dagegen beschreibt detailliert, was du in deinem Job genau gemacht, welche Leistungen du erbracht und wie du dich für deinen Arbeitgeber eingesetzt hast.

Arbeitsmaterialien zurückgeben/ Offboarding: Für gewöhnlich wirst du in der Bestätigung deiner Kündigung dazu ohnehin aufgefordert, aber falls nicht: verschaffe dir unbedingt einen Überblick darüber, welche Arbeitsmaterialien und Unterlagen (Laptop, Handy, Werkzeuge, Dokumente, Firmenschlüssel etc.) sich in deinem Besitz befinden und zurückgegeben werden müssen. Solltest du einen Teil des Equipments übernehmen wollen, sprich mit deinem Arbeitgeber und halte die Übernahme schriftlich (inklusive Unterschriften!) fest. Alle anderen Gegenstände und Papiere solltest du fristgerecht und in ordentlichem Zustand zurückgeben. Kümmere dich im selben Atemzug darin, deine Unterlagen (Lohnsteuerbescheinigung, Urlaubsbescheinigung, Sozialversicherungsausweis usw.) aus dem Personalbüro oder der HR-Abteilung abzuholen.

act/cwu/news.de

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