Trotz Bomben und Raketen: Stripclub in der Ukraine zieht weiter blank

In Charkiw trotzt der Stripclub Flash Dancers Krieg und Ausgangssperre. Tänzerinnen bieten Ablenkung für Menschen an der Front. Der Club dient zugleich als Luftschutzbunker und symbolisiert Zusammenhalt in schweren Zeiten.

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In Charkiw trotzt der Stripclub Flash Dancers Krieg und Ausgangssperre.  (Foto) Suche
In Charkiw trotzt der Stripclub Flash Dancers Krieg und Ausgangssperre.  Bild: Adobe Stock/olga
  • Ukrainischer Stripclub trotzt Krieg an der Front
  • Club öffnet trotz Ausgangssperre
  • Luftschutzbunker bei Luftalarm unter dem Club

Mitten im zerstörten Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, wo die Raketen einschlagen und der Krieg das tägliche Leben bestimmt, hält ein Stripclub unbeirrt durch: Flash Dancers. Der Club bietet den laut "The Sun" Einheimischen eine seltene Flucht aus der grauen Realität an der Frontlinie. Trotz der Ausgangssperre um 23 Uhr öffnen die Betreiberinnen ihre Türen jeden Abend und bringen mit Tanz und Unterhaltung einen Funken Normalität in den Kriegsalltag.

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Tanz gegen die Dunkelheit – Frauenpower hinter der Bühne

Flash Dancers ist ein von Frauen geführtes Unternehmen, das von Valeriya Zavadskaya und ihrer Mutter Valeriia Kseniya geleitet wird. Letztere, eine ehemalige professionelle sowjetische Tänzerin, gründete den Club vor rund zehn Jahren. "Unser Ziel ist es, eine Wende zu schaffen", sagt Valeriya. Dabei geht es nicht nur um Show, sondern um die Vermittlung von Weiblichkeit, Ästhetik und Schönheit – weit entfernt von den gängigen Klischees rund um Stripclubs.

Tagsüber üben die Tänzerinnen ihre Routines, nachts treten sie in aufwändigen Burlesque-Outfits auf und verleihen dem Club eine fast schon theatralische Atmosphäre. Die sanfte rote Beleuchtung und das intime Ambiente schaffen einen Kontrast zu den Schrecken draußen.

Trotz Ausgangssperre und Krieg – ein Ort der Zuflucht

Seit Beginn des Krieges haben mehr als eine Million Menschen Charkiw verlassen. Das spüren auch die Betreiber des Clubs: Gäste sind rar, manchmal kommt niemand. Zudem haben sich die Getränkepreise verdreifacht. Dennoch bleiben die Türen offen – auch als Luftschutzbunker, denn der Club liegt unter der Erde.

Wenn die Luftalarm-Sirenen losgehen, flüchten Tänzerinnen und Gäste in die geschützten Bereiche des Clubs, wo sie auf das Ende der Raketenangriffe warten. Trotz der Gefahr hält Flash Dancers am Betrieb fest – für viele ist er ein wichtiger Zufluchtsort und ein Zeichen von Widerstand.

Kampf ums Überleben – Leben mit mehreren Jobs

Valeriia, die Gründerin, arbeitet mittlerweile auch als Hoteldirektorin, denn der Krieg hat die Wirtschaft zerrüttet. "Es ist schwierig, heute mit nur einem Job über die Runden zu kommen", erklärt sie. Auch der Club steht wirtschaftlich unter Druck, ist aber ein wichtiger Bestandteil des Lebens einiger Charkiwerinnen.

Sie widerspricht den Vorurteilen gegenüber Stripclubs: "Alle dachten zuerst, das sei ein Club mit Happy End. Aber Mädchen sind kein Fleisch. Es geht um Weiblichkeit und Schönheit." Diese Haltung prägt das Selbstverständnis von Flash Dancers – ein Ort, an dem Frauen ihre Körper als Ausdruck von Kunst und Kraft zeigen.

Ein Zeichen der Hoffnung im Krieg

Inmitten von Zerstörung und Verlust ist Flash Dancers mehr als ein Stripclub: Es ist ein Symbol für Widerstand, Lebensfreude und das Festhalten an der eigenen Identität. Trotz der Gewalt vor der Haustür tanzen die Frauen weiter – und schenken ihren Gästen für einen Moment das Gefühl, nicht ganz in der Kriegsrealität gefangen zu sein. Ein mutiger, ungewöhnlicher Beitrag zum Überleben und zur Hoffnung an der Front.

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