Nicht auf Screenings erkennbar: Darum schätzen Ärzte das Herzinfarkt-Risiko oft falsch ein
Schätzungen zufolge tritt die Hälfte aller Herzinfarkte und Schlaganfälle bei Menschen auf, die nicht zu den eigentlichen Risikogruppen wie Rauchern, Diabetikern oder Menschen mit Bluthochdruck gehören. Welche Ursache dahintersteckt.
Von news.de-Redakteur Felix Schneider - Uhr
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- Viele sind augenscheinlich gesund, erleiden aber dennoch Herzinfarkte oder Schlaganfälle
- Forscher haben anhand von Gesundheitsdaten untersucht, woran es liegen könnte
- Das Risiko ist für die bisherigen Screening-Methoden praktisch unsichtbar
Etwa ein Drittel der Tode in Deutschland sind auf akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Das zeigen Daten der Deutschen Herzstiftung aus dem Jahr 2023. In vielen Fällen kündigen sich diese jedoch bereits deutlich früher an. Doch nicht bei allen kann man das Risiko für Schlaganfälle oder Herzinfarkte bereits im Voraus richtig einschätzen. Häufig reichen die Screenings für bekannte Risikofaktoren nicht aus. Woran das liegt, haben US-Forscher nun in einer Studie untersucht.
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Trotz augenscheinlicher Gesundheit: Hohes Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko
Die Wissenschaftler des Massachusetts General Brigham Hospitals in Boston haben für ihre im European Heart Journal veröffentlichte Studie die Gesundheitsdaten von mehr als 12.000 Frauen untersucht. Alle Frauen waren gesund und auf sie trafen keine standardisierten, modifizierbaren Risikofaktoren für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu. Sie verfolgten statt der üblichen Risikofaktoren die Entwicklung des Entzündungsbiomarkers hsCRP (hochsensitives C-reaktives Protein) über einen Zeitraum von 30 Jahren.
Entzündungsmarker erhöht - das ist der Grund für die plötzlichen Tode
Obwohl die untersuchten Frauen keine allgemeinen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren aufwiesen, hatten diejenigen mit einem erhöhten hsCRP-Wert ein deutlich erhöhtes Risiko für eine Koronare Herzkrankheit (KHK). Das Risiko erhöhte sich bei ihnen um 77 Prozent. Zudem erhöhte sich auch das Risiko für einen Schlaganfall um 39 Prozent. Für jedes schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignis erhöhte sich das Risiko um 52 Prozent.
Dr. Paul Ridker, präventiver Kardiologe am Mass General Brigham's Heart and Vascular Institute in Boston erklärte gegenüber "Daily Mail": "Frauen, die an Herzinfarkten und Schlaganfällen leiden, aber keine standardisierten Risikofaktoren aufweisen, werden von den Risikogleichungen, die Ärzte in ihrer täglichen Praxis verwenden, nicht erfasst." Die Daten zeigen allerdings deutlich, dass augenscheinlich gesunde Frauen mit nicht diagnostizierten Entzündungen ein schwerwiegendes Lebenszeitrisiko haben.
Experte empfiehlt den Cholesterinspiegel senkende Medikamente
Demnach sollten diese Frauen bereits in ihren Vierzigern identifiziert werden, um vorbeugende Maßnahmen zu treffen, anstatt erst dann, wenn es schon zu spät ist. Dabei sollte das Augenmerk in Praxen auch auf der Überprüfung der Entzündungsmarker liegen. Als eine der entsprechenden Maßnahmen empfiehlt Ridker eine Statin-Therapie. Statine sind Medikamente, die den Wert an schlechtem LDL-Cholesterin im Blut reduzieren sollen.
Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Im Notfall sollten Sie immer einen Mediziner oder den Rettungsdienst um Hilfe bitten.
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sfx/fka/news.de
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