WHO-Experten schlagen Alarm: Vogelgrippe H5N1 mutiert laut Experten-Analyse schneller als je zuvor

Die Entwicklung des Vogelgrippe-Erregers H5N1 bereitet Experten Kopfzerbrechen: Analysen der Weltgesundheitsorganisation zufolge entwickelt sich das Virus schneller als je zuvor und stellt die Impfstoff-Entwicklung vor ein Dilemma.

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WHO-Experten warnen: Der Vogelgrippe-Erreger entwickelt sich schneller als je zuvor – und die Impfstoffentwicklung kommt nicht hinterher. (Foto) Suche
WHO-Experten warnen: Der Vogelgrippe-Erreger entwickelt sich schneller als je zuvor – und die Impfstoffentwicklung kommt nicht hinterher. Bild: picture alliance/dpa | Silas Stein
  • Vogelgrippe-Erreger H5N1 mutiert schneller als je zuvor - WHO-Experten schlagen Alarm
  • H5N1-Virus in unberechenbarer neuer Phase - zunehmende Infektionen von Säugetieren
  • Impfstoff-Entwicklung kann mit Virus-Mutationen nicht mehr Schritt halten
  • Wie groß ist die Pandemie-Gefahr im Hinblick auf Vogelgrippe aktuell?

Das H5N1-Virus entwickelt sich derzeit schneller als jemals zuvor und ist in eine unberechenbare neue Phase eingetreten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse von Influenza-Experten, die mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Weltorganisation für Tiergesundheit und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen zusammenarbeiten.

Vogelgrippe-Virus H5N1 außer Kontrolle: Erreger mutiert schneller als je zuvor

Wie der britische "Daily Star" berichtet, werteten die Wissenschaftler mehr als 18.000 Proben aus dem Zeitraum zwischen 2015 und 2024 aus. Ihre Erkenntnisse sind alarmierend: Das Virus wurde mittlerweile auf allen sechs Kontinenten nachgewiesen – selbst in der Antarktis, wo zuvor nie Vogelgrippe registriert worden war. Besonders beunruhigend für die Forschenden ist demnach die zunehmende Fähigkeit des Erregers, Säugetiere zu infizieren. Dies könnte das künftige Risiko für Menschen und eine globale Pandemie erheblich steigern, warnen die Forscher.

WHO-Forschende schlagen Alarm: Virus verzweigt sich wie ein explodierender Stammbaum

Das heute bekannte H5N1-Virus unterscheidet sich grundlegend von dem Erreger, der noch Mitte der 2000er Jahre kursierte. Statt eines einzelnen weltweit zirkulierenden Stammes hat sich das Virus in zahlreiche genetisch unterschiedliche Gruppen aufgespalten, die sich jeweils eigenständig weiterentwickeln. Wissenschaftler vergleichen diese Entwicklung mit einem rasant wachsenden Stammbaum. Die Veränderungen verliefen so schnell, dass das offizielle Klassifikationssystem für das Virus überarbeitet werden musste. Zwei Hauptzweige haben sich inzwischen in zwölf Unterzweige aufgeteilt. Ein seit Jahren in Asien verbreiteter Zweig namens Clade 2.3.2.1c hat bereits menschliche Infektionen in Kambodscha, Vietnam und Nepal verursacht. Allein Kambodscha meldete in diesem Jahr 18 Fälle, von denen neun tödlich verliefen.

Vogelgrippe infiziert zunehmend Säugetiere - Forschende wegen Virus-Anpassungsfähigkeit alarmiert

Besonders besorgniserregend ist die Ausbreitung des Virus auf immer mehr Säugetierarten. H5N1 hat inzwischen Nerze, Füchse, Robben, Seelöwen, Waschbären, Katzen und sogar Milchkühe in den USA infiziert. Da Vogelgrippeviren normalerweise Schwierigkeiten haben, Säugetiere zu befallen, deutet die wiederholte Übertragung auf verschiedene Arten darauf hin, dass der Erreger lernt, in neuen Wirten zu überleben. Diese Anpassungsfähigkeit könnte eine Übertragung auf Menschen künftig erleichtern. Eine Untergruppe namens Clade 2.3.4.4b hat sich als besonders aggressiv erwiesen. Sie verbreitete sich rasch über Zugvögel, tötete zahlreiche Wildvögel und infizierte ungewöhnlich viele Säugetiere. Durch Vermischung mit anderen Grippeviren entstanden dabei neue genetische Kombinationen.

 

Globale Impfstoffentwicklung steht vor enormen Hürden

Die wachsende genetische Vielfalt des Vogelgrippe-Virus erschwert die Entwicklung wirksamer Impfstoffe erheblich. Viele bestehende Impfstoffkandidaten stimmen nicht mehr ausreichend mit den aktuell zirkulierenden Stämmen überein. Die Aktualisierung dieser Kandidaten benötigt Zeit – während das Virus sich weiter verändert. Auch die Überwachung weist erhebliche Lücken auf. In Teilen Afrikas und Asiens wird nur begrenzt getestet, wodurch Ausbrüche bei Wildvögeln oder Geflügel unentdeckt bleiben können. Dies gibt dem Erreger mehr Spielraum für weitere Mutationen.

Wie groß ist die Pandemie-Gefahr im Hinblick auf Vogelgrippe aktuell?

Trotz aller Warnungen betonen die Wissenschaftler: Das aktuelle Risiko für die Bevölkerung bleibt gering. Menschliche Infektionen sind selten und eine anhaltende Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bisher nicht beobachtet. Die meisten Fälle entstehen durch direkten Kontakt mit erkrankten Vögeln.

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