Wolfgang Grupp: Diagnose Altersdepressionen: So tückisch ist die Krankheit

Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp gab kürzlich bekannt, an Altersdepressionen zu leiden. Nach seinem Suizidversuch gab er dies in einem bewegenden Brief an seine Mitarbeiter bekannt. Wie tückisch die Krankheit ist, erfahren Sie hier.

Von news.de-Redakteur - Uhr

Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp gab jüngst bekannt, an Altersdepressionen zu leiden. Damit ist er nicht alleine. (Foto) Suche
Ex-Trigema-Chef Wolfgang Grupp gab jüngst bekannt, an Altersdepressionen zu leiden. Damit ist er nicht alleine. Bild: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod
  • Wolfgang Grupp leidet offenbar an Altersdepressionen
  • Symptomatik ähnlich wie bei jungen Menschen
  • Bestimmte Besonderheiten bei älteren Menschen

Nach insgesamt zehn Tagen im Krankenhaus gab der ehemalige Trigema-Chef Wolfgang Grupp in einem Brief an seine Mitarbeiter bekannt, dass er versucht habe, sich das Leben zu nehmen. Darüber berichtete die "Bild", der der Brief in voller Länge vorliege. Der Grund: Altersdepressionen. Wie diese sich auswirken können, erklären wir hier.

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Altersdepression: Was ist das und wen trifft es?

Der "Bild" zufolge habe Grupp geschrieben, dass er an "sogenannten Altersdepressionen" leide. "Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird. Ich habe deswegen auch versucht, mein Leben zu beenden. Es kann etwas länger dauern, bis ich wieder ganz gesund bin", heißt es im Brief des Ex-Trigema-Chefs.

Depressionen sind laut Informationen des Landesamts für Gesundheit und Arbeitsschutz NRW die am häufigsten diagnostizierte psychische Erkrankung bei Menschen ab 65 Jahren. Und:Studien zufolge gehen Depressionen im hohen Alter insbesondere bei Männern oft mit einer hohen Suizidalitätsrate einher. Auch die Deutsche Depressionshilfe warnt: "Das Risiko, an Suizid zu versterben, ist somit vor allem für ältere Menschen extrem erhöht. Etwa 35 Prozent aller Suizide werden von Menschen über 65 Jahren verübt. Ihr Anteil an der Bevölkerung beträgt dagegen nur circa 21 Prozent."

Diese besonderen Merkmale hat eine Altersdepression

Die Gerontopsychiatrie geht aktuell davon aus, dass es die Altersdepression als gesonderte psychische Erkrankung nicht gibt. Im Alter können alle Arten von depressiven Symptomen auftreten, weswegen Experten in der Regel von einer Depression im Alter sprechen. Neben klassischen Symptomen treten auch alterstypische Besonderheiten auf, wie die Depressionshilfe erklärt:

  • Oft gehen die depressiven Symptome mit körperlichen Beschwerden und Funktionseinschränkungen einher
  • Diese werden häufig als stärker und bedrohlicher wahrgenommen, als sie tatsächlich sind
  • Bestehende Rückenschmerzen und Ohrgeräusche werden zunehmend als unerträglich empfunden
  • Mit Depressionen einhergehenden Konzentrations- und Auffassungsstörungen sind häufig mit der Angst vor Demenz verknüpft
  • Depression wird häufig auch von Ärzten übersehen - ohne Diagnose kann die Depression jedoch nicht behandelt werden
  • Betroffene haben häufig Schwierigkeiten, bei sich selbst psychische Erkrankungen zu akzeptieren

Potenzielle Auslöser für eine Depression bei alten Menschen

Die Auslöser für eine Depression im hohen Alter können vielfältig sein: Beispiele sind etwa der Tod eines Partners, Schlafstörungen, körperliche Einschränkungen oder anderweitige Sorgen und Nöte. Ein besonderes Problem bei der Diagnose psychischer Beschwerden bei älteren Menschen ist jedoch, dass diese häufig als unbehandelbare Reaktion auf unvermeidbare Lebensbelastungen interpretiert werden. Das stimmt so jedoch nicht: Auch bei älteren Menschen ist eine Depression durchaus gut durch medizinische und soziale Interventionen behandelbar. Beginnt die Behandlung früh genug, ist die Prognose in der Regel relativ günstig.

Nur sechs Prozent gehen in Therapie

Von Altersdepressionen Betroffene können einerseits durch Psychotherapie, andererseits durch medikamentöse Therapie behandelt werden. Bei der Psychotherapie handelt es sich in der Regel um eine Verhaltenstherapie. Der Deutschen Depressionshilfe zufolge soll diese auch im höheren Alter wirksam sein. Doch das Hauptproblem bleibt: Nur sehr wenige ältere Menschen suchen sich tatsächlich Hilfe bei psychischen Beschwerden. Der Anteil an Patienten über 60 Jahren beträgt gerade einmal sechs Prozent.

Daher unsere wichtigsten Ratschläge:

  • Suchen Sie sich Hilfe: Ziehen Sie einen Arzt zu Rate, holen Sie sich wenn nötig auch die Unterstützung Angehöriger dafür.
  • Tanken Sie Kraft: Tun Sie Dinge, die Ihnen einfach guttun
  • Für Angehörige: Bleiben Sie hartnäckig, unterstützen Sie Ihren Angehörigen beim Gang zum Arzt und begleiten Sie ihn oder sie auf dem Weg zur Diagnose und Behandlung.

Wenn Sie oder ein Angehöriger unter Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden, sollten Sie sich Hilfe bei Experten holen, die Ihnen Wege aus dieser Situation aufzeigen. Die Telefonseelsorge ist kostenlos, anonym und 24 Stunden lang unter den Telefonnummern 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Weitere Hilfsmöglichkeiten finden Sie hier.

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