AfD fürchtet Wahlsieg: Absolute Mehrheit in Sicht – aber die AfD weiß nicht, wie sie regieren soll

Die AfD könnte 2026 in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern absolute Mehrheiten erringen. Statt Triumphgefühlen macht sich in der Partei Panik breit. Hochrangige Bundestagsabgeordnete fürchten, dass eine Alleinregierung zum Desaster werden könnte.

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Die AfD fürchtet sich angeblich vor einem Wahlsieg und einer absoluten Mehrheit. (Foto) Suche
Die AfD fürchtet sich angeblich vor einem Wahlsieg und einer absoluten Mehrheit. Bild: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka
  • AfD steht laut Umfragen kurz vor absoluten Mehrheiten in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern
  • Parteigrößen fürchten Überforderung und Image-Schaden durch Regierungsverantwortung.
  • Die AfD hat zu wenige erfahrene Politiker für eine effektive Landesregierung.

Die AfD erlebt derzeit eine paradoxe Situation: Während ihre Umfragewerte neue Höhen erreichen, wächst innerhalb der Partei die Nervosität vor dem eigenen Erfolg. Bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern im September 2026 sind die Chancen auf absolute Mehrheiten hoch. Ein Szenario, das in der Rechtsaußen-Partei für Unbehagen sorgt.

AfD vor dem Chaos: Wenn der Wahlsieg zum Problem wird

Nach Informationen der "Bild" äußern mehrere hochrangige Bundestagsabgeordnete hinter vorgehaltener Hand ihre Bedenken. Sie befürchten, dass eine Alleinregierung die Oppositionspartei überfordern und ihrem bundesweiten Ansehen schaden könnte. Die Sorge ist durchaus begründet: Ein Scheitern auf Landesebene könnte sich verheerend auf die Bundestagswahl 2029 auswirken. Während die schwarz-rote Bundeskoalition auf historische Tiefstwerte fällt, steht die AfD vor der ungewohnten Herausforderung, sich auf tatsächliche Regierungsverantwortung vorbereiten zu müssen.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Sachsen-Anhalt erreicht die AfD laut aktueller Infratest-Umfrage 39 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 38 Prozent. Hermann Binkert, Chef des INSA-Instituts, hält parlamentarische Mehrheiten für eine Alleinregierung in beiden Bundesländern für realistisch.

Diese Entwicklung stellt die Partei vor eine unerwartete Herausforderung. Statt wie bisher aus der Opposition heraus zu agieren, müsste die AfD plötzlich selbst Verantwortung übernehmen - ohne Koalitionspartner, der mit Regierungserfahrung unterstützen könnte. Einige Parteimitglieder würden es vorziehen, als größerer Partner in einer Koalition mitzuregieren. So könnten sie den politischen Kurs mitbestimmen und gleichzeitig von der Expertise anderer Parteien profitieren.

Personalmangel als Achillesferse

Das Hauptproblem der AfD liegt im eklatanten Mangel an qualifiziertem Personal. Die Partei verfügt schlichtweg nicht über genügend erfahrene Kräfte für Regierungsaufgaben. Mehrere Bundestagsabgeordnete gestehen intern ein, dass die dünne Personaldecke eine effektive Regierungsführung unmöglich machen würde.

Politikwissenschaftler Benjamin Höhne von der TU Chemnitz bestätigt diese Einschätzung: Die AfD sei die mitgliederschwächste Bundestagspartei und schaffe es bereits jetzt kaum, parlamentarische Positionen angemessen zu besetzen. "Sie sei bislang nicht als Regierung im Wartestand aufgefallen und wäre vom Regieren wahrscheinlich überfordert", analysiert der Experte.

Die Befürchtungen gehen weit über praktische Probleme hinaus. Ein chaotisches Regierungshandeln in den Ländern könnte das Image der Partei bundesweit beschädigen - mit fatalen Folgen für künftige Wahlerfolge.

"Angesichts der Umfragewerte muss sich die AfD intensiv auf eine Regierungsübernahme vorbereiten, in den Ländern wie im Bund", schlägt Leif-Erik Holm, AfD-Landeschef in Mecklenburg-Vorpommern, Alarm.Seine Forderung ist eindeutig - mehr Experten müssen rekrutiert und ausgebildet werden, um die Partei regierungstauglich zu machen.

Die Einschätzung von Politikwissenschaftler Höhne fällt vernichtend aus: Die AfD habe sich bisher nicht als potenzielle Regierungspartei profiliert. Mit ihrer schwachen Mitgliederbasis und dem Mangel an qualifiziertem Personal drohe bei einer Regierungsübernahme das Chaos. Diese Analyse deckt sich mit den internen Befürchtungen der Partei, die eine Blamage auf Landesebene als Gefahr für ihre bundesweiten Ambitionen sieht.

Koalition im freien Fall

Während die AfD mit ihrer möglichen Regierungsverantwortung hadert, befindet sich die schwarz-rote Bundeskoalition im Sinkflug. Der aktuelle Sonntagstrend des Meinungsforschungsinstituts Insa zeigt einen historischen Tiefstand: SPD und Union erreichen gemeinsam nur noch 38 Prozent - der schwächste Wert seit Amtsantritt im Mai.

Die Union büßte einen Prozentpunkt ein und liegt bei 24 Prozent, die SPD rutschte ebenfalls um einen Punkt auf 14 Prozent ab. Die AfD verharrt unterdessen stabil bei 26 Prozent der Wählerstimmen. Die Linke konnte auf 12 Prozent zulegen, während die Grünen auf 11 Prozent fielen. BSW und FDP würden mit jeweils 4 Prozent den Einzug in den Bundestag verpassen.

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/news.de/dpa/stg

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