Wladimir Putin: Wer ist der echte Kremlchef? Doppelgänger-Theorie spaltet das Netz

Um Wladimir Putin rankt sich eine der wildesten Verschwörungstheorien der Gegenwart: Angeblich lässt sich der Kremlchef von Doppelgängern vertreten. Von gefrorenen Leichen bis zu widersprüchlichen Ohren – was steckt wirklich hinter der Mär von den "Putin-Kopien"?

Von news.de-Redakteurin - Uhr

Angeblich soll Wladimir Putin mehrere Doppelgänger haben. Beweise dafür gibt es nicht. (Foto) Suche
Angeblich soll Wladimir Putin mehrere Doppelgänger haben. Beweise dafür gibt es nicht. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin | Alexander Kazakov
  • Doppelgänger-Gerüchte um Wladimir Putin halten sich hartnäckig – vor allem seit Beginn des Ukraine-Krieges.
  • Ukrainische Geheimdienstler und Online-Kanäle schüren Spekulationen – der Kreml dementiert alles.
  • Experten widersprechen sich: Technische Analysen entkräften, japanische Forscher befeuern die Theorie.

Kaum ein Gerücht hält sich so hartnäckig wie dieses: Der russische Präsident Wladimir Putin soll Doppelgänger einsetzen – Männer, die ihm wie aus dem Gesicht geschnitten sind und ihn bei riskanten Auftritten vertreten. Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat diese Theorie neue Nahrung bekommen. In Telegram-Kanälen, Social Media und ukrainischen Regierungsstatements wird die Idee vom "falschen Putin" zum Werkzeug im Informationskrieg.

Von Ohren und Kinnpartien: Wie man den "falschen Putin" erkennen will

Die vermeintlichen Beweise lesen sich wie ein Krimi aus der plastischen Chirurgie: Ohren, Stirnfalten, Kinnformen. Jedes Detail wird genaustens unter die Lupe genommen und miteinander verglichen.

Der ukrainische Geheimdienstchef Kyrylo Budanov erklärte im August 2022: Putins Ohren seien "nicht wiederholbar" und seiner Meinung nach daher der ultimative Beweis für einen Doppelgänger. Der ehemalige Berater des ukrainischen Innenministers Anton Geraschtschenko legte in den sozialen Netzwerken mit Fotos vom Kinn des Kremlchefs im März 2023 nach und löste eine Welle der Spekulation aus.

Besonders auffällig: zwei Putin-Auftritte im Jahr 2023, die alles befeuerten. In Mariupol zeigte sich der Kremlchef plötzlich bürgernah – und das mitten im Kriegsgebiet! Und in Dagestan mischte er sich nach dem Wagner-Aufstand unter jubelnde Menschen. Für viele das Zeichen: Das kann nicht der echte Putin sein.

Die schräge Welt der "Putin-Kopien" - wer steckt hinter den Gerüchten?

Das Internet hat längst seine eigene Doppelgänger-Galerie erschaffen. Vom "Plauderer" für TV-Fragen über den "Bankett-Typ" bis zum "Diplomaten" mit pausbäckigem Kinn – jeder angebliche Putin hat seine Rolle. Doch wer diese Geschichten verbreitet, hat meist ein klares Ziel: Zweifel an der Macht im Kreml zu säen.

Die Spekulationen kommen vor allem aus der Ukraine.Geheimdienstler wie Vadym Skibitsky und Kyrylo Budanov behaupten, es gebe "mindestens drei Putins". Auch der anonyme Telegram-Kanal "General SVR" befeuert die Legende – mit drastischen Behauptungen: Putin sei längst tot, seine Leiche liege "im Gefrierschrank", während Sicherheitsratschef Patruschew heimlich regiere. Beweise? Fehlanzeige.

"Wir haben nur einen Putin!" Kreml dementiert Doppelgänger-Gerüchte

Aus Moskau kommt jedes Mal dieselbe Botschaft: alles Unsinn! Kreml-Sprecher Dmitri Peskow nennt die Gerüchte "eine weitere Lüge". Und Putin selbst? Schon 2015 winkte er ab: "Was für ein Doppelgänger? Ich habe keine Doppelgänger. Wozu brauche ich sie?" In einem Interview 2023 scherzte er: "Nur eine Person sollte mir ähneln – und das bin ich."

Faktencheck: Technik gegen Theorie

Unabhängige Medien wie Meduza, Reuters und Snopes prüften die Fotos der vermeintlichen Putin-Doppelgänger – mit ernüchterndem Ergebnis: Gesichtserkennungs-Software attestiert eine Übereinstimmung von bis zu 99,9 Prozent. Doch eine japanische Studie sorgt für neue Zweifel: Forscher fanden bei Aufnahmen aus 2023 nur 40 bis 50 Prozent Übereinstimmung. Auch die Stimmenanalyse zeigte Abweichungen.

Psychologie des Mythos: Warum Menschen an Doppelgänger glauben

Warum hält sich diese Idee dennoch so hartnäckig? Laut Psychologe Matvey Sokolovskiy ist der Doppelgänger-Mythos eine Art Schutzmechanismus. Viele wollen glauben, dass der "echte Putin" gar nichts mit dem Krieg zu tun hat, sondern ein "falscher Putin" die Entscheidungen trifft. So lässt sich das Bild des starken Führers retten.

Fakt ist: Beweise für echte Doppelgänger gibt es nicht. Doch im Informationskrieg funktioniert der Mythos perfekt – als psychologische Waffe. Er wirft Schatten auf den Kreml, verwirrt die Öffentlichkeit und spaltet die Wahrnehmung. Am Ende bleibt: Ein Mythos mit politischem Nutzen – aber ohne belastbare Fakten.

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