Norbert Röttgen bei "hart aber fair": Zoff über Bundeswehr-Pläne - Journalistin erzürnt CDU-Politiker

Bei "hart aber fair" wurde am Montagabend intensiv über die Zukunft der Bundeswehr diskutiert. Dabei kamen auch die Themen verpflichtende Musterung ab 2027 sowie mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht zur Sprache. CDU-Politiker Norbert Röttgen empörte sich über Aussagen der Journalistin Özge Inan.

Von news.de-Redakteur - Uhr

CDU-Politiker Norbert Röttgen redete sich am Montagabend bei "hart aber fair" in Rage. (Foto) Suche
CDU-Politiker Norbert Röttgen redete sich am Montagabend bei "hart aber fair" in Rage. Bild: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
  • Debatte über Bundeswehr, Musterung und Wehrpflicht bei "hart aber fair"
  • Journalistin Özge Inan legt sich mit CDU-Politiker Norbert Röttgen an
  • Kritik an Fragebogen für junge Männer regt den Unionsfraktionsvize auf

Die Sorge vor einer weiteren Eskalation im Konflikt zwischen Moskau und dem Westen ist groß, nachdem zuletzt mindestens 19 russische Drohnen in den polnischen Luftraum eindrangen und teilweise abgeschossen worden sind. In Deutschland wird derweil über die Zukunft des Wehrdienstes diskutiert. Pläne der Bundesregierung sehen aktuell eine verpflichtende Musterung ab Juli 2027 für alle ab 2008 geborenen Männer vor. Eine Rückkehr zur Wehrpflicht ist jedoch zunächst nicht vorgesehen - Interessierte sollen sich weiterhin freiwillig für die Bundeswehr melden. Der Journalistin Özge Inan (schreibt unter anderem für den "Tagesspiegel" und die "Zeit") gehen diese Pläne dennoch bereits zu weit. Bei "hart aber fair" lieferte sie sich am Montagabend eine hitzige Diskussion mit CDU-Politiker Norbert Röttgen.

Debatte über Bundeswehr bei "hart aber fair": Journalistin Özge Inan kritisiert verpflichtende Musterung ab Juli 2027

Özge Inan machte in der Sendung ihre Kritik an der verpflichtenden Musterung deutlich:"Ein 2008 geborener Mensch soll sich vor eine Kommission stellen, und die begutachtet dann, ob der irgendwie verwertbar ist für die Nation. Ich finde das ein bisschen pervers." Widerspruch gab es zunächst von der Stellvertreterin des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Generaloberstabsarzt Nicole Schilling. Sie entgegnete, dass man mit der verpflichtenden Musterung Menschen nicht entwerten wolle: "Ganz im Gegenteil." Doch Inan beharrte auf ihrem Standpunkt. In einem geplanten Fragebogen nach schwedischem Vorbild, den junge Menschen bekommen sollen, würden viele Dinge abgefragt, die "den Staat nichts angehen". "Wie gut gehst du mit Stress um? Befolgst du die Anweisungen deiner Lehrer? Wirst du schnell wütend? Verlierst du schnell die Kontrolle?", nannte sie als Beispiele. "Das ist doch ein Wahnwitz. Das sind Kinder", empörte sich die Journalistin.

Norbert Röttgen zeigt sich im ARD-Talk empört und verweist auf Kriegsgefahr

Der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Röttgen wollte diese Aussagen so nicht stehen lassen. "Den Fragebogen, über den können Sie sich noch nicht aufregen, weil es ihn noch gar nicht gibt", konterte der CDU-Politiker. Selbst ein Entwurf liege noch nicht vollständig vor. Er verwies Inan anschließend darauf, warum es aktuell überhaupt solche Pläne gebe: Wir leben in der Zeit der Rückkehr eines großen Krieges nach Europa. Wir haben nicht mehr Frieden in Europa. Seit dreieinhalb Jahren haben wir einen brutalen Krieg. Das ist die Realität." Röttgen echauffierte sich weiter: "Zu glauben, wir würden den Frieden wiederherstellen, indem wir uns nicht verteidigen können! Indem wir uns darüber aufregen, wenn ein freiheitlicher Rechtsstaat wie Deutschland es ist, jungen Männern Fragen stellt, ob sie motiviert sind für die Bundeswehr und dass man sie überhaupt erfasst, ob sie vielleicht bereit sind, ... auf der Basis von Freiwilligkeit einen Beitrag zu leisten, damit Freiheit und Recht und Würde und Frieden in unserem Land und darüber hinaus gewahrt werden. Das ist doch die moralische Dimension, um die es geht." Er empöre sich viel eher über "Krieg und die Brutalität und das Sterben".

