Die Beziehungen zwischen Berlin und Moskau sind angespannt. Kurz vorm Zusammentreffen von Baerbock und ihrem russischen Kollegen Lawrow sorgt ein bizarres Putin-Video im Netz für Aufruhr. Ätzt der Kreml-Chef hier über die deutsche Außenministerin?
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Ungeachtet schwerer Konflikte mit Russland und der Angst vor einem Krieg setzt Außenministerin Annalena Baerbock auf einen Dialog mit dem Kreml. Am Dienstag traf die Grünen-Politikerin in Moskau auf ihren russischen Kollegen Sergej Lawrow. Das Ziel von Baerbock: "Substanzielle und stabile Beziehungen mit Russland". Ihr Antrittsbesuch in Moskau war eine Feuerprobe, die sie mit Bravour bestand.
Schwieriger Antrittsbesuch in Moskau: Außenminister Annalena Baerbock trifft Sergej Lawrow in Russland
Vor dem Besuch von Baerbock bezeichnete das russische Außenministerium Deutschland als "einflussreichen Akteur auf der internationalen Bühne". Doch Moskau sei "enttäuscht" über den aktuellen Stand der russisch-deutschen Beziehungen. "Von deutscher Seite wird versucht, Einfluss auf die innenpolitischen Prozesse in Russland zu nehmen, in den deutschen Medien wird antirussische Propaganda betrieben", hieß es.
Baerbock hielt sich am Montag zu Gesprächen in der Ukraine auf. Dort sicherte sie Kiew diplomatische Unterstützung zur Lösung der Krise mit Russland zu. Deutschland sei bereit zum Dialog mit Russland. Waffenlieferung werde es aber nicht geben. Nun folgten Gespräche mit Putins Chef-Diplomaten, der seine Gäste gern auf offener Bühne vorführt und belehrt. Doch Baerbock hat den Test bestanden.
Die 41-Jährige hat sich für eine rasche Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen im Ukraine-Konflikt ausgesprochen. Dies sei wichtig für die Sicherheit in Europa, sagte sie. Dazu solle ein nächstes Treffen im Normandie-Format zusammenkommen - also auf Vermittlung Deutschlands und Frankreichs mit der Ukraine und Russland. Lawrow betonte, dass Russland sich dabei nicht als Konfliktpartei sehe. Zu den von Russland geforderten Sicherheitsgarantien an den Westen sagte Baerbock: "Wir sind bereit zu einem ernsthaften Dialog über gegenseitige Vereinbarungen und Schritte, die allen in Europa mehr Sicherheit bringen." Lawrow erklärte, dass Russland jetzt auf schriftliche Vorschläge aus dem Westen warte. Russland hatte ein Ende der Nato-Osterweiterung gefordert und einen Verzicht auf Aufnahme der Ukraine in das Bündnis.
"Fressefreiheit!" Twitter lästert über Baerbock-Auftritt und blamiert sich selbst
"Ihre Worte klingen in der Tat trivial, und doch: Von Maas oder Merkel haben wir solche ganz unmissverständlichen Aussagen nie gehört, schon gar nicht direkt ins Gesicht von Lawrow oder Putin", befindet ein Twitter-Nutzer. "Ich halte ja nicht viel von #Baerbock aber heute hat sie mich positiv überrascht. Da zu stehen und sich den Stuss anzuhören den der senile Russen-Opa #Lawrow vor sich hin stammelt und nicht laut loszulachen, Respekt. Das hätte ich nicht geschafft", heißt es in einem Tweet. "Sie machte auf mich einen kühlen, ruhigen und gesammelten Eindruck. Die Art und Weise, wie sie auf die Fragen der Journalisten reagierte, war klar und ohne Zögern. Gute Arbeit von #Baerbock", schreibt ein anderer Twitter-Nutzer.
Wer schon mehr als eine #Lawrow-PK gesehen hat, kann schwerlich behaupten, dass #Baerbock ihre Sache schlecht gemacht hätte: Sie ließ sich weder vereinnahmen noch provozieren und sagte, was gesagt werden musste. Keine hinreichende, aber notwendige Bedingung für gute Außenpolitik Die Außenministerin @ABaerbock wird wegen ihrer Geschlecht, Alter und Mode kritisiert.
Inhaltliche Kritik ist hierbei gar nicht zu finden.#Baerbock
Während Annalena Baerbock den Auftritt vor der Presse in Russland meisterte, sucht Twitter dennoch das Haar in der Suppe. "Eine Fressefreiheit ist enorm wichtig", spottet eine Twitter-Nutzerin über einen Versprecher der Außenministerin und will ihr somit die Kompetenz absprechen. Peinlich!
Eine Fressefreiheit ist enorm wichtig!☝???????????? #Baerbock pic.twitter.com/DgVJS2Ftzv
— ꨁ Ŧʀ๑ⳗⳗᰀ꯵ɴ ☺︎︎ M꯵ຣຣⳠ ꨁ (@Frollein20) January 18, 2022
Fake-Video im Netz aufgetaucht! HIER lacht Putin angeblich Baerbock aus
Derweil kursiert ein gefälschtes Video auf Twitter, dass den russischen Verteidigungsminister Sergei Schoigu dabei zeigen soll, wie er Wladimir Putin über den Baerbock-Besuch in der Ukraine berichtet. "Dann wird es richtig peinlich. Für ihn oder für sie?", schreibt ein Twitter-Nutzer zu dem Video. Putin fällt in schallendes Gelächter und im Untertitel ist zu lesen: "Leute, es ist doch nur Baerbock". Doch dieses Gespräch hat es so nie gegeben. Die Untertitel wurden nachträglich eingefügt und legen den russischen Politiker völlig andere Worte in den Mund. Das Video ist schon ein paar Jahre alt und wurde völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Als der Ersteller von anderen Twitter-Nutzern darauf hingewiesen wird, verteidigt er das Video als Satire. Jedoch ist das nirgends gekennzeichnet. In den Kommentaren wird dem Tweet-Ersteller "Propaganda" vorgeworfen.
Lesen Sie auch: "Putin durch Totlachen beseitigt!" Twitter-Spott vor Baerbocks Besuch in Russland.Verteidigungsminister Sergei Schoigu berichtet Wladimir Putin über #Baerbock|s #Ukraine-Besuch. Dann wird es richtig peinlich. Für ihn oder für sie?????♂️ pic.twitter.com/gvoh6IvtwS
— GreenWatch (@Watch_Greens) January 18, 2022
Angst vor Eskalation im Russland-Ukraine-Konflikt: So gefährlich ist Putin für Deutschland
Eine stabile Beziehung mit Russland ist für die deutsche Politik enorm wichtig. Ein militärischer Überfall der Ukraine hätte für Deutschland nämlich fatale Auswirkungen. Sollte Russland in die Ukraine einfallen, droht im Extremfall der Nato-Bündnisfall und die Bundeswehr würde mobilisiert werden, schreibt die "Bild". Außerdem könnte bei einer von Russland verschuldeten Eskalation eine internationale Wirtschaftskrise ausgelöst werden, da der Westen mit harten Sanktionen und Handelssperren gegenüber dem Kreml reagieren würde. Doch damit nicht genug: Deutschland ist von Russlands Rohstoffen abhängig. Die Preise für Gas oder Erdöl würden in die Höhe schießen.
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bua/sba/news.de/dpa