Medikamente gegen Depressionen: Welche Nebenwirkungen bei Antidepressiva besonders oft vorkommen

Millionen Deutsche greifen neben Therapiesitzungen auch zu pharmazeutischen Lösungen - am häufigsten verschrieben werden Antidepressiva. Die gehen jedoch auch mit Nebenwirkungen einher. Eine Studie gibt nun einen umfassenden Überblick.

Von news.de-Redakteur - Uhr

Viele Antidepressiva sorgen unter anderem für eine Gewichtszu- oder -abnahme. (Foto) Suche
Viele Antidepressiva sorgen unter anderem für eine Gewichtszu- oder -abnahme. Bild: AdobeStock/mitsyko1971
  • Forscher haben die Nebenwirkungen von 30 Antidepressiva untersucht
  • Die Unterschiede bei den Auswirkungen auf den Körper sind groß
  • Einige Mittel sorgen für eine Gewichtszu- oder -abnahme

Bei Depressionen kann eine Therapie oftmals viel bewirken - doch in vielen Fällen kommt es im Gehirn auch zu einem chemischen Ungleichgewicht. Dieses kann unter anderem durch Schlafmangel verstärkt werden und lässt sich in der Regel - zumindest für eine bestimmte Zeit - nur mit Antidepressiva ausgleichen. Wissenschaftler des King's Colleges in London und der Universität Oxford haben nun in einer Studie 30 verschiedene Medikamente gegen Depressionen untersucht und die Nebenwirkungen in einer Tabelle festgehalten.

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Millionen Deutsche bekommen Antidepressiva verschrieben

Laut dem Informationsdienst Wissenschaft (IDW) nehmen derzeit zwischen acht und zehn Prozent der Deutschen Antidepressiva, um eine weite Bandbreite an Erkrankungen zu behandeln. Während bekannt ist, dass viele dieser Medikamente Nebenwirkungen haben, war bislang unbekannt, zu welchem Grad sie unseren Körper beeinflussen. Für ihre Analyse nahmen die Forscher Daten aus 151 verschiedenen Studien unter die Lupe und verglichen die Auswirkungen der 30 Antidepressiva auf die körperliche Gesundheit von mehr als 58.000 Menschen.

Antidepressiva können sich auf eine Vielzahl verschiedener Arten und Weisen auf den Körper auswirken. Die Forscher fanden im Verlauf der groß angelegten Studie heraus, dass einige der Medikamente Körpergewicht, Herzfrequenz und Blutdruck innerhalb weniger Wochen erheblich verändern konnten, während andere in ihrer körperlichen Wirkung weitgehend neutral zu sein scheinen.

Diese Medikamente haben besonders starke Nebenwirkungen

So gab es beispielsweise einen Unterschied von bis zu 4 Kilogramm über acht Wochen in der durchschnittlichen Gewichtsveränderung zwischen einigen Medikamenten. Das entspricht etwaeiner Gewichtsabnahme von etwa - 2,5 kg bei Agomelatin im Vergleich zu einer Gewichtszunahme von etwa + 2 kg bei Maprotilin. Ähnlich verhält es sich bei Fluvoxamin und Nortriptylin. Zwischen den Nebenwirkungen beider Medikamente wurde eine Herzfrequenz-Differenz von 21 Herzschlägen pro Minute festgestellt.

Dr. Toby Pillinger, akademischer klinischer Dozent am Institut für Psychiatrie, Psychologie und Neurowissenschaften und leitender Autor der Studie, erklärt: "Antidepressiva gehören zu den weltweit am häufigsten verwendeten Medikamenten."Laut ihm sind Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) die am häufigsten verschriebene Art von Antidepressiva und haben tendenziell weniger körperliche Nebenwirkungen.

Gemeinsam nach dem richtigen Medikament suchen

"Das Ziel [der Studie] besteht nicht darin, von der Nutzung abzuschrecken, sondern Patienten und Ärzte zu befähigen, fundierte Entscheidungen zu treffen, und eine personalisierte Versorgung zu fördern", so Pillinger. Die Autoren kritisierten, dass Ärzte die Entscheidungen über Medikamente häufig über den Kopf der Patienten hinweg treffen würden.

Die Entscheidungen sollten den Autoren zufolge stattdessen aus einem kooperativen Prozess heraus getroffen werden - Patienten und Ärzte müssen zusammenarbeiten, um mithilfe ihrer eigenen Präferenzen, persönlichen Umstände, Ziele, Werte und Überzeugungen die richtige Medizin für den jeweiligen Fall zu finden.

Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Im Notfall sollten Sie immer einen Mediziner oder den Rettungsdienst um Hilfe bitten.

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