Neurologische Volkskrankheit: Immer mehr Menschen entwickeln Parkinson - so beugen Sie vor

Parkinson entwickelt sich zur Volkskrankheit, meinen Experten. Derzeit geht man von etwa 13.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus - Tendenz steigend. Doch es gibt Wege, der Erkrankung vorzubeugen.

Von news.de-Redakteur - Uhr

Wer sich mehrmals die Woche körperlich betätigt, hat gute Chancen, der Krankheit zu entgehen - oder ihr immerhin entgegenzuwirken. (Foto) Suche
Wer sich mehrmals die Woche körperlich betätigt, hat gute Chancen, der Krankheit zu entgehen - oder ihr immerhin entgegenzuwirken. Bild: picture alliance/dpa | Tobias Hase
  • Experten befürchten Anstieg an Parkinson-Erkrankungen
  • Hierzulande leiden über 280.000 Menschen an der Krankheit
  • Es gibt Möglichkeiten, präventiv gegen Parkinson vorzugehen

Die Zahl der Parkinson-Fälle steigt weltweit. Auch in Deutschland entwickle sich die Erkrankung zur Volkskrankheit, befürchten Experten. Hierzulande sind insgesamt 280.000 Menschen betroffen. Doch die Dunkelziffer könnte wesentlich höher sein: Schätzungen zufolge wurde Parkinson bei rund 100.000 Deutschen noch nicht richtig erkannt.

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Immer mehr Menschen erkranken - auch unter 40 Jahren

Mit der steigenden Lebenserwartung scheint auch die Zahl der Parkinson-Erkrankungen zu steigen. Parkinson sei wegen der demographischen Entwicklung dabei, eine Volkskrankheit zu werden, erklärte Magdalene Kaminski, Vorstandschefin der Deutschen Parkinson Vereinigung. Demnach sind aktuell etwa 280.000 Fälle in Deutschland bekannt, gesicherte Zahlen gibt es allerdings nicht. Experten schätzen jedoch, dass hierzulande künftig rund 13.000 Menschen pro Jahr neu an Parkinson erkranken werden. Eine im Fachblatt "BMJ" erschienene Studie prognostiziert, dass sich die Zahl der weltweit Betroffenen bis 2050 verdoppeln könnte. Parkinson gehört zu den häufigsten Erkrankungen des zentralen Nervensystems und ist nicht vollständig heilbar. Allerdings lässt sich der Morbus Parkinson inzwischen relativ gut behandeln, wenn die ersten Symptome frühzeitig erkannt werden. Diese treten meist im Alter zwischen 50 und 60 Jahren auf, Angaben zufolge sind aber etwa acht bis zwölf Prozent 40 Jahre oder jünger.

Ursachen und Symptome von Parkinson

Bei Parkinson sterben im Gehirn jene Nervenzellen ab, die Dopamin produzieren. Bei Dopamin handelt es sich um einen wichtigen Botenstoff, der unter anderem auch die Bewegungssteuerung beeinflusst. Dabei werden bestimmte Proteine fehlerhaft geformt - dadurch lagern sie sich im Hirn ab. "Die genauen Ursachen sind aber noch nicht bekannt", sagt die Neurologin Brit Mollenhauer, Chefärztin an der Paracelsus-Elena Klinik in Kassel. Wahrscheinlich handelt es sich bei der Erkrankung allerdings um ein Zusammenspiel ausUmwelt-, metabolischen und genetischen Faktoren.

Die Symptome zeigen sich zunächst nur langsam - etwa ein kaum merkliches Zittern der Hand, manchmal auch im Fuß oder Kiefer. Die Krankheit verursacht allerdings auch Versteifungen, verlangsamte Bewegungen oder Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht. Anzeichen, auf die man achten sollte, sind auch Ausdruckslosigkeit im Gesicht, weniger bis gar nicht schwingende Arme beim Gehen oder eingeschränkte Sprachfähigkeit.

Psychische Symptome von Parkinson werden oft nicht erkannt

Im frühen Stadium sind es nicht die körperlichen Symptome, die auf eine Erkrankung hindeuten. Oftmals sind es psychische Symptome wie depressive Verstimmungen oder Angstzustände. Diese würden lautPsychiater und Neurologe Thomas Müller allerdings nicht immer als Anzeichen von Parkinson gedeutet werden. Die motorische Erkrankung Parkinson würde nur selten in Verbindung mit psychischen Beschwerden gesetzt. Stattdessen würden die Betroffenen fälschlicherweise häufig mit einer Psychotherapie behandelt werden, etwa gegen Depressionen oder Burnout. Teilweise könne es insbesondere bei jüngeren Patienten bis zu fünf Jahre dauern, bis die Symptome richtigerweise Parkinson zugeordnet werden. Auch geringfügige motorische Veränderungen wie Zittern oder dumpfe, einseitige Schmerzen sollten daher berücksichtigt werden, so Müller.

Wie lässt sich die Erkrankung an Parkinson verhindern?

Schätzungen zufolge liegt die Zahl der genetisch verursachten Parkinson-Fälle zwischen 10 und 15 Prozent. Für den deutlich größeren Teil der Erkrankungen sind Präventionsmaßnahmen möglich, die gegen Risikofaktoren vorgehen. "Wer moderaten Ausdauersport betreibt, kann das Risiko für Parkinson um bis zu 60 Prozent senken", betont Schäffer. Dabei sei alles hilfreich, was den Körper auf egal welche Art in Bewegung bringe. Mollenhauer stimmt dem zu: "Bewegung hat eine sehr starke antientzündliche Wirkung und ist eigentlich das beste Medikament, das wir in uns tragen. Insbesondere für Menschen im mittleren Alter wäre eine Stunde Sport am Tag ideal, kombiniert mit einer entsprechenden Ernährung."

Insbesondere das Mikrobiom fördernde Ernährung, etwa Ballaststoffe und fermentierte Lebensmittel, sind hilfreich: Seit einiger Zeit ist bekannt, dass Darm und Hirn eng miteinander verknüpft sind. Wer das eine fördert, fördert gleichzeitig auch das andere. Wie man das Gehirn mit der richtigen Ernährung gesund halten kann, erfahren Sie in unserem Beitrag " Mit dieser Ernährung beugen Sie gegen geistigen Verfall vor".

Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Im Notfall sollten Sie immer einen Mediziner oder den Rettungsdienst um Hilfe bitten.

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/gom/news.de/dpa

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