Ökotest: Mit antibiotikaresistenten Bakterien belastet - mehr als jedes zweite Hähnchen fällt durch

Öko-Test schlägt Alarm: In vielen frischen Hähnchenbrustfilets stecken antibiotikaresistente Erreger. Die Ergebnisse sind alarmierend – auch Bio-Fleisch ist betroffen.

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Ökotest hat Hähnchenbrustfilets gezielt auf antibiotikaresistente Keime untersucht. (Foto) Suche
Ökotest hat Hähnchenbrustfilets gezielt auf antibiotikaresistente Keime untersucht. Bild: AdobeStock /Andrea
  • Ökotest findet antibiotikaresistente Keime in Hähnchenfleisch
  • Mehr als die Hälfte der getesteten Brustfilets fällt durch
  • Bio oder konventionell: Das Problem betrifft fast alle Haltungsformen

Weltweit sind antibiotikaresistente Keime eine der größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit. Ökotest hat daher 23 frische Hähnchenbrustfilets unterschiedlicher Haltungsformen gezielt auf derartige Keime untersucht. Die Ergebnisse: Erschreckend.

Ökotest im Januar 2026: Hähnchenbrustfilets mit antibiotikaresistenten Keimen belastet

Mehr als die Hälfte der getesteten Produkte sind mit antibiotikaresistenten Keimen belastet. 14 von 23 Produkten sind laut Ökotest durchgefallen. Besonders alarmierend: Die Kontamination betrifft sowohl konventionelle als auch Bio-Haltung gleichermaßen. Jeweils sieben Bio-Produkte und sieben konventionell erzeugte Filets stuften die Verbraucherschützer als bedenklich ein. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Geflügelbranche erheblich zur Verbreitung resistenter Erreger beiträgt – sowohl in der Umwelt als auch in der Nahrungskette.

Eine unmittelbare Gesundheitsgefahr besteht zwar nicht. Dennoch zählen resistente Bakterien zu den gravierendsten Bedrohungen für die globale Gesundheit, da sie die Behandlung eigentlich harmloser Infektionen massiv erschweren können.

Massentierhaltung als Haupttreiber des Problems

Die Ursachen für die weitverbreitete Keimbelastung liegen vor allem in den Bedingungen der konventionellen Tierhaltung. Dort gehört der Einsatz von Antibiotika zum Alltag. Das gesetzliche Antibiotikaminimierungskonzept, das den Medikamentenverbrauch auf ein therapeutisches Minimum senken soll, zeigt bislang keine Wirkung. Ein Bericht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2024 belegt: Bei keiner einzigen Wirkstoffklasse ging die Verbrauchsmenge zurück.

Dass auch Bio-Fleisch betroffen ist, hat einen weiteren Grund. In vielen Schlachthöfen werden Tiere aus allen Haltungsformen verarbeitet. Dabei können resistente Keime von konventionell gehaltenen Tieren auf Bio-Produkte übertragen werden – eine sogenannte Kreuzkontamination.

Gefährliche Erreger auf dem Fleisch nachgewiesen

Die Laboruntersuchungen förderten verschiedene problematische Bakterienarten zutage. Bei elf Proben wiesen die Experten sogenannte ESBL- und AmpC-bildende Keime nach. Diese Bakterien produzieren Enzyme, die wichtige Antibiotikagruppen wie Penicillin und moderne Breitbandantibiotika wirkungslos machen.

Bemerkenswert dabei: Einige der betroffenen Antibiotika sind für den Einsatz bei Geflügel gar nicht zugelassen. Die Keime können jedoch über andere Wege in die Mastbetriebe gelangen – etwa durch Küken, Nagetiere oder Arbeitsgeräte.

Zusätzlich entdeckte das Labor mehrfach MRSA-Bakterien. Dieser als Krankenhauskeim bekannte Erreger kann Wundinfektionen, Harnwegserkrankungen und Atemwegsentzündungen verursachen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit stuft den häufigen Nachweis solcher resistenten Keime bei Masthähnchen als besorgniserregend ein.

Keine unmittelbare Gefahr – aber ein wachsendes Risiko

Für Verbraucher besteht beim Verzehr von Hähnchenfleisch zunächst keine akute Gesundheitsgefahr. Sowohl MRSA als auch die ESBL- und AmpC-bildenden Bakterien werden beim vollständigen Durchgaren zuverlässig abgetötet. Auch eine Infektion durch den bloßen Umgang mit belastetem Fleisch ist laut dem Zoonosen-Monitoring des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sehr unwahrscheinlich, da die Keimmengen in der Regel gering ausfallen.

Dennoch reicht das Problem weit über den eigenen Teller hinaus. Jeder Antibiotikaeinsatz kann Resistenzen fördern, die über Gülle, Stallabluft oder Abwasser in die Umwelt gelangen. Dort vermehren sich die Keime weiter – mit der Folge, dass lebenswichtige Medikamente zunehmend ihre Wirksamkeit verlieren.

Hähnchenbrustfilet im Ökotest: Alle getesteten Produkte im Überblick

Im Test waren neun Produkte unauffällig. Folgende Produkte wurden getestet:

  • Bio Bio Hähnchen Brustfilet Teilstück (Netto Marken-Discount)
  • Bio Hähnchenbrustfilet Teilstücke (Aldi Nord)
  • Edeka Bio Hähnchenbrustfilet, Naturland (Edeka)
  • Einfach Bio Hähnchenbrust Filet Teilstück (Rewe)
  • Fräulein Heidemarie Hähnchenbrustfilet-Teilstück (Globus)
  • Freiländer Bio-Hähnchenbrustfilet
  • Globus Bio Hähnchenbrustfilet, Naturland (Globus)
  • Gut & Günstig Hähnchen-Brustfilet-Teilstück (Edeka) (Testurteil: "bedenklich")
  • Gut Langenhof Hähnchen Brustfilet-Teilstück frisch (Norma)
  • Gut Ponholz Frisch vom Hähnchen Brustfilet Teilstück (Netto Marken-Discount)
  • Ja! Hähnchen-Brustfilet Teilstück (Rewe) (Testurteil: "unauffällig)
  • Jeden Tag Hähnchenbrustfilets Teilstücke
  • K-Bio Frisches Hähnchen-Brustfilet (Kaufland)
  • K-Purland Frisches Hähnchenbrustfilet Teilstück (Kaufland)
  • Meine Metzgerei Frische Hähnchenbrustfilet Teilstücke (Aldi Nord/Aldi Süd) (Testurteil: "bedenklich")
  • Metzgerfrisch Bio Frische Hähnchenbrustfilets (Lidl)
  • Metzgerfrisch Frische Hähnchen-Brustfilet-Teilstücke (Lidl) (Testurteil: "unauffällig)
  • Mühlenhof Hähnchenbrustfilet Teilstück (Penny)
  • Naturgut Bio Hähnchen Brustfilet (Penny)
  • Nur Nur Natur Bio Landhähnchen-Brustfilet, Naturland (Aldi Süd)
  • Rewe Bio Hähnchenbrustfilet, Naturland (Rewe)
  • Tegut Bio Hähnchenbrustfilet (Tegut)
  • Wiesenhof Hähnchenbrustfilet-Teilstück (Testurteil: "bedenklich")

Die kompletten Ergebnisse vom Hähnchenbrustfilet-Test gibt es in der Januar-Ausgabe von "Öko-Test" sowie im Netz.

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