Friedrich Merz: Vom Kanzleramt an die Machtspitze Europas? – Damit hat niemand gerechnet

Friedrich Merz feiert sein EU-Gipfel-Debüt – und sorgt sofort für Aufsehen. Mit Rückendeckung aus den USA und klaren Ansagen will er Europas Kurs prägen. Doch erste Konflikte zeichnen sich ab.

Erstellt von - Uhr

Friedrich Merz feierte sein EU-Gipfel-Debüt und sorgte für Aufsehen. (Foto) Suche
Friedrich Merz feierte sein EU-Gipfel-Debüt und sorgte für Aufsehen. Bild: picture alliance/dpa/AP | Markus Schreiber
  • Friedrich Merz überzeugt mit starkem Auftritt beim EU-Gipfel
  • Spannungen bei EU-Israel-Partnerschaft
  • Probleme für Friedrich Merz beginnen aber noch

Friedrich Merz hat seinen Einstand auf europäischem Parkett mit Nachdruck gefeiert. Nach dem Nato-Gipfel in Den Haag reiste der neue Bundeskanzler direkt zum EU-Gipfel weiter – und brachte nicht nur diplomatische Vorschusslorbeeren mit. US-Präsident Donald Trump lobte Deutschland ausdrücklich als Vorbild in Verteidigungsfragen. Damit stieg Friedrich Merz schlagartig zur zentralen Figur in Europas sicherheitspolitischem Dialog auf.

Auch lesenswert:

Friedrich Merz: Verlässlicher Transatlantiker mit klarer Agenda

Friedrich Merz und Donald Trump: ein ungewöhnlich eingespieltes Duo. Der CDU-Kanzler hat den US-Präsidenten bereits nach Deutschland eingeladen – und zeigt sich außenpolitisch als starker Vermittler. Doch nicht nur Washington horcht auf. Auch in Brüssel sorgt Friedrich Merz mit klaren Ansagen für Bewegung: Unterstützung für die Ukraine, schärfere Migrationspolitik, neue Impulse für Europas Wettbewerbsfähigkeit – Friedrich Merz will gestalten, nicht verwalten.

Friedrich Merz ist wieder da

Der Sauerländer kennt das EU-Parkett von früher. Zwischen 1989 und 1994 war Friedrich Merz Mitglied des Europäischen Parlaments. Diese Erfahrung macht ihn für viele zum vertrauenswürdigen Gesprächspartner – nicht zuletzt für Parlamentspräsidentin Roberta Metsola.

Konflikte und Klippen: Der EU-Gipfel birgt trotzdem Zündstoff

Doch der europäische Alltag ist kein Wunschkonzert. Gleich drei Konfliktherde drohen dem Kanzler "Bild" zufolge die Euphorie zu verderben:

Israel-Partnerschaft unter Druck: Angesichts des Krieges im Gazastreifen wackelt das Abkommen zwischen der EU und Israel. Ein interner Bericht wirft Israel Menschenrechtsverstöße vor. Friedrich Merz gilt als Unterstützer Israels – erwartet wird ein Schlagabtausch mit Ländern wie Spanien und Irland.

Streit um Geld und Erwartungen: Mit seinen ambitionierten Zielen droht Friedrich Merz selbst Maßstäbe zu setzen, die sich später nur schwer mit Deutschlands ablehnender Haltung zu neuen EU-Schulden oder Kürzungen beim Agrarhaushalt vereinbaren lassen.

Spanien als Störfaktor: Regierungschef Pedro Sánchez blockiert unter anderem höhere Verteidigungsausgaben. In Brüssel wächst der Unmut – manche vergleichen ihn bereits mit Viktor Orbán, nur von links. CSU-Politiker Manfred Weber warnt: Pedro Sánchez gefährde die NATO-Geschlossenheit.

Misstrauen gegenüber einem aufstrebenden Kanzler

Ein wachsendes Problem für Friedrich Merz: sein Profil könnte zu scharf werden. In Brüssel wird bereits gemunkelt, ob er EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gezielt in den Schatten stellt. Seine Kritik an der Zollpolitik der Kommission – eigentlich nicht sein Ressort – und das neue militärpolitische "E3"-Format mit Frankreich und Großbritannien stoßen auf Misstrauen.

Friedrich Merz: Machtmensch mit Risiko

Friedrich Merz hat Europas Aufmerksamkeit – und Europas Erwartungen. Ob ihm der Balanceakt zwischen Führungsanspruch und Teamplay gelingt, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Sicher ist: Der neue Kanzler spielt ganz oben mit.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/bua/news.de

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.