Experten haben Zweifel: Putins Armee schwächelt - Bekämpft Russland Trumps Truppen in Venezuela?
Während Sergej Lawrow Venezuela die Unterstützung des Kremls zusprach, mobilisiert Caracas 200.000 Soldaten gegen die vor seiner Küste aufgefahrene US-Flotte. Doch bleibt es bei Worten oder greift Russland ein? Das sagen Experten.
Erstellt von Sabrina Böhme - Uhr
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- Sergej Lawrow will Venezuela unterstützen, aber bislang nur militärisch.
- Berichte über russische Waffen in Venezuela. Putins Außenminister erklärt, dass Russland das venezolanische Militär bislang nicht unterstützt.
- US-Präsenz in der Region nimmt zu.
- Experten erklären, wieso Russland US-Truppen in Venezuela nicht angreifen würde.
Aufgrund von US-Militärgütern an der venezolanischen Küste verstärkt Russland seine Unterstützung für seinen Verbündeten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat die Bereitschaft Moskaus bekräftigt, Venezuela gegen die wachsende US-Militärpräsenz zu unterstützen. Bislang handelt es sich nur um diplomatische Hilfe. Werden Putins Truppen doch weit aus mehr militärische Unterstützung liefern? Experten sagen ganz deutlich, inwieweit Russland überhaupt in der Lage wäre, gegen Trumps Militär in der Region vorzugehen.
Lawrow will Venezuela unterstützen
Der Kreml werde "im Rahmen der Verpflichtungen, die in diesem Abkommen mit unseren venezolanischen Freunden vereinbart wurden, uneingeschränkt" handeln zu handeln.", sagte Lawrow am Dienstag. Darüber berichtete Russlands Nachrichtenagentur Tass. "Die Ratifizierungsverfahren in Venezuela sind jedoch abgeschlossen. Wir haben nur noch wenige Tage Zeit, beide Kammern – die Staatsduma und der Föderationsrat – haben bereits Anhörungen abgehalten, sodass wir kurz vor dem Abschluss stehen. Wir werden uns strikt an die Bestimmungen halten."
Moskau liefert "praktisch gesamte Waffenpalette" nach Venezuela
Die militärische Kooperation zwischen Russland und Venezuela reicht Jahrzehnte zurück bis zur Ära von Hugo Chávez. Im Mai unterzeichneten beide Länder eine strategische Partnerschaft, die im Oktober von den Staatschefs ratifiziert wurde. Das Abkommen sei der Inkraftsetzung "sehr nahe", teilte Lawrow mit.
Alexej Schurawljow vom Verteidigungsausschuss der russischen Staatsduma behauptet aber, dass die militärische Unterstützung bereits in Gange sei. Er sprach von umfangreichen Waffenlieferungen: "Wir versorgen das Land mit praktisch der gesamten Waffenpalette, von Handfeuerwaffen bis zu Flugzeugen." Details seien zwar geheim, doch gebe es keine "Hindernisse für die Lieferung neuer Entwicklungen" wie der experimentellen Oreschnik-Mittelstreckenrakete oder Kalibr-Marschflugkörpern an das befreundete Land. "Die Amerikaner könnten Überraschungen erleben", zitiert Schurawljow "Newsweek".
Lawrow erklärt: Keine russischen Waffen in Venezuela
Lawrow betonte jedoch, dass Venezuela bisher weder militärische Unterstützung noch die Stationierung russischer Waffen im Land angefordert habe. Im Juli eröffnete eine Fabrik zur Produktion von Kalaschnikow-Munition in Venezuela.
Der venezolanische Außenminister Yvan Gil Pinto dankte Moskau am Dienstag für "Russlands feste Solidarität zur Verteidigung unserer Souveränität". Maria Sacharowa, Sprecherin des russischen Außenministeriums, hatte zuvor erklärt, Moskau stehe bereit, "angemessen auf die Anfragen" aus Caracas zu reagieren.
