"Hart aber fair": Scharfe Kritik nach anstößiger Medwedew-Reaktion - SPD-Politiker rastet aus
In der aktuellen Ausgabe von "Hart aber fair" entbrannte eine hitzige Debatte. Im Mittelpunkt stand Ralf Stegner, der sich schwere Vorwürfe gefallen lassen musste. Der SPD-Politiker versuchte sich zu verteidigen.
Erstellt von Sabrina Böhme - Uhr
Suche
- Hitzige Diskussion bei "Hart aber fair" am 12. Mai
- Louis Klamroth stellt obszöne Frage
- Hitzige Diskussion im ARD-Politiktalk
Der neue Bundeskanzler Friedrich Merz steht vor mehreren außenpolitischen Krisen. Der andauernde russische Angriffskrieg in der Ukraine oder die Angriffe in Gaza beschäftigen die Welt. Bislang ist in beiden Fällen kein Frieden in Sicht. Um Deutschlands Rolle in der Außenpolitik sowie dem Verhalten gegenüber Donald Trump und Wladimir Putin ging es unter anderem am Montagabend, 12. Mai, bei "Hart aber Fair". Dort diskutierten Politiker zum Thema "Putin, Trump, eine Welt in Unruhe: Wohin führt Merz Deutschland?" Es wurden Antworten gesucht, doch die Gäste verloren sich in einem hitzigen Schlagabtausch.
Lesen Sie auch:
- ARD-Talk aus Programm gestrichen - das steckt dahinter
- "Zieht Euch besser warm an" - Merz entsetzt mit Steuerrückzieher
- Mit seiner Lüge kommt er nicht durch - US-Präsident drohen Milliardenverluste
"Hart aber fair" vom 12. Mai: Klamroth überrascht Strack-Zimmermann mit obszöner Frage
Die Sendung begann mit einem ungewöhnlichen Moment, als Moderator Louis Klamroth die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann bat, eine vulgäre Äußerung des russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew zu übersetzen. Medwedew hatte auf die europäischen Forderungen nach einem Waffenstillstand in der Ukraine auf der Social-Media-Plattform X mit den Worten reagiert: "Schiebt euch diese Friedenspläne in eure Ärsche!"
Klamroth zitierte die Aussage aber nur auf Englisch und forderte dann Strack-Zimmermann auf, sie zu übersetzen. Die FDP-Politikerin antwortete knapp: "Er hat im Grund gesagt, dass es ihn einen Scheiß interessiert." Anschließend beschwerte sie sich: "Dass ich jetzt sowas sagen muss. Also ehrlich." Klamroth entgegnete lachend: "Ich wollte es nicht selber übersetzen."Diese Reaktion sei ein "Klassiker", sagte Strack-Zimmermann. Er benutze "derbe" Worte. Das finde sie gut, weil man wisse, "woran er ist". An Medwedews gereizter Reaktion merke man die Überraschung. Endlich sei wieder Deutschland im Spiel, was sich an dem Treffen der Ukraine mit Merz und anderen europäischen Vertretern wie Großbritanniens Premierminister Keir Starmer zeigte.
Strack-Zimmermann attackiert Stegner scharf
Nach diesem Auftakt entwickelte sich eine hitzige Debatte über das umstrittene Treffen von SPD-Politiker Ralf Stegner mit russischen Vertretern in Baku, Aserbaidschan. Besonders die FDP-Außenexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann und der CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter attackierten Stegner bei "Hart aber Fair" scharf.
Das Magazin "Kontraste" und die "Zeit" hatten zuvor über Stegners Treffen Mitte April in Baku berichtet, bei dem es um die Zukunft des "Petersburger Dialogs" ging. Dieses Gesprächsforum wurde vom früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder zusammen mit Wladimir Putin 2001 initiiert. Neben Stegner nahmen unter anderem der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sowie der ehemalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) teil.
Strack-Zimmermann griff den SPD-Politiker frontal an: "Glauben Sie ernsthaft, dass irgendeiner in Moskau an Ihrer Meinung interessiert ist? Was für eine Hybris muss man haben? Es sei denn, der ehemalige Bundeskanzler hat sie hingeschickt!"
