Von news.de-Redakteurin Fabienne Rzitki - Uhr

Probiotische Tampons: Alles Unsinn! DAS bringen die Milchsäure-Tampons wirklich

Slipeinlagen versprechen, dass Frauen sich wie frisch geduscht fühlen. Neue probiotische Tampons sollen die Vagina gesund machen. Alles Nepp und Abzocke. Weshalb, verrät news.de.

Ein probiotischer Tampon, der mehr kann? Verbraucherinnen sollten den Gesundheitsversprechen keinen Glauben schenken. (Foto) Suche
Ein probiotischer Tampon, der mehr kann? Verbraucherinnen sollten den Gesundheitsversprechen keinen Glauben schenken. Bild: istockphoto

Es ist vertrackt: Frauen, die Slipeinlagen benutzen, bekommen eher Scheidenprobleme als Frauen, die nur Baumwollslips tragen. Die Lösung für das folgenreiche Jucken und Brennen im Intimbereich soll ein probiotischer Tampon sein. Doch der nützt wenig.

Probiotischer Tampon als Schutz vor Scheidenpilz angepriesen

Der Tampon wird als Schutz vor Scheideninfektionen beworben. Zwölf Stück kosten um die sechs Euro - ein stolzer Preis. Die Verkaufsmasche: Der Tampon soll mehr können als normale, indem er für ein gesundes und gepflegtes Gefühl während der Periode sorgt und zwar durch seinen probiotischen Kern. Ist der Tampon in der Scheide eingeführt, verflüssigt sich nach Herstellerangaben die Trägersubstanz. Die enthaltenen Milchsäurebakterien werden durch Körperwärme aktiviert und siedeln sich in der Scheide an, so der Hersteller. Sie sollen dort gezielt ihre Arbeit verrichten und regenerierend wirken.

Tampons mit Milchsäure-Bakterien nur sinnlose Geldverschwendung?

Frauenärztin Dr. Doris Scharrel hält das für Unsinn: "Milchsäurebakterien gehören zum ganz normalen Scheidenmileu dazu und werden immer gebildet. Sie halten die Scheide in ihrem sauren Milieu", erklärt die Stellvertretende Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte in Schleswig-Holstein. Dafür brauche es im Grunde keine von außen zugeführte Armada von bakteriellen Helfern - auch nicht bei Infektionen.

Fatal findet Scharrel, dass den Frauen durch die Werbung vorgegaukelt wird, dass ihr Körper nicht dazu in der Lage sei, sich selbst zu helfen. "Es gibt einen normalen Reparaturmechanismus der Scheide, der das Milieu wieder ins Gleichgewicht bringt. Um den pH-Wert wieder ins Lot zu bringen, bedarf es keines probiotischen Tampons", so die Expertin. Ohnehin verschiebt sich der pH-Wert während der Menstruation auf 7 - normal ist 4 bis 4,4 (saures Milieu). Das sei ganz normal und auch das müsse nicht mittels eines Tampons reguliert werden.

"Hin und wieder mal einen probiotischen Joghurt zur Regulierung der Darmflora nach einer Antibiotikatherapie zu essen, mag akzeptabel sein, aber Joghurtkulturen haben in der Scheide nix zu suchen. Die bringen nur das Milieu durcheinander", mahnt Scharrel.

Zweifel hat die Frauenärztin auch an der Aussage, dass der spezielle Tampon Juckreiz und Brennen während der Periode vermindert. "Die Watte eines jeden Tampons kann zu Jucken führen. Das wird beim probiotischen Tampon nicht anders sein, da dieser ebenso aus Watte besteht", mutmaßt Scharrel.

Slipeinlagen nützen nichts

Oft ist das Problem mit Scheideninfektionen hausgemacht. So schadet übermäßige Hygiene wie das Tragen von Slipeinlagen der Scheidenflora. "Die Einlagen bewirken genau das Gegenteil, was sich Frauen erhoffen. Sie saugen zwar Scheidenflüssigkeit auf, sorgen aber dafür, dass die Scheide immer mehr nachfeuchtet", erklärt Scharrel. Die Folge: Der übermäßige Scheidenausfluss weicht die Haut im Intimbereich auf und macht sie wund. Scheideninfektionen und Allergien lassen nicht lange auf sich warten.

Nicht zuletzt trägt an dieser Misere die Hygieneartikelindustrie eine gewisse Mitschuld. "Man schafft eine Pseudohygiene für die Frauen, die sie überhaupt nicht brauchen", beschreibt die Expertin den Zustand.

Um das Scheidenmileu gesund zu halten, hat die Ärztin ganz einfache Tipps: "Tragen Sie keine Slipeinlagen. Verwenden Sie während der Periode normale Tampons oder Binden und tragen Sie lieber Baumwollunterhöschen statt Strings oder Slips aus Synthetik." Den überteuerten Tampon jedenfalls kann Frau sich sparen.

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som/sca//news.de

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