Tödliche Angriffe in der Karibik: Trump gegen vermeintliche Drogenkartelle
Die amerikanische Militärpräsenz in der Region hat explosionsartig zugenommen. Washington führt seit September eine tödliche Angriffskampagne gegen vermeintliche Drogenschiffe in der südlichen Karibik und im östlichen Pazifik durch. Nach offiziellen Angaben der US-Regierung wurden dabei mindestens 75 Menschen getötet.
Internationale Experten und ehemalige US-Beamte verurteilen die Attacken als völkerrechtswidrig. Die Angriffe werden von Washington als gnadenlose Offensive gegen den Drogenschmuggel aus Lateinamerika dargestellt. Kritiker sehen darin jedoch eine illegale Operation unter internationalem Recht.
Die militärische Eskalation verstärkte sich diese Woche durch die Ankunft der USS Gerald R. Ford, des größten Flugzeugträgers der Welt, begleitet von drei weiteren Kriegsschiffen. Die überwältigende Machtdemonstration erfolgt, während die Angriffe auf mutmaßliche Drogentransporter unvermindert weitergehen.
Venezuela mobilisiert Soldaten gegen US-"Bedrohung"
Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López befahl am Dienstag die Mobilmachung von 200.000 Soldaten im ganzen Land. Die Massenmobilisierung erfolge als Reaktion auf die "Bedrohung" durch die Vereinigten Staaten, erklärte das Verteidigungsministerium.
Caracas kündigte umfangreiche Militärübungen mit Hunderttausenden Soldaten an. Präsident Maduro appellierte gleichzeitig für Frieden - auch auf Englisch - und versicherte, Venezuela sei auf einen bewaffneten Angriff vorbereitet. Auf Maduro ist ein Kopfgeld von 50 Millionen Dollar ausgesetzt.
Bekämpft Russland Trumps Truppen in Venezuela?
Sicherheitsexperten bewerten eine direkte russische Militärintervention in Venezuela als äußerst unwahrscheinlich. "Ich sehe nicht, dass sich Russland militärisch in Venezuela engagiert im Falle eines Konflikts mit den Vereinigten Staaten", erklärte Carlos Solar vom britischen Thinktank Royal United Services Institute gegenüber "Newsweek".
John Foreman, ehemaliger britischer Militärattaché für Russland und die Ukraine, bezeichnete das strategische Partnerschaftsabkommen als "nur ein Stück Papier". "Angesichts der russischen Personalverluste in der Ukraine sehe ich nicht, dass Putin Truppen schickt, um Maduro zu retten", sagte er "Newsweek".
Moskaus Streitkräfte sind seit fast vier Jahren im Ukraine-Krieg involviert. Nach ukrainischen Angaben belaufen sich die russischen Verluste auf über 1,1 Millionen getötete oder verwundete Soldaten. Außerdem sind die russischen Verteidigungsausgaben zur Finanzierung des Krieges explodiert.
Kolumbien und Großbritannien beenden Geheimdienstkooperation
Moskau könnte Venezuela alternativ durch Cyber-Aufklärung, finanzielle Unterstützung für paramilitärische Gruppen oder Hilfe bei der Umgehung von Sanktionen beistehen, schätzt Christopher Sabatini vom Chatham House Thinktank ein. Ein sanktioniertes russisches Frachtflugzeug, bekannt für Verteidigungstransporte nach Venezuela, landete Ende letzten Monats kurz im Land.
Die amerikanischen Angriffe belasten Washingtons Beziehungen zu wichtigen Verbündeten. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro ordnete am Dienstag an, dass Bogotás Sicherheits- und Geheimdienste den Informationsaustausch mit den USA einstellen, solange Washington Schiffe in der Karibik attackiert. Großbritannien hatte laut CNN bereits vor über einem Monat die Weitergabe von Geheimdienstinformationen über verdächtige Drogenschiffe gestoppt.
Ob die USA direkt venezolanisches Territorium angreifen werden, bleibt unklar.
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bos/ife/news.de/stg
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