Ukraine-Krieg aktuell: Experte sicher: "Die Nato hat keine Existenzberechtigung mehr"

Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto stellt die Existenzberechtigung der Nato grundsätzlich infrage. Bei einem Universitätsauftritt kritisierte er zudem die fehlende politische Rolle der EU und erklärte, Europas Zeit sei vorbei.

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Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto (rechts) entsetzt mit einer Nato-Aussage. (Foto) Suche
Der italienische Verteidigungsminister Guido Crosetto (rechts) entsetzt mit einer Nato-Aussage. Bild: picture alliance/dpa/AFP | Thibaud Moritz
  • Verteidigungsminister rechnet ab: "Die Nato hat keine Existenzberechtigung mehr"
  • Düstere Prophezeiung von Verteidigungsminister: Nato bald vor dem Ende?
  • Italien-Minister sieht auch die EU als gescheitert an: Europa zählt heute nichts mehr

Es sind Worte, die man vom Verteidigungsminister eines Nato-Gründungsmitglieds wohl nicht erwartet hatte. Vor allem nicht in dieser Schärfe. Doch bei einem Auftritt an der Universität Padua hat der italienischeVerteidigungsminister Guido Crosetto die Existenzberechtigung der Nato infrage gestellt.

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Verteidigungsminister rechnet ab:"Die Nato hat keine Existenzberechtigung mehr"

Crosetto forderte eine grundlegende Anpassung des Verteidigungsbündnisses an die neuen globalen Machtverhältnisse.

  • "Die USA und die EU sind nicht mehr das Zentrum der Welt. Die Nato muss sich den veränderten Zeiten anpassen", betonte er.
  • Auch der folgenschwere Satz: "Die Nato hat keine Existenzberechtigung mehr", kam über seine Lippen.

Seine Äußerungen kommen nur wenige Tage vor dem NATO-Gipfel in Den Haag, der Mitte kommender Woche stattfindet.

Düstere Prophezeiung von Verteidigungsminister: Nato bald vor dem Ende?

Der italienische Verteidigungsminister sieht die westliche Vormachtstellung als überholt an. Um weiterhin Frieden und gegenseitige Verteidigung zu garantieren, müsse die Nato mit dem globalen Süden zusammenarbeiten, forderte Crosetto in Padua.

  • Seine Kritik richtet sich gegen die Annahme einer fortbestehenden westlichen Dominanz. Die veränderten globalen Machtverhältnisse erforderten ein Umdenken in der Verteidigungspolitik. Nur durch eine Öffnung gegenüber neuen Partnern könne das Bündnis seine Aufgaben weiterhin erfüllen.
  • Die Forderung nach Zusammenarbeit mit dem globalen Süden markiert einen deutlichen Kurswechsel in der italienischen Verteidigungspolitik.

Italien-Minister sieht auch die EU als gescheitert an:Europa zählt heute nichts mehr

Crosetto übte bei seinem Universitätsauftritt auch heftige Kritik an der Europäischen Union.

  • "Wir reden oft so, als ob wir noch vor 30 Jahren leben würden. Aber alles hat sich geändert", sagte der Verteidigungsminister.

Der Minister bemängelte das Fehlen einer politischen Rolle der EU.

  • "Vielleicht hätte es einmal zählen können, wenn es sich eine politische Rolle gegeben hätte, die es sich nicht gegeben hat", erklärte Crosetto.
  • Besonders kritisierte er die fehlende gemeinsame Außen- und Verteidigungspolitik.

Hintergrund und politische Einordnung

Guido Crosetto gehört wie Ministerpräsidentin Giorgia Meloni der rechten Regierungspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) an. Er gilt als enger Vertrauter der Regierungschefin. Italien ist seit 1949 eines der zwölf Gründungsmitglieder der NATO. Meloni war 2022 mit erheblicher EU-Kritik an die Regierung gekommen. Seither hat sie sich jedoch als verlässliche Partnerin erwiesen, auch in der Ukraine-Politik. Die Fratelli-Vorsitzende führt eine Koalition aus drei rechten und konservativen Parteien.

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/news.de/dpa/stg

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