Wladimir Putin startet Messenger "Max": Kreml-Chef bringt WhatsApp-Eigenbau heraus - und schürt Spionage-Verdacht

Wenn es nach Wladimir Putin geht, sollen Russlands Bürger anstelle von WhatsApp und Co. die neue App "Max" zum Chatten benutzen - doch der Verdacht, der Kreml-Chef wolle mit der Anwendung seine Untergebenen ausspionieren, hält sich hartnäckig.

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Wenn es nach Wladimir Putin geht, haben Messenger-Apps wie WhatsApp oder Telegram in Russland keine Zukunft - stattdessen soll die neue App "Max" das Kommunikationsbedürfnis der russischen Bevölkerung befriedigen (Foto) Suche
Wenn es nach Wladimir Putin geht, haben Messenger-Apps wie WhatsApp oder Telegram in Russland keine Zukunft - stattdessen soll die neue App "Max" das Kommunikationsbedürfnis der russischen Bevölkerung befriedigen Bild: picture alliance/dpa/AP | Julia Demaree Nikhinson
  • Wladimir Putin propagiert Messenger-App "Max" WhatsApp-Alternative
  • Bereits 18 Millionen Nutzer in Russland: Chat-Anwendung als sicherer Kommunikationskanal angepriesen
  • Warnung vor neuer Russen-App: Spioniert Wladimir Putin seine Untergebenen eiskalt aus?

In Sachen moderner Kommunikationstechnik galt Russland lange Zeit nicht unbedingt als Vorreiter - nun hat sich Kreml-Chef Wladimir Putin offenbar auf die Fahnen geschrieben, ein neues Zeitalter einzuläuten. Doch wenn es nach dem russischen Präsidenten geht, soll die Bevölkerung seines Landes nicht mit weit verbreiteten Apps wie WhatsApp oder Telegram kommunizieren, sondern eine neue Plattform namens "Max" nutzen, die seit Juli 2025 in Russland verfügbar ist und von der russischen Regierung mit Nachdruck propagiert wird, wie aktuell im britischen "Daily Star" zu lesen ist.

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Wladimir Putin bringt neue Chat-App "Max" in Russland an den Start

Die erst vor wenigen Wochen in Russland an den Start gebrachte Chat-App kann bereits 18 Millionen Nutzer vorweisen. Dass der Kreml lautstark die Werbetrommel für "Max" rührt, kommt nicht von ungefähr: Dabei handelt es sich um eine staatliche Messaging-Plattform, die WhatsApp, Telegram und Co. den Rang ablaufen soll. Allerdings ist die Nutzung von "Max" nicht in allen Lebesnbereichen freiwillig, sondern staatlich angeordnet - so beispielsweise in russischen Bildungseinrichtungen, wo die Installation der Anwendung verpflichtend geworden ist. Die Putin-Regierung bewirbt "Max" als sicheren Kommunikationskanal