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Michael Kretschmer: "Intellektuelle Insolvenz!" Sachsens Ministerpräsident empört mit Ofarim-Tweet

Der Fall Ofarim sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen. Der Musiker wurde nun von der Staatsanwaltschaft Leipzig wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung angeklagt. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer äußert sich auf Twitter zu Gil Ofarim und begeht einen folgenschweren Fehler.

Michael Kretschmer sorgt mit einem Tweet zum Fall Ofarim für Empörung. (Foto) Suche
Michael Kretschmer sorgt mit einem Tweet zum Fall Ofarim für Empörung. Bild: news.de-Fotomontage (picture alliance/dpa | Tobias Hase; picture alliance/dpa | Fabian Sommer)

Rund sechs Monate nach den Antisemitismus-Vorwürfen des Musikers Gil Ofarim hat die Staatsanwaltschaft Leipzig nun Anklage wegen falscher Verdächtigung und Verleumdung gegen den Künstler erhoben. Demnach habe sich der Vorfall im Leipziger "The Westin" nicht so zugetragen, wie Ofarim es in einem Instagram-Video geschildert hatte. Angeblich sollte ihn ein Hotelmitarbeiter aufgefordert haben, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Der Fall sorgte deutschlandweit für Schlagzeilen. Das Ermittlungsverfahren gegen den Hotelmitarbeiter wurde mittlerweile eingestellt. Im Netz kommentieren zahlreiche Nutzer:innen die Wende im Fall Ofarim. Darunter auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Doch mit seinem Tweet sorgte der CDU-Politiker für Empörung.

Fall Ofarim: Kretschmer kritisiert Gil Ofarim scharf und sorgt auf Twitter für Empörung

Michael Kretschmer kritisierte Gil Ofarim scharf. Dieser habe "nicht nur den Mitarbeiter, das Hotel, die Stadt und Sachsen in Misskredit gebracht, sondern auch Schaden an der jüdischen Gemeinschaft angerichtet", sagte der Politiker. "Das Mindeste, was man nun erwarten kann, ist eine Entschuldigung - auch von denen, die vorschnell ihre Schlüsse gezogen und vorverurteilt haben. "Es sei "das Schlimmste, jemanden als Antisemit zu bezeichnen", sagte Kretschmer. "Dies für Falschaussagen und Verleumdung zu missbrauchen ist schockierend und zutiefst verachtenswert."

"Intellektuelle Insolvenz!" Sachsens Ministerpräsident unterscheidet "zwischen Deutschen und Juden"

Auf Twitter legte Sachsens Ministerpräsident kurze Zeit später nach. "In den vergangenen Jahrzehnten ist ein großes Vertrauen zwischen Deutschen und Juden gewachsen. Das war und ist, vor allem mit Blick auf unsere Geschichte, nicht selbstverständlich. Es ist ein hohes und wertvolles Gut, ein Wert, den wir uns nicht zerstören lassen", schreibtMichael Kretschmer in einem Tweet. Doch die Formulierung"zwischen Deutschen und Juden" wirft Fragen auf. Sind Juden etwa keine Deutschen? 

"Das ist jetzt nicht wahr, oder?? Zwischen Deutschen und Juden?? Was noch? Zwischen Deutschen und Frauen? Das, mein Freund, ist gelebte intellektuelle Insolvenz", schießt ein Twitter-Nutzer gegen den Ministerpräsidenten. "Sind Jüdinnen:Juden keine Deutschen? Oder wie ist das zu verstehen?", fragt sich ein anderer. "Huch! Was stimmt denn mit Ihnen nicht, Herr Kretschmer? Sind Juden für Sie keine deutschen Staatsbürger?", stimmt ein weiterer mit ein. Doch damit nicht genug: Andere werfen Kretschmer vor, Ofarim vorzuverurteilen. "1. Sie sprechen Gil Ofarim noch vor der Gerichtsverhandlung schuldig. 2. Wenn er tatsächlich gelogen haben sollte, hätte er seine eigene Glaubwürdigkeit beschädigt -- und die von niemandem sonst. 3. Ihre Sorge ist, dass "die Deutschen" "den Juden" nicht mehr trauen können. WTF!?!", heißt es in einem anderen Tweet. "Wenn der @mpkretschmer das Maul aufmacht, kommt nur Scheiße raus. Und das zuverlässig. Thema egal", schreibt ein anderer Twitter-Nutzer.

Kretschmer bemüht sich um Klarstellung

Am Donnerstagabend bemühte sich Kretschmer um Klarstellung: "Zur Klarstellung: Deutschland steht zurecht in einer besonderen historischen Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk. Heute gibt es zum Glück wieder ein vielfältiges jüdisches Leben in Deutschland und eine große Zahl deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens."

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/fka/news.de/dpa

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