Wählerisch beim Essen: "Picky-Eater"-Kinder neigen zu Autismus, ADHS und Epilepsie
Immer wieder müssen sich Eltern mit dem mäkeligen Essverhalten ihrer Kinder herumschlagen. Eine aktuelle Studie zeigt: "Picky Eating" kann ein Hinweis auf psychische oder neurologische Auffälligkeiten sein.
Von news.de-Redakteur Felix Schneider - Uhr
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- Wählerisches Essen oder "Picky Eating" ist meist eine Phase bei Kindern
- Hält diese über Jahre an, kann das mit Entwicklungsproblemen zu tun haben
- Eine Studie hat diesen Zusammenhang genauer untersucht
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Stundenlang steht man in der Küche, macht sich die Mühe, aufwendig zu kochen - und plötzlich rümpft das Kind die Nase beim Anblick des Tellers. Gemüse? Auf keinen Fall. Auch nicht probieren? Nein. Wählerisches Essen, auch "Picky Eating" genannt, ist in der Regel harmlos und bleibt lediglich eine kurze Phase. Eine norwegische Studie zeigt jedoch: Hält die Phase über Jahre an, kann dieses Verhalten mit Entwicklungsstörungen, neurologische Erkrankungen oder psychische Auffälligkeiten zusammenhängen.
Rund ein Drittel der untersuchten Kinder zeigte auffälliges Essverhalten
Im Mittelpunkt der Studie der norwegischen Wissenschaftler stand die Frage: Wie verbreitet ist vermeidendes oder stark eingeschränktes Essverhalten in der frühen Kindheit? Außerdem untersuchten die Forscher, wie sich dieses Verhalten im Laufe der Jahre entwickelt und ob es mit bestimmten medizinischen oder psychischen Auffälligkeiten einhergeht. Auch genetische Faktoren wurden bei den Untersuchungen berücksichtigt.
Das Ergebnis: Bei rund einem Drittel der untersuchten Kinder wurden Anzeichen von ARFI festgestellt. Die Bezeichnung ist kurz für "Avoidant/Restrictive Food Intake" ("vermeidendes oder restriktives Essverhalten"). Das Spektrum reichte je nach Schweregrad von zumindest vorübergehend gemindertem Appetit bis hin zu einer deutlichen Einschränkung des Essverhaltens.
Diagnosen wie ADHS und Autismus häufiger bei Picky-Eater-Kindern
Kinder, bei denen dieses Essverhalten besonders lange anhielt, wiesen zudem laut Angaben ihrer Mütter vom Säuglingsalter bis zum Alter von 14 Jahren ein höheres Maß an Schwierigkeiten in Bereichen wie Sprachentwicklung, motorische Fähigkeiten, emotionale Probleme und Hyperaktivität auf. Der Entwicklungsunterschied zu Kindern, die nicht von ARFI betroffen waren, war den Forschern zufolge signifikant.
Auch Diagnosen wie ADHS oder Autismus kamen bei Kindern mit länger bleibendem ARFI doppelt so häufig vor wie bei den anderen Kindern. Über fünf Prozent der Picky-Eater-Kinder erhielten eine Autismus-Diagnose gegenüber knapp zwei Prozent in der Vergleichsgruppe. Zudem waren auch die Raten für Epilepsie, Entwicklungsverzögerungen oder kognitive Einschränkungen erhöht.
Essverhalten kein Auslöser für Autismus
Bedeutet das also, dass mäkeliges Essverhalten später zu schwerwiegenden Einschränkungen wie Autismus oder ADHS führen kann? Nicht ganz. Vielmehr ist es genau andersherum: Entwicklungsstörungen wie Autismus oder psychische Erkrankungen führen häufig zu einem solchen Essverhalten. Ist dieses über längere Zeit zu beobachten, ist es also durchaus möglich, dass das ein Hinweis auf eine solche Einschränkung sein kann.
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sfx/bua/news.de
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