Zoff zwischen Norbert Röttgen und Özge Inan bei "hart aber fair"

Inan antwortete darauf: "Wer verteidigt bitteschön wen? Die 2008 Geborenen, die die Durchhaltefähigkeit der Bundeswehr gewährleisten sollen...verteidigen ja offensichtlich nicht ihr eigenes Leben." Doch Röttgen stellte klar: "Die Bundeswehr gibt es doch nicht, damit wir Krieg führen." Ihr Sinn sei die "Bewahrung des Friedens". Aus historischer Erfahrung müsse man gegenüber einem Aggressor, "der bereit ist zum Krieg", verteidigungsfähig sein. Sonst sei dies eine "Einladung zur Aggression".

Linken-Chefin warnt vor Wiedereinführung der Wehrpflicht und erntet Widerspruch

Die Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner warnte bei "hart aber fair" ebenfalls vor einer "Wehrpflicht-Einführung durch die Hintertür", da sich auf Basis von Freiwilligkeit womöglich nicht genügend junge Menschen für die Bundeswehr melden würden. Sie sagte außerdem: "Es sind nicht ihre Söhne, die dann zur Bundeswehr kommen, sondern Söhne und Töchter, die sagen, wir brauchen diese Ausbildung, wir brauchen das Geld dafür. Das sind meistens die größten armen Schweine, die das Gefühl haben, nur so können sie eine Karriere...". Politikwissenschaftler Carlo Masala widersprach in der Talkshow:"Es gibt die Professorenkinder und die Zahnarztkinder, die auch zur Bundeswehr gehen. Die Bundeswehr würde "sehr viel von der Gesellschaft abdecken" - sowohl regional als auch sozial. "Die Bundeswehr als eine Unterschichten-Armee zu klassifizieren, ist völlig falsch." Nicole Schilling verwies zudem darauf, dass viele Wehrdienstleistende und Mannschaftssoldaten auch über "überdurchschnittliche Bildungsabschlüsse" verfügen würden.

Debate über Wehrpflicht in den sozialen Medien

Auf X (vormals Twitter) wurde ebenfalls kontrovers über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland diskutiert. Dabei wurden unterschiedliche Positionen dazu deutlich. In den Kommentaren heißt es zum Beispiel:

  • "Früher als es noch die Wehrpflicht gab, wurde da auch nicht nachgefragt. Entweder Bundeswehr oder Zivildienst. Oder ausgemustert.Die jungen Mädels sollten mal die deutschen Geschichtsbücher lesen", heißt es in einem Kommentar.
  • "Ich verstehe manchmal das Getue der jungen Leute nicht. Wenn der Russe jemals bei uns einfallen wird, bin ich die Erste, die nach einer Waffe fragen wird, denn ich würde mich und mein Land verteidigen wollen", schreibt eine andere Nutzerin.
  • "Wenn der Staat auf Verteidigung angewiesen ist, hängt Frieden vom Beitrag aller ab. Wer sich verweigert, überlässt Risiken anderen – und genießt Sicherheit, ohne selbst Verantwortung zu tragen. Das ist mehr als unsolidarisch", so eine weitere Meinung.
  • "Krieg bedeutet Töten. Und getötet werden. Das muss man häufiger mal laut sagen. Unsere Kinder und Kindeskinder werden dann auch unter Umständen sterben müssen. Wo sind denn die Friedensmärsche und Demos für Abrüstung?", fragt ein anderer Nutzer.
  • "Stellen die sich vor, sie könnten Jugendliche heute mit Drill und Druck zu absolutem Gehorsam bringen? Das könnt ihr gepflegt vergessen. Die sind schneller wieder weg, als ihr gucken könnt", lautet noch ein Kommentar.

Die komplette Sendung "hart aber fair" vom Montag, den 22. September 2025, finden Sie hier in der ARD-Mediathek.

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