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Raketenangriff auf Odessa: Bizarrer Plan oder klare Strategie! Ließ Putin deshalb Bomben fallen?

Plötzlich fielen Bomben auf Odessa, nachdem Russland einen Tag zuvor ein Getreideabkommen unterschrieb. Der Westen und die Ukraine verurteilten den Angriff. Was steckt hinter dem Angriff? Diese Strategien verfolgt der Kreml-Despot damit.

Was bewirkte Wladimir Putin mit dem Raketenangriff auf Odessa? (Foto) Suche
Was bewirkte Wladimir Putin mit dem Raketenangriff auf Odessa? Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin | Alexey Maishev

Keine 24 Stunden nachdemRussland in Istanbul ein Abkommen über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide unterzeichnete schlugen Raketen auf die Hafenstadt Odessa ein. Damit seien gezielt Getreideverarbeitungsanlagen beschossen worden.Der Hafen sei "eigens dort getroffen worden, wo Getreidelieferungen abgewickelt wurden", sagte der ukrainische Militärsprecher Jurij Ignat der Nachrichtenagentur AFP. "Zwei Raketen haben die Hafeninfrastruktur genau dort getroffen, wo offensichtlich Getreide war", ergänzte Ignat. Der Angriff löste international Entsetzen aus und warf die Frage auf: Was will Putin damit bewirken?

Wladimir Putins Kehrtwende: Odessa nach Getreide-Abkommen beschossen

Der Angriff wurde weltweit verurteilt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Raketenangriffe auf den Hafen von Odessa als einen Akt "offensichtlicher russischer Barbarei" verurteilt. Die Schläge seien ein weiterer Grund dafür, der Ukraine solche Waffen zu geben, "die für unseren Sieg notwendig sind", sagte der Staatschef in seiner am Samstagabend veröffentlichten Videobotschaft. Er warf Russland vor, einen Tag nach dem in Istanbul unterzeichneten Abkommen über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide den Hafen von Odessa beschossen zu haben. Russland weist das zurück, wie die Türkei nach einem Gespräch mit der Kriegspartei mitgeteilt hatte.

 

Russland gibt Raketenbeschuss auf Odessa zu

Später gab die russische Regierung aber doch den Beschuss zu. Die "Kaliber"-Raketen hätten mit einem hochpräzisen Schlag ein Objekt militärischer Infrastruktur im Hafen von Odessa getroffen, teilte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Sie sprach von einem Kriegsschiff, das getroffen worden sei.

Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, Schiffe für den Export über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschießen. Auch die drei beteiligten Häfen dürfen demnach nicht angegriffen werden. Es geht dabei unter anderem um die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide. Die unter der Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei unterzeichnete Einigung sieht vor, die Exporte von einem Kontrollzentrum in Istanbul überwachen zu lassen. 

Was will Wladimir Putin mit dem Raketenbeschuss bewirken?

Wladimir Putin hätte mit dem Raketenbeschuss der UNO und der Türkei "ins Gesicht gespuckt", hieß es von ukrainischer Seite. Die UNO und die Türkei hatten zwischen Kiew und Moskau vermittelt. Damit hätte Putin sein Verhältnis zu Erdogan aufs Spiel gesetzt, meint Strategie-Experte Herfried Münkler im Gespräch mit "Focus Online". "Putin hat Erdogan desavouiert. Dieser Angriff kommt einem Dementi des Abkommens gleich", so Münkler. Die Gründe wieso Putin aber so reagierte sind zwar unklar, aber Münkler vermutet, dass der Kreml-Despot sich geärgert hat, weil Erdogan zu spät kam. Außerdem wollte Putin wohl "eine Achse Moskau, Istanbul, Teheran etablieren. Das hat nicht funktioniert." Das nun angeknackste Verhältnis zum türkischen Präsidenten nimmt Putin aber bewusst in Kauf, um seine Pläne weiter zu verfolgen. 

Irrationale Kriegstaktik? Diese Strategien verfolgt Wladimir Putin

Immer wieder wird Putin vorgeworfen irrational zu agieren, aber würde sein jüngster Plan zeigen, dass er gezielt seine brutale Kriegstaktik verfolgt. Das versucht Putin, indem er weiter versucht die Ukraine und den Westen zu destabilisieren. Das alles folge laut dem Experten einer ganz klaren Logik. Zuerst einmal will Putin der Ukraine mit dem Angriff auf die Hafenstadt zeigen, dass das ukrainische Militär seine Linie nicht dauerhaft stabilisieren könne. Russische Angriffe an der Schwarzmeerküste seien immer möglich. Das bezeichnet Münkler als "Entlastungsangriff". Gleichzeitig will er die Reaktion des Westens analysieren: "Er nutzt widersprüchliches Handeln als ein probates Mittel, um den Gegner zu verwirren. Dieses Hin und Her, das wir beispielsweise auch bei Nord Stream 1 sehen, nutzt Putin als eine Art von Feindesaufklärung: Er beobachtet die Reaktionen des Westens auf solche Störaktionen genau – denn sie zeigen ihm mögliche Schwachstellen, sowohl physischer als auch psychologischer Art."

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/news.de/dpa

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