Wie teuer wird Bier?: Preiserhöhungen trotz sinkender Nachfrage - Brauereien in der Krise

Während sinkende Absatzzahlen und Exportprobleme den Wettbewerb für Brauereien verschärfen, kündigt der Brauerbund Preiserhöhungen an. Seit Jahren geht der Bierkonsum in Deutschland zurück.

Erstellt von - Uhr

Bei den deutschen Brauereien sind Hopfen und Malz verloren - oder nicht? Alternative Perspektiven bieten zukunftsfähige Geschäftsmodelle. (Foto) Suche
Bei den deutschen Brauereien sind Hopfen und Malz verloren - oder nicht? Alternative Perspektiven bieten zukunftsfähige Geschäftsmodelle. Bild: picture alliance/dpa | Christophe Gateau
  • Export- und Absatzzahlen für deutsches Bier gehen zurück
  • Deutscher Brauer-Bund kündigt Preiserhöhungen an
  • Brauereien sehen alkoholfreie Getränke als mögliche Lösung

Deutsche Brauereien stehen vor erheblichen Herausforderungen. Der Bierabsatz ist nicht nur im vergangenen Jahr zurückgegangen, sondern schrumpft auch 2025 weiter, wie die Zahlen für die ersten Monate zeigen. Der Bierabsatz in den ersten beiden Monaten 2025 erschreckend schwach - mit einem Rückgang von gut 570.000 Hektolitern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der deutsche Brauerbund kündigt zudem Preissteigerungen an.

Lesen Sie auch:

Trump-Zölle treffen auch deutsche Brauereien

Besonders der Export bereitet den Brauereien Sorgen. Deutsche Brauereien sind seit dem 5. April 2025 von einem zehnprozentigen Basiszollsatz der USA betroffen. Bei Bier in Aluminiumdosen kommt ein 25-prozentiger Zusatzzoll auf den Aluminiumanteil hinzu. Im Juli könnte der Zoll sogar auf 20 Prozent steigen, falls sich die USA und die EU nicht einigen. Auch der russische Markt bricht weg. Von einer Verzehnfachung des Zolls in Russland auf ein Euro je Liter Bier sind vor allem Hersteller von Billigbier betroffen. Viele große deutsche Biermarken hatten sich bereits nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 aus dem russischen Markt zurückgezogen.

Widersprüchliche Preisentwicklung bei Bier zu erwarten

Für deutsche Biertrinker ergibt sich aus den Entwicklungen eine paradoxe Situation. Einerseits könnten sie von den Exportproblemen der Brauereien profitieren. Die erheblichen Überkapazitäten in der Bierbranche sorgen für einen intensiven Wettbewerb auf dem heimischen Markt. Wie das Ostergeschäft zeigte, setzen Handelskonzerne Sonderangebote bei Bier mit Preisen zu 9,99 Euro je Kasten regelmäßig als "Lockvogel" ein. Andererseits kündigte der Deutsche Brauerbund erst vor kurzem höhere Bierpreise an. "Die Preise für Biere müssen eigentlich steigen", sagte Verbandshauptgeschäftsführer Holger Eichele.

Als Grund nannte er gestiegene Produktionskosten für Hopfen und Personal bei gleichzeitig sinkenden Einnahmen durch Absatzrückgänge. "Brauereien sind darauf angewiesen, die stark gestiegenen Produktionskosten zumindest teilweise weiterzugeben", erklärte Eichele. Wie stark der Anstieg ausfallen wird, ließ er offen. Derzeit ist Bier in Deutschland deutlich günstiger als in Nachbarländern - ein halber Liter kostete 2024 im Restaurant durchschnittlich 4,50 Euro.

Rückläufiger Bierkonsum in Deutschland bereitet Brauern Sorgen

Der Bierkonsum in Deutschland zeigt seit Jahren eine deutlich rückläufige Tendenz. Laut Statistik des Deutschen Brauer-Bundes tranken die Deutschen im vergangenen Jahr durchschnittlich nur noch 88 Liter Bier. 2017 waren es noch fast 100 Liter pro Kopf. Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, nennt mehrere Gründe für diese Entwicklung: "Wir leben in einer älter werdenden Gesellschaft. Wir haben einen wachsenden Trend zu Gesundheit und Wellness."

Zusammen mit der aktuellen Konsumzurückhaltung führe dies zu einem schrumpfenden Biermarkt - nicht nur in Deutschland, sondern in vielen europäischen Ländern. Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen diesen Trend. Zwischen 2014 und 2024 gingen die Verkäufe im Inland um gut 15 Prozent zurück. Auch der Export schrumpfte in diesem Zeitraum, allerdings mit sechs Prozent deutlich weniger stark als der Inlandsabsatz.

Brauer-Bund-Sprecher erklärt: Deutscher Markt ist fragmentiert

Der deutsche Biermarkt zeichnet sich durch eine einzigartige Struktur aus. Mit gegenwärtig fast 1.500 Brauereien sind die Marktanteile breit verteilt. Verbandssprecher Eichele betont: "Noch immer sind fast alle großen Brauereigruppen in Deutschland familien- oder inhabergeführt. Das ist eine Errungenschaft, eine Besonderheit des deutschen Biermarktes."

Im Gegensatz dazu dominieren international der belgisch-amerikanische Konzern Anheuser-Busch InBev und Heineken aus den Niederlanden. Deutsche Bierbrauer sind auf dem Börsenparkett kaum präsent. Für große Investoren und internationale Getränkekonzerne sind deutsche Brauereien laut Finanzmarktanalyst Javier Gonzalez Lastra nur wenig interessant: "Ich glaube, die internationalen Brauereien sehen Deutschland nicht als Markt, in dem man besonders viel verdienen kann."

Diese Fragmentierung des Marktes hat Vorteile für Verbraucher. Die vielen Brauereien sorgen für große Konkurrenz untereinander, was die Preise niedrig hält. Fast nirgendwo sonst in Europa ist Bier so günstig wie in Deutschland.

Brauereien sehen Chancen in alkoholfreien Getränken

Angesichts der Herausforderungen entwickeln deutsche Brauereien verschiedene Strategien, um zukunftsfähig zu bleiben. Viele Unternehmen haben ihr Portfolio bereits erweitert und bieten mittlerweile auch Softdrinks und Limonaden an. Besonders alkoholfreies Bier gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Nach Pils und Hellem landet es bereits auf Platz drei im Beliebtheitsranking. "Wir rechnen damit, dass die Kategorie der Alkoholfreien weiter wachsen und bald jedes zehnte in Deutschland gebraute Bier alkoholfrei sein wird", erklärt Brauerbund-Chef Eichele. Das dürfte auch die deutschen Suchtforscher aufatmen lassen - diese warnten erst kürzlich vor den massiven Belastungen, die durch Alkohol auf Gesundheit und Wirtschaft zukommen.

Einige Brauereien setzen verstärkt auf den Export in neue Märkte. Der Bierhersteller Oettinger will beispielsweise Asien stärker in den Fokus nehmen: "Wir arbeiten intensiv daran, den Export nach Asien zu intensivieren, um neue Märkte zu erschließen und unsere internationale Präsenz weiter auszubauen." Andere Produzenten wie Veltins und Krombacher konzentrieren sich auf die europäischen Nachbarländer, die "verlässliches Absatzpotenzial und gastronomische Wertschätzung" bieten.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/bua/news.de/stg

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.