Steigen jetzt die Kassen-Beiträge?: Schock bei den Krankenkassen - Milliarden-Loch führt zum Zerwürfnis
Den gesetzlichen Krankenkassen droht 2027 eine Finanzierungslücke von über zwölf Milliarden Euro - für Millionen Versicherte könnten die Beiträge daher künftig rapide ansteigen - wenn nicht reagiert wird. Nur wie? Darüber sind sich Schwarz-rot ziemlich uneinig.
Erstellt von Ines Fedder - Uhr
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- Hochrechnung schockiert: Krankenkassen erwarten Finanzierungslücke von 12 Milliarden Euro
- Finanzierungsdesaster führt zum Zerwürfnis: SPD und Union finden keine Lösung
- Kassen fordern Reformierung: Versicherte könnten das Nachsehen haben
Sie haben gewarnt, Brandbriefe geschrieben und mehr als einmal öffentlich Druck gemacht - Vertreter:innen der gesetzlichen Krankenkassen prophezeien es bereits seit langem - eine neue Hochrechnung des Bundesgesundheitsministeriums bestätigt dies jetzt - ein milliardenschweres Loch bei der Finanzierung der Krankenkassen. Was tun?
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12 Milliarden Euro bis 2027 - Heftige finanzielle Schieflage bei den Krankenkassen erwartet
Den gesetzlichen Krankenkassen droht eine dramatische Finanzierungslücke. Nach Prognosen des Bundesgesundheitsministeriums fehlen den Kassen 2026 vier Milliarden Euro, berichtet unter anderem die "Bild-Zeitung". Für 2027 wächst das Defizit auf mehr als zwölf Milliarden Euro an.
Die Finanzlücke betrifft 74,3 Millionen Versicherte, was 90 Prozent der Bevölkerung entspricht. Aber wie kann das sein? Das Milliardendefizit entsteht laut Prognose trotz geplanter Darlehen des Bundes. Zur Erinnerung: Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) will der gesetzlichen Krankenversicherung für 2026 bereits 2,3 Milliarden Euro aus dem Staatshaushalt zur Verfügung stellen.
Schock bei den Krankenkassen: Drohende Beitragssteigerungen für Millionen Versicherte
Ohne Reformen müssten die Krankenkassenbeiträge 2027 um mindestens 0,6 Prozentpunkte steigen. Bei einem Durchschnittsgehalt von 4.000 Euro brutto würde die Krankenversicherung 144 Euro pro Jahr teurer werden.
Der durchschnittliche Beitragssatz liegt aktuell bei 17,5 Prozent. Für 2026 droht bereits ein Anstieg um 0,2 Prozentpunkte. Mit den zusätzlichen 0,6 Prozentpunkten im Jahr 2027 würde der Beitrag auf 18,3 Prozent klettern. Die Kostensteigerungen würden Entlastungen der Regierung förmlich aufzehren.
CDU und SPD: Krankenkassen-Thema sorgt für Zerwürfnis innerhalb der Regierung
Die schwarz-rote Regierung kennt die Horrorprognose bereits aus den Koalitionsverhandlungen. CDU-Chef Friedrich Merz und Klingbeil hätten beim Kassensturz die 12-Milliarden-Lücke für 2027 ermittelt, berichten Teilnehmer:innen gegenüber "Bild".
Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) will eine Kommission einsetzen, die grundlegende Reformen erarbeiten soll. Der Bundesrechnungshof mahnte bereits mehr Reformtempo an. Die Regierung steht unter Zeitdruck: Bereits 2026 müssen Sofortmaßnahmen beschlossen werden, um das Finanzloch im Folgejahr zu verkleinern.
Koalition ringt um Lösungen beim Thema Krankenkassenfinanzierung
SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf schlug vor, die Beitragsbemessungsgrenze deutlich anzuheben. Statt der aktuellen 5.512,50 Euro denkt er über eine Erhöhung auf rund 8.000 Euro nach. Die Union lehnte diesen Vorschlag umgehend ab.
Während die SPD auf höhere Einnahmen durch erweiterte Beitragspflichten setzt, hält sich die Union bei konkreten Sparvorschlägen bedeckt. Klingbeil machte gegenüber "Bild" Druck auf Warken: "Der Finanzminister kann nicht dauernd angerufen und nach mehr Geld gefragt werden. Wir brauchen Strukturreformen, um die Beiträge dauerhaft stabil zu halten."
Kostenexplosion bei den Krankenkassen? Das könnte auf Bürger:innen zukommen
Die Krankenkassen fordern, dass der Bund die Behandlungskosten für Bürgergeld-Empfänger vollständig übernimmt. Dies würde zehn Milliarden Euro pro Jahr kosten. Weitere diskutierte Maßnahmen sind laut "Bild" die Privatisierung aller Zahnbehandlungen (17,6 Milliarden Euro Entlastung), eine Kontaktgebühr von 15 Euro pro Arztbesuch (15 Milliarden Euro) sowie die Erhöhung der Krankenhaus-Zuzahlung von 10 auf 50 Euro täglich (drei Milliarden Euro).
Klingbeil unter Druck: Finanzierungsprobleme im Bundeshaushalt
Klingbeil steht selbst vor massiven Haushaltsproblemen. Sein Ministerium rechnet für 2027 mit einer Lücke von 22 Milliarden Euro im Bundeshaushalt. Diese steigt 2028 auf 56 Milliarden und 2029 auf 66 Milliarden Euro.
Das Bundesgesundheitsministerium wollte die Prognosen zum Krankenkassen-Defizit nicht kommentieren. Laut dem aktuellen Haushaltsentwurf sollen die Kassen 2025 und 2026 mit Darlehen von jeweils 2,3 Milliarden Euro gestützt werden.
Gesundheitsministerin Warken unterstützt Kassenforderung
Bundesgesundheitsministerin Warken unterstützt laut Deutschlandfunk eine zentrale Forderung der Krankenkassen. Der Bund solle die Behandlungskosten für Bürgergeld-Bezieher vollständig übernehmen. Dies würde die Kassen jährlich um zehn Milliarden Euro entlasten.
Die Ministerin setzt auf eine Reformkommission zur Erarbeitung grundlegender Strukturreformen. Das Bundesgesundheitsministerium hält sich mit konkreten Stellungnahmen zu den Milliardenprognosen zurück. Die vertraulichen Zahlen seien bereits während der Koalitionsverhandlungen zwischen Merz und Klingbeil für Ernüchterung in der schwarz-roten Regierung gesorgt haben.
Zeitdruck für Lösungen: Krankenkassen fordern Antworten
Die schwarz-rote Regierung muss schnell handeln. Der Bundesrechnungshof forderte in einem Schreiben an den Haushaltsausschuss mehr Reformtempo. Bereits 2026 müssen Sofortmaßnahmen greifen, um das Milliardendefizit 2027 zu verringern.
Die Zeit drängt: Ohne drastische Eingriffe drohen massive Beitragssteigerungen für über 74 Millionen Versicherte. Die geplante Reformkommission von Gesundheitsministerin Warken muss zügig Ergebnisse liefern. Strukturreformen sind unumgänglich, um die Finanzierungslücke von über zwölf Milliarden Euro zu schließen.
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