Wann Sie zum Arzt sollten: Jeder 5. ist von nächtlichem Zähneknirschen betroffen
Wer nachts seinen Partner knirschen hört oder selbst mit Kiefergelenkschmerzen aufwacht, sollte sich dringend untersuchen lassen. Denn: die unbewusste Bewegung kann für immense bleibende Zahnschäden sorgen.
Erstellt von Felix Schneider - Uhr
Suche
- Wer morgens mit Kieferschmerzen aufwacht, sollte zum Arzt
- Zähneknirschen kann zu ernsthaften Schäden an den Zähnen führen
- Was dagegen helfen kann, erklären wir Ihnen hier
Vielleicht kennen Sie es bereits: Stundenlang liegt man noch wach neben dem Partner, während der Kiefer dauerhaft am Knirschen und Knarzen ist. Oder Sie wachen selbst ab und an mit Kieferschmerzen und Verspannungen im Nacken auf - in beiden Fällen bedeutet das langfristig vor allem zwei Dinge: Kaputte Zähne und chronische Schmerzen. Was dagegen zu tun ist.
Mehr über Zahnhygiene lesen Sie hier:
- Schlafmangel macht krank - auch das Zahnfleisch leidet
- Gelbe Zähne können laut Expertin auch genetisch veranlagt sein
Schneidezahn angebrochen - das kann beim Knirschen passieren
Auch Fitnesstrainerin Olga Bellou (21) aus Frechen bei Köln (NRW) hat bleibende Schäden durch das Zähneknirschen davongetragen. "Das begann vor etwa vier Jahren", erklärt die junge Frau im Interview mit der "Bild". "Zeitgleich fing ich an zu schnarchen – so laut, dass meine Familie es durch die Zimmertür hören konnte." Schnell fiel auch ihrem Zahnarzt auf, dass bereits ein Stück ihres Schneidezahns abgebrochen war und die Kauflächen angegriffen sind.
Schlafmediziner vermuten: Schnarchen und Knirschen hängen zusammen
Auf ärztlichen Rat ließ sich Olga in einer schlafmedizinischen Praxis von einem Schlafmediziner und einer Zahnärztin untersuchen. Das Ergebnis zeigte: Olga knirscht und schnarcht stark. Dass Knirschen nicht das einzige Zeichen nächtlicher Unruhe ist und selten allein auftritt, weiß auch der Schlafmediziner Dr. Michael Feld aus Frechen (NRW): "Oft ist Knirschen Teil einer Verkrampfung der Muskulatur – nicht nur des Kiefers, sondern des ganzen Körpers."
Männer tendieren dazu, etwas häufiger als Frauen zu schnarchen, wie Zahlen belegen: Etwa 60 Prozent der von Schlafapnoe Betroffenen sind Männer, 40 Prozent Frauen. Forscher haben nun festgestellt, dass eine gewisse Verbindung zwischen beiden Phänomenen - Knirschen und Schnarchen - besteht. "Nicht jeder Knirscher schnarcht, aber fast alle Schnarcher knirschen", erklärt Dr. Feld.
Bis zu 500 Kilogramm wirken beim Knirschen auf die Zähne ein
Laut Bundeszahnärztekammer ist gut jeder fünfte Deutsche vom sogenannten "Bruxismus" (Zähneknirschen mit gesundheitlichen Folgen) betroffen. So brutal der Eindruck ist, den dieses Wort erweckt: Er ist durchaus zutreffend. Zahnärztin Dr. Janette Fischer (50) erklärt: "Es herrschen enorme Kaukräfte beim Knirschen: Bis zu 500 Kilogramm pro Quadratzentimeter können auf die Zähne wirken. Die Muskulatur vor allem in Kopf, Nacken und Schultern wird dabei extrem angespannt. Das führt zu starken Verspannungen in diesem Bereich. Substanzschäden an den Frontzähnen und Zahnhälsen können auftreten. Das führt zu ästhetischen Einschränkungen und zu erhöhter Empfindlichkeit der Zähne."
Warum knirschen wir mit den Zähnen im Schlaf?
Betroffene können sich wie auch Olga einer Untersuchung durch einen Schlafmediziner unterziehen. Dabei werden durch verschiedene Geräte die Aktivitäten - darunter auch die Knirsch-Geräusche - aufgezeichnet. Während etwa ein Sensor die ein- und ausströmende Atemluft misst, messen Elektroden am Gesicht die Muskelaktivität am Kinn und im Kiefer.
"Ein Großteil des Knirschens entsteht, weil die Patienten durch Muskel-Erschlaffung im Schlaf flacher atmen und schnarchen", so Dr. Feld. "Der Körper schickt deshalb kleine Strom-Stöße, die sich in Zuckungen äußern, in den Schlaf, um die Atemwege zu weiten. Diese Mini-Zuckungen führen im Kiefer zu Knirschen und Pressen."
Wie wird das nächtliche Knirschen behandelt?
Zur Behandlung wird häufig eine zahnmedizinische Aufbiss-Schiene eingesetzt. Diese schützt die Zähne und verhindert, dass die Zunge in den Rachen fällt. Dadurch werden sowohl Knirschen als auch Schnarchen verhindert. In der Regel dürften die Patienten ab diesem Punkt keine Schmerzen mehr spüren - zumindest, wenn sie die Schiene konsequent tragen. Allerdings verläuft die Behandlung nicht bei jedem optimal: "Rauchen, Alkohol, erhöhtes Körpergewicht oder enge Stellen am oberen Atemweg können den Behandlungserfolg schmälern", erklärt Dr. Feld.
Die Schiene allein kann zwar Kiefergelenkschmerzen und die Empfindlichkeit der Zahnhälse verringern. Die Ursache für das Knirschen kann sie allerdings nicht bekämpfen - denn diese ist meist in seelischem oder alltäglichem Stress zu verorten. Dagegen können allerdings Entspannungsübungen beim Physiotherapeuten helfen.
Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
sfx/bos/news.de
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.