Von news.de-Redakteur Andreas Schloder - Uhr

Intimpflege bei Frauen: Schrubben unter der Gürtellinie

Nichts ist sensibler als der Intimbereich. Umso wichtiger ist es, gerade bei Frauen, ihn so gründlich wie möglich zu pflegen. Falsch, wie Ärzte raten: je schonender, desto besser. Die teure Spezialpflege können Sie sich sparen.

Weniger ist mehr:Frauen sollten bei ihrer Intimpflege darauf achten, es nicht zu übertreiben. In der Regel reiche nur klares Wasser. (Foto) Suche
Weniger ist mehr: Frauen sollten bei ihrer Intimpflege darauf achten, es nicht zu übertreiben. In der Regel reiche nur klares Wasser. Bild: istockphoto

Frauen und junge Mädchen sollten eine möglichst schonende Intimpflege betreiben, um Infektionen vorzubeugen, rät Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF). Für sie gelte die Regel: Weniger ist im Genitalbereich mehr. «Übertriebene Intimhygiene ist meist daran beteiligt, dass das natürliche Scheidenmilieu und damit seine Schutzfunktion beeinträchtigt wird», erklärt Albring.  Viele Frauen, die wiederholt unter Beschwerden und Infektionen der Vagina leiden, waschen sich mit zu aggressiven Substanzen oder benutzen ungünstige Pflegeprodukte. Dazu gehörten Mittel und Intimsprays, die Alkohol, Parfum und Seife enthalten.

Das Problem: Die Schleimhaut ist im gesunden Zustand mit einem Schutzmantel unzähliger Mikroorganismen bedeckt: der Vaginalflora. Darunter sind auch Milchsäurebakterien, die den Säuregrad der Scheide bestimmen und die natürliche Abwehr im Kampf gegen Infektionen darstellen. «Um den pH-Wert der Scheide und die Vaginalflora nicht zu gefährden, sollten Pflegeprodukte im Bereich der kleinen Schamlippen gar nicht oder nur sparsam verwendet werden», erklärt Albring. Nur so werde der natürliche pH-Wert des äußeren Intimbereichs erhalten. «In der Regel genügt klares, lauwarmes Wasser, da die Schleimhäute der Vagina über einen Selbstreinigungseffekt verfügen. Auf Scheidenspülungen sollte gänzlich verzichtet werden», sagt der Facharzt.

Scheidenentzündungen und -infektionen gehören zu den häufigsten Erkrankungen der äußeren, weiblichen Geschlechtsorgane. Fast jede Frau leidet einmal im Leben an einer Scheidenentzündung. Vor allem unter der bakteriellen Vaginose. Dabei verschiebt sich die Vaginalflora zu Ungunsten der Milchsäurebakterien. Etwa die Hälfte der Patientinnen klagen typischerweise über grau-weißen homogenen Ausfluss, der vermehrt, schaumig oder dünnflüssig sein kann. Diesem haftet ein unangenehmer, meist fischiger Geruch an. Frauen, die Beschwerden wie Rötungen, Jucken, Brennen oder einen veränderten Ausfluss haben, sollten unbedingt einen Gynäkologen aufsuchen, wie Albring rät.

Keine reine Frauensache

Doch es liegt nicht nur bei der Frau selbst, eine Scheideninfektion zu verhindern. Da kommt der Sexualpartner ins Spiel. Zwar haben es Männer deutlich leichter bei der Intimpflege, da sich mögliche Erreger auf der Oberfläche und nicht im Inneren wie bei der Frau tummeln können. Um die Partnerin nicht zu gefährden, rät Albring: «Männer sollten ihren Penis vor dem Geschlechtsverkehr waschen. Dazu einfach die Vorhaut zurückstreifen und sich täglich mit Wasser und einer milden Seife reinigen.» Beschnittene Männer haben es da noch leichter bei der Hygiene.

Besondere Vorsicht bei der Intimhygiene gelte bei Schwangeren. Aufgrund hormoneller Veränderungen ist die Scheide in der Schwangerschaft infektionsanfälliger. Dabei können Bakterien von der Vagina bis zur Gebärmutter aufsteigen, vorzeitige Wehen und einen Blasensprung auslösen und damit eine Frühgeburt einleiten. Es gibt sogar Infektionen, die beim Geburtsvorgang den Säugling infizieren, sodass er gleich zu Beginn seines Lebens mit einer Augen- oder Lungenentzündung zu kämpfen hat.

Tampon mit Naturjoghurt

Ein wichtiger Wert, der vom Frauenarzt regelmäßig kontrolliert wird, ist der Säuregrad der Scheidenflüssigkeit. Der pH-Wert sollte im sauren Bereich bei 4,5 liegen. Ist er zu hoch, hilft ein in Naturjoghurt getränkter Tampon, den man in die Scheide einführt, dort kann er bis zu sechs Stunden bleiben. Joghurt enthält Milchsäurebakterien, die auf natürliche Weise ein saures Milieu wiederherstellen können.

Neben einer gründlichen Reinigung dürfe stets nur saubere Unterwäsche getragen werden. Aber nicht irgendeine: Baumwollslips und luftdurchlässige Slipeinlagen sind generell empfehlenswerter als Produkte aus Kunstfaser. Außerdem sollten Schwangere darauf achten, bei der Intimpflege nur eigene Handtücher und Waschlappen zu benutzen. Auch sollte man sich immer von der Scheide zum After hin mit Toilettenpapier reinigen, damit keine Analkeime in die Scheide gelangen. Denn Pilze und Bakterien können sich in einem warmen, feuchten «Klima» gut vermehren.

ham/ivb/news.de

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