Haltungsform statt Tierart: Aldi Süd sortiert Fleisch um - Verbraucherschützer wüten
Aldi Süd verpasst seiner Fleischtheke eine Tierwohl-Frischzellenkur. Fortan soll Fleisch höherer Haltungsformen hinter grün markierten Glastüren zu finden sein. Doch daran gibt es mächtig Kritik.
Erstellt von Anika Bube - Uhr
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- Aldi Süd sortiert Fleischtheke um
- Farbsystem zeigt Haltungsform an
- Kritik an neuem Discounter-Konzept
Der Lebensmitteldiscounter Aldi Süd sortiert seine Kühltheken für Frischfleisch um. Fortan werden die Produkte nicht mehr nach Tierart, sondern nach Haltungsform sortiert. Dadurch soll Kund:innen die Auswahl erleichtert werden. Doch es gibt bereits mächtig Kritik an dem Konzept.
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Haltungsform statt Tierart: Aldi Süd sortiert Fleischtheke um
Die Umstellung soll bis Mitte Juli abgeschlossen sein. Wie Aldi Süd mitteilt, soll die Kühlung künftig in drei Farbsegmente unterteilt sein: Ein blauer Bereich steht für Fleisch aus klassisch konventioneller Tierhaltung (Haltungsform 1 und 2), ein grüner Bereich für Ware aus höheren Haltungsformen (3, 4 und 5). Aktuelle Angebote finden Kundinnen und Kunden in einem roten Bereich. Dies soll dem Discounter zufolge die Orientierung für Kundinnen und Kunden erleichtern.
Zum Hintergrund: Die Haltungsform ist ein freiwilliges Kennzeichnungssystem für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Es gibt fünf Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Tierhaltung - von Stufe 1 "Stall" mit den gesetzlichen Mindestanforderungen bis Stufe 5, die "Bio" entspricht.
Allerdings werde es im grünen Bereich nicht ausschließlich Fleisch aus höheren Haltungsformen geben, was bereits zu Kritik geführt hat. Auch Hackfleisch aller Haltungsformen wird künftig im grünen Bereich der neuen Kühlung zu finden sein. Produkte der Haltungsformen 1 und 2 seien im grünen Bereich aber klar gekennzeichnet und optisch abgesetzt. Da Hackfleisch stärker gekühlt werden müsse, erfolge die Platzierung aller dieser Produkte - unabhängig von der Haltungsform - gebündelt an einem Ort. Da der Großteil des Hackfleischsortiments aus höheren Haltungsformen stamme, werde dieser Bereich insgesamt im grünen Segment der Kühlung geführt, hieß es.
Kritik an neuem Aldi-Konzept: Verbraucherschützer warnen vor Missverständnissen
Die Neuanordnung ruft deswegen auch deutliche Kritik hervor: "Ein neues Kühlkonzept bezogen auf die Haltungsformen sollte verbraucherfreundlich und transparent sein", teilte die Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Heike Silber, mit. Das bedeute, dass zum Beispiel "die farbliche Abstimmung der Türen mit den entsprechenden Haltungsformen der enthaltenen Produkte übereinstimmt, was hier - soweit das den Informationen von Aldi zu entnehmen ist - nicht der Fall sein wird".
Insbesondere der Umstand, dass sich hinter den grün gekennzeichneten Türen auch Hackfleischprodukte aus den Haltungsformen 1 und 2 befinden, könne bei Kundinnen und Kunden zu Verwirrung führen. Silber zufolge steht aber noch nicht fest, ob die Verbraucherschützer rechtlich gegen das neue Kühlkonzept vorgehen werden: "Das können wir erst entscheiden, wenn wir das neue Kühlkonzept in einer Aldi-Filiale betrachten können."
Wettbewerber setzen auf Bewährtes
Die Branche reagiert gemischt auf das neue Kühlkonzept des Discounters: Lidl und Kaufland halten an der klassischen Sortierung nach Tierarten fest. So wolle man den Kunden die bestmögliche Orientierung bieten. Bei Lidl seien Bio-Produkte direkt neben den konventionellen Pendants zu finden. Die Unternehmen - beide Teil der Schwarz-Gruppe - verweisen außerdem auf eigene Initiativen für mehr Tierwohl. Auch die Schwesterfirma Aldi Nord lässt die Finger von dem Konzept: Ein Unternehmenssprecher teilte mit, dass man Frischfleischartikel weiterhin nach Tierarten anordnen werde. Über die Haltungsform wird am Produkt und mit zusätzlichen Hinweisen an den Kühlgeräten informiert.
Offener zeigen sich Edeka und Netto. Der Ansatz, den Kundinnen und Kunden mehr Orientierung in Bezug auf die Haltungsform zu bieten, sei interessant und werde geprüft, teilte ein Sprecher des Edeka-Verbunds mit. Eine Sprecherin der Rewe-Gruppe - dazu gehört neben dem gleichnamigen Supermarkt auch der Discounter Penny - wollte sich zu der Entwicklung nicht äußern.
Weitere Umsortierung bei Aldi Süd geplant
Aldi Süd plant, das neue Sortierkonzept auch auf andere tierische Produkte auszuweiten. Nach der Umstellung bei Frischfleisch will der Discounter künftig auch bei Milch, Wurst und Käse deutlicher auf höhere Haltungsformen aufmerksam machen. Dies ist Teil der Strategie des Unternehmens, Produkte mit besseren Tierwohl-Standards für die Kunden sichtbarer zu platzieren. Die genauen Details zur Umsetzung bei diesen weiteren Produktkategorien wurden noch nicht bekannt gegeben. Mit der schrittweisen Umstellung unterstreicht Aldi Süd sein Engagement, Verbrauchern die Entscheidung für Produkte aus tierfreundlicheren Haltungsformen zu erleichtern.
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bua/fka/news.de/dpa
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