
- Krankenkassenbeiträge könnten bald erneut steigen
- Größte Kostentreiber sind Krankenkassen und Arzneimittel
- Durch Preisvergleich können Versicherte Geld sparen
Kostenexplosion bei den Krankenkassen: Jahr um Jahr erreichen die Beiträge neue Höhen. Auch im kommenden Jahr sollen die Beiträge wieder steigen - davor warnte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Doris Pfeiffer, bei einer Veranstaltung am 3. Junilaut "Handelsblatt". Der vom Bundesgesundheitsministerium festgelegte durchschnittliche Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent werde demnach nicht ausreichen.
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Zusatzbeiträge für Krankenkassen reichen nicht aus
Diese Zahl prognostizierte der GKV-Schätzerkreis - ein Gremium aus Vertretern des Gesundheitsministeriums, des Bundesamts für soziale Sicherung und des GKV-Spitzenverbands - im vergangenen Jahr für 2025. Der Vorstandsvorsitzenden Pfeiffer zufolge zeichne sich allerdings schon in der Mitte des Jahres eine deutliche Lücke zwischen der Prognose und den realen Zahlen ab. Die Gesundheitsausgaben sind offenbar stark gestiegen und müssen nun finanziert werden. Mittlerweile sei eher mit einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von mindestens 2,6 Prozent zu rechnen.
Das würde für Millionen gesetzlich Versicherte erneut höhere Abzüge vom Bruttolohn bedeuten. Jede Anhebung des Zusatzbeitrags trifft sowohl Abreitgeber als auch Beschäftigte jeweils zur Hälfte - das macht bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2,5 auf 2,6 Prozent bereits 3,50 Euro aus. Vereinzelt heben manche Kassen bereits jetzt schon einen Zusatzbeitrag von vier Prozent, denn jede Kasse kann den Zusatzbeitrag selbst festlegen. Bereits acht Kassen haben ihre Zusatzbeiträge schon ein weiteres Mal erhöht. In der Regel sollten die Kassen dabei jedoch mit einer einzigen Erhöhung im Januar oder April auskommen.
Deutliche Kostenanstiege durch Krankenhäuser und Arzneimittel
Doch das reicht offenbar schon seit Jahren nicht mehr aus. Schon im vergangenen Jahr belief sich das Defizit laut vorläufigen Zahlen des "Handelsblatts" auf 6,2 Milliarden Euro mit einer Reserve von 2,1 Milliarden Euro. Dem Gesundheitsfonds, aus dem die Kassen ihre zusätzlichen Mittel beziehen, fehlen allerdings 3,7 Milliarden Euro. Damit bleiben ihm noch 5,71 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2024 gaben die Kassen etwa 312 Milliarden Euro aus.
Wie konnte es dazu kommen? Der größte Kostentreiber für die Krankenkassen waren die Leistungsausgaben: Diese stiegen um 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders hoch waren die Kosten für Krankenhausaufenthalte. Diese beliefen sich auf 100 Milliarden Euro - ein Plus von 8,3 Prozent pro Versichertem. Das liegt unter anderem an den höheren Tarifgehältern in der Pflegebranche. Zudem werden auch Arzneimittel zunehmen teurer: Laut Handelsblatt haben sich die Kosten für Medikamente seit 2012 verdoppelt. Damit liegen sie nun bei rund 56 Milliarden Euro.
Was können Versicherte gegen die steigenden Kosten tun?
Der Gesamtbeitrag zur Krankenkasse setzt sich aus dem Grundbeitrag von 14,6 Prozent und dem kassenspezifischen Zusatzbeitrag zusammen. Den Zusatzbeitrag teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber erst seit 2019 jeweils zur Hälfte - bis dahin lag der Zusatzbeitrag alleine beim Arbeitnehmer.
Bei einem Bruttogehalt von 3.500 Euro kostet die Krankenversicherung bei einem Zusatzbeitrag von derzeit 1,7 Prozent 570,50 Euro im Monat. Steigt dieser jedoch um 0,8 Prozentpunkte, dann kostet die Versicherung insgesamt 598,5 Euro. Das bedeutet konkret: Es werden 28 Euro mehr pro Monat gezahlt und 336 Euro mehr im Jahr. Davon liegen 14 Euro pro Monat oder 168 Euro im Jahr beim Arbeitnehmer.
Das Gute: Krankenkassen kann man ganz einfach wechseln. Vor allem wer schon länger bei seiner Kasse ist, sollte spätestens mit dem Erhalt einer Beitragserhöhung prüfen, ob es nicht auch eine günstigere Alternative gibt. Die Grundleistungen sind bei allen Kassen gleich - wer also nicht auf bestimmte Extra-Leistungen angewiesen ist, der kann sich also auch einfach für den günstigsten Anbieter entscheiden. Welcher das ist, lässt sich mittels Preisvergleichsseiten wie "Check24" und Co. ermitteln.
Ab in die private Krankenversicherung: Spart man damit?
Stattdessen zu einer privaten Krankenversicherung zu wechseln steht übrigens auch nicht jedem offen: Nur wer mehr als 73.800 Euro im Jahr verdient, kann auch in die private Krankenversicherung wechseln. Das will allerdings gut überlegt sein, denn während die gesetzlichen Beiträge mit der Zeit immer leicht steigen, steigen die Beiträge für die private Krankenversicherung besonders im Alter sehr stark an. Viele Rentner werden von diesen starken Steigerungen überrascht.
Auch für Privatversicherte zahlt der Arbeitgeber je die Hälfte des Betrags. Im Rentenalter erhalten Privatversicherte einen Zuschuss vom Rentenversicherungsträger, den müssen Sie allerdings extra beantragen. Im Vergleich mit den tatsächlichen Beiträgen handelt es sich dabei allerdings eher nur noch um kleine Summen, denn die Berechnung orientiert sich am Beitrag zur gesetzlichen Kasse.
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