SPD-Politiker im Verteidigungsmodus: "Ich bin hier nicht angeklagt"
Diese Anschuldigung brachte Stegner sichtlich in Rage. "Das ist eine Frechheit. Es geht nicht um Hybris. Ich glaube nicht, dass ich zum Weltfrieden beitragen kann. Ich bin da deutlich zurückhaltender als Sie", konterte er wütend. Strack-Zimmermann ließ nicht locker und fragte spöttisch: "Aber was haben Sie da gemacht? Eine Kegeltour, oder was?" Daraufhin forderte Stegner eine sachlichere Diskussion. "Ich bin hier nicht angeklagt", verteidigte sich Stegner und fügte hinzu: "Warum wird man eigentlich verdächtigt, wenn man etwas tut, was ganz normal ist?"
.@Ralf_Stegner verteidigt bei #hartaberfair seine Reise nach Baku und seine Kontakte zu russischen Vertretern: "Warum wird man eigentlich verdächtigt, wenn man etwas tut, was ganz normal ist?" pic.twitter.com/FrlHO5yJ1L
— hart aber fair (@hartaberfair) May 12, 2025
Kiesewetter wirft Stegner "Paralleldialog" vor
Auch CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter nahm Stegner ins Kreuzverhör. Er warnte vor einem "Paralleldialog" und warf dem SPD-Politiker vor, die offizielle deutsche Außenpolitik zu untergraben, die eigentlich darauf abziele, Russland zu isolieren. "Wir haben eine Debatte, ob man Nordstream wiederbelebt. Es ist unglücklich, dass da ein Paralleldialog stattfindet, wo unklar ist, was am Ende rauskommt", so Kiesewetter.
Der CDU-Mann stellte Stegner direkt zur Rede: "Ist es Ihnen gelungen, den Russen klarzumachen, dass Frieden Frieden in Freiheit und Selbstbestimmung ist?" Stegner reagierte sichtlich gereizt: "Sie sind hier kein Staatsanwalt, und ich bin hier nicht angeklagt!"
Hitzige Debatte bei "Hart aber fair": Stegner verteidigt Baku-Reise
Stegner verteidigte sein Vorgehen vehement und betonte, er sei als Privatmensch nach Baku gereist und habe den Trip aus eigener Tasche bezahlt. "Es geht um die Frage, ob man herausfinden kann, ob es auf der anderen Seite Bewegungsmöglichkeiten gibt und ob man vermitteln kann, was man selber denkt", rechtfertigte er das umstrittene Treffen.
Der SPD-Politiker äußerte zudem den Verdacht, Opfer einer russischen Kampagne geworden zu sein. Der "Kontraste"-Bericht über das Treffen sei "offenkundig aufgrund eines russischen Leaks zustande gekommen". Die Russen seien offenbar enttäuscht gewesen, dass er trotz der diplomatischen Gespräche weiter von einem Angriffskrieg gegen die Ukraine gesprochen hatte.
Emotionale Debatte endet in Klamroth-Sendung mit Mahnung
Strack-Zimmermann ließ in der hitzigen Diskussion ihren Emotionen freien Lauf und verwies auf die Gräueltaten des Krieges: "Dieser brutale, schreckliche Krieg! Vergewaltigungen! Tausende von Kindern verschwunden! Gefoltert worden!" Die Debatte verdeutlichte die tiefen Gräben in der deutschen Außenpolitik bezüglich des Umgangs mit Russland.
Jörg Wimalasena, Journalist bei der "Welt", sprang Stegner zur Seite und kritisierte die politische Kultur, in der der SPD-Mann ins Kreuzfeuer geraten sei. Stegner selbst beendete die Kontroverse mit einer mahnenden Bemerkung: "Geschichte ist gar nicht so schlecht, wenn man ein bisschen was über Geschichte weiß und nicht einfach dahinredet."
Die ganze Ausgabe von "Hart aber fair" können Sie in der ARD-Mediathek als Video-on-Demand sehen.
Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bos/loc/news.de/stg
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.