Von news.de-Redakteurin Fabienne Rzitki - Uhr

Scheidenpilz: Der Wüstling im Schritt

Wer ihn hat, schämt sich. Doch peinlich muss der Scheidenpilz keiner Frau sein. Er hat nichts mit schlechter Intimhygiene zu tun. Wie Joghurt helfen kann und was Sie sonst noch tun können, erfahren Sie hier.

DerScheidenpilz betrifft zwei von drei Frauen mindestens einmal im Leben. (Foto) Suche
Der Scheidenpilz betrifft zwei von drei Frauen mindestens einmal im Leben. Bild: istockphoto

Zwei von drei Frauen werden mindestens einmal im Leben von Scheidenpilz heimgesucht: Der Vaginalsoor - auch Vaginalmykose genannt - ist sehr unangenehm. Vulva und VaginaDie Scheide ist ein schlauchförmiges primäres Geschlechtsorgan der Frau. Sie verbindet den äußeren Muttermund mit dem Scheidenvorhof. können sich entzünden. Es juckt und brennt an den infizierten, geröteten Stellen. Hautausschläge, Pusteln und Bläschen können an der Vulva auftauchen. Zudem gesellt sich je nach Art der Erreger ein cremiger, weißer, quarkähnlicher bis bröckeliger, geruchloser Ausfluss hinzu. Es kann vorkommen, dass die Haut einreißt und sich sogenannte RhagadenMeist narbenlose, abheilende und spaltförmige Einrisse in die Haut. Werden in der Medizin auch Hautschrunden oder Hautfissuren genannt. bilden. Beim Geschlechtsverkehr können außerdem Schmerzen auftreten.

Eine Pilzinfektion an den Genitalien wird meist durch den Erreger Candida albicans ausgelöst sowie Candida glabrata und tropicals. Sie gehören zu den Hefepilzen und gedeihen bei Temperaturen um die 37 Grad Celsius prächtig. Die Körpertemperatur des Menschen ist daher für Candida optimal. Die kleinen Biester besiedeln die Haut und Schleimhäute, sie sitzen etwa im Mund und Darm - das ist normal und ungefährlich.

Keine Scheide ist keimfrei

Bei jeder fünften Frau befindet sich der Erreger schon in der Scheide und verursacht keine Probleme. Es ist ganz natürlich, dass sich im sauren Scheidenmilieu Pilze und Bakterien tummeln. Sie existieren quasi friedlich nebeneinander her. Das Immunsystem und Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien (Laktobazillen oder Döderleinflora) halten die Pilze in Schach. Befindet sich das Scheidenmilieu im Gleichgewicht, dann treten keine Krankheitssymptome einer Pilzinfektion auf. Gerät es aus dem Lot, verrichtet der Pilz ganze Arbeit - er vermehrt sich und verursacht die typischen Beschwerden.

Was sind die Ursachen?

Immundepressiva wie Kortison oder Antikrebsmedikamente schwächen das Immunsystem und wirken sich so störend auf das Milieu der Scheide aus. Hauptrisikofaktor sind Antibiotika. Sie töten nicht nur die Krankheitserreger ab, sondern auch die guten Keime der Flora. Befinden sich diese dann in der Unterzahl, haben die Pilze ein leichtes Spiel.

Auch ein veränderter Hormonspiegel kann dem Pilz in die Karten spielen, denn die Zusammensetzung des Scheidensekrets hängt von den Hormonen wie Östrogen ab. Das erklärt, weshalb eine Infektion manchmal in der Schwangerschaft auftaucht. Pillenpräparate mit hohen Hormonkonzentrationen und die Pille danach kommen ebenso als Ursache für einen veränderten Hormonhaushalt und damit für eine Pilzinfektion infrage. Die Scheide ist diesbezüglich auch bei Frauen in den Wechseljahren sehr empfindlich.

Sehr anfällig sind zudem Frauen, die an einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse leiden. Ebenso gehören Stress und übertriebene Intimhygiene zu den Auslösern. Wer sich untenrum ständig mit nicht ph-neutraler Seife wäscht, stört die empfindliche Scheidenflora.

Diabetikerinnen leiden häufiger an einer Candida-Infektion. Denn: Ein höherer Blutzuckerspiegel trägt zur rasanten Vermehrung der Pilze bei, da er auch den Pilzen als Nahrung dient.

Zur Infektion können zudem bestimmte sexuelle Praktiken wie Analverkehr führen. Die Pilze besiedeln den Darm und begünstigen durch den Liebesakt eine Pilzinfektion. Auch falsches Hinternabwischen kann dazu führen, dass der Erreger vom Darm in die Scheide gelangt - etwa wenn von hinten nach vorne geputzt wird.

Was tun?

Bei einer Scheidenpilzinfektion sollte ein Arzt aufgesucht werden. In vielen Fällen macht er einen Abstrich, um den Erreger zu bestimmen und verabreicht ein lokal wirksames Antipilzmittel. Damit werden vor allem bei Erstinfektionen sehr gute Ergebnisse erzielt. Die sogenannten Antimyotika töten die Pilze ab und hemmen das Wachstum. Verschrieben werden Cremes oder Zäpfchen zur Behandlung der Scheide. Wichtig: Die Mittel müssen ausreichend lange angewendet werden.

In schwierigen Fällen verschreibt der Arzt Tabletten mit den Wirkstoffen Clotrimazol, Miconazol oder Fluconazol. Kehrt der Pilz wieder, kann es hilfreich sein, täglich einen Becher ungesüßten probiotischen Joghurt zu essen. Die enthaltenen Kulturen des Lactobacillus acidophilus reduzierten in einer Studie die Candida-Besiedlung von Darm und Vagina erheblich.

Hilfreich kann auch eine Anwendung von vaginalen Milchsäurezäpfchen sein. Sie erhöhen die Anzahl der gesunden Bakterien in und um die Vagina, die den Pilz im Zaum halten. Wechseln Sie ihre Kleidung täglich und waschen Sie diese möglichst bei 90 Grad Celsius, zumindest aber bei 60 Grad Celsius. Wollen Sie auf Sex nicht verzichten, verwenden Sie unbedingt ein Kondom, damit sich ihr Partner nicht ansteckt. So vermeiden Sie auch, dass es zum sogenannten Ping-Pong-Effekt kommt - eine erneute wechselseitige Ansteckung.

Da es Pilze feucht und warm mögen, sollten Sie auf enge, synthetische Kleidung verzichten, denn diese fördert das Schwitzen und das mögen die Pilze. Slipeinlagen mit Kunststoffbeschichtung sind ebenfalls nicht zu empfehlen. Sie führen häufig zu einem Wärme- und Feuchtigkeitsstau im Slip. Haben Sie häufiger Probleme mit dem Scheidenpilz, dann achten Sie auf eine zuckerarme Ernährung. Lassen Sie im Sommer Badesachen zudem nicht am Körper trocknen.

rzf/beu/zij/news.de