"Quiet Cracking": Über die Hälfte der Arbeitnehmer leidet unter Motivationskrise

Während Millionen Beschäftigte jeden Morgen zur Arbeit erscheinen, zerbröselt ihre Motivation im Stillen. Mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmer leidet bereits unter diesem unsichtbaren Leiden namens "Quiet Cracking".

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Beim sogenannten "Quiet Cracking" zerbröselt die Motivation nach und nach - auch, wenn es nach Außen hin anders wirkt. (Foto) Suche
Beim sogenannten "Quiet Cracking" zerbröselt die Motivation nach und nach - auch, wenn es nach Außen hin anders wirkt. Bild: stock.adobe.com / Jadon B/peopleimages.com
  • Über die Hälfte aller Arbeitnehmer kämpft mit dem sogenannten "Quiet Cracking"
  • Das Phänomen beschreibt das langsame Zerbröseln der Motivation der Arbeitnehmer
  • Die Gründe für das Stille Kündigen sind vielschichtig - besonders die Gen Z trifft es hart

Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer kämpft mit einem stillen Feind am Arbeitsplatz. Eine aktuelle Erhebung des Weiterbildungsanbieters TalentLMS zeigt: 54 Prozent der Beschäftigten leiden unter dem Phänomen "Quiet Cracking" - dem schleichenden Verlust ihrer Arbeitsmotivation. Jeder fünfte Betroffene erlebt diesen Zustand sogar dauerhaft.

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Die versteckten Alarmsignale, die Chefs übersehen

Die Symptome von Quiet Cracking entwickeln sich schleichend und bleiben oft unbemerkt:

  • Betroffene ziehen sich aus Besprechungen zurück
  • Ihre Konzentration lässt nach, häufige Ablenkungen nehmen zu
  • Aufgaben werden zwar noch erledigt, aber ohne jegliche Begeisterung
  • Die Initiative für neue Ideen oder Projekte erlischt

Gleichzeitig wächst die Unsicherheit über die eigene Zukunft im Unternehmen, die Frustration über unklare Erwartungen und hohe Arbeitsbelastung steigt kontinuierlich. Anerkennung? Fehlanzeige. Führungskräfte erkennen diese Warnsignale häufig zu spät, da die Betroffenen nach außen hin weiterhin engagiert wirken. "Quiet Cracking ist der innere Zerfall der Arbeitszufriedenheit", heißt es in der TalentLMS-Studie.

Fehlende Wertschätzung zerstört die Motivation

Die Wurzeln des Problems liegen tief. An erster Stelle steht mangelnde Anerkennung: 30 Prozent der Arbeitnehmer vermissen Wertschätzung für ihre Leistung. Bei Betroffenen von Quiet Cracking sinkt der Anteil derer, die sich anerkannt fühlen, sogar auf nur 26 Prozent. Weitere Auslöser verstärken die Krise:

  • Fast die Hälfte der Betroffenen hat das Gefühl, dass Vorgesetzte nicht zuhören
  • 42 Prozent erhielten im vergangenen Jahr keinerlei Weiterbildung
  • Die Arbeitsbelastung empfinden 29 Prozent als untragbar

Die Kombination aus fehlender Anerkennung, mangelnder Kommunikation und ausbleibenden Entwicklungsmöglichkeiten bildet einen gefährlichen Cocktail. Beschäftigte fühlen sich übersehen und in ihrer beruflichen Entwicklung blockiert. Die Unzufriedenheit wächst langsam, bis sie die Motivation vollständig untergräbt.

Generation Z und Millennials brechen weg

Die jüngeren Generationen trifft es besonders hart. Laut einer Erhebung der Unternehmensberatung EY stürzte die Arbeitszufriedenheit bei den unter 35-Jährigen dramatisch ab. Waren vor zwei Jahren noch 54 Prozent der jungen Beschäftigten mit ihrer Arbeitssituation zufrieden, sind es aktuell nur noch 33 Prozent - ein Einbruch um 21 Prozentpunkte.

Die Zahlen spiegeln einen besorgniserregenden Trend wider. Gerade die Generationen, die als besonders leistungsbereit und innovativ gelten, verlieren den Anschluss an ihre Arbeitgeber. Sie kämpfen verstärkt mit dem Gefühl, in einem Hamsterrad festzustecken.

Billionenverluste durch innere Kündigungen

Die wirtschaftlichen Schäden durch Quiet Cracking erreichen astronomische Höhen. Laut Gallup-Analysen verliert die Weltwirtschaft jährlich 8,8 Billionen US-Dollar durch mangelndes Mitarbeiterengagement - das entspricht etwa neun Prozent der globalen Wirtschaftsleistung.

Für Unternehmen im Fachkräftemangel wird die Situation besonders kritisch. Während sie verzweifelt nach neuen Talenten suchen, zerbrechen bestehende Mitarbeiter innerlich. Innovation verlangsamt sich, die Produktivität sinkt, und wertvolle Fachkräfte wenden sich ab.

Die Spirale dreht sich weiter: Wirtschaftliche Verluste führen zu Sparmaßnahmen. Gehaltserhöhungen werden ausgesetzt, Weiterbildungsprogramme gestrichen. Der Druck auf die verbleibenden Mitarbeiter steigt. Ein Teufelskreis entsteht, der Teams schwächt und ganze Abteilungen lähmt. Unternehmen verlieren nicht nur Geld, sondern auch Kreativität und Loyalität ihrer Belegschaft.

Wege aus der Motivationskrise

Unternehmen können dem stillen Zerfall durch verschiedene Maßnahmen entgegenwirken: Regelmäßige persönliche Gespräche, individuelles Feedback und klar erkennbare Wertschätzung sind entscheidend. Auch Weiterbildungen können als Schutzschild wirken, wie die Zahlen zeigen.

Betroffene sollten allerdings auch selbst aktiv werden. Der Gang zur Führungskraft erfordert Mut, kann sich aber lohnen. Ein offenes Gespräch über fehlende Wertschätzung und Entwicklungsperspektiven schafft oft Klarheit. Wer seine Bedürfnisse klar kommuniziert, erhöht die Chance auf Veränderung.

Frank Giampietro von EY betont: Vorgesetzte müssen ihre Mitarbeiter unterstützen, bevor diese einen kompletten psychischen Zusammenbruch erleben. Nur durch gemeinsames Handeln lässt sich die Motivationskrise überwinden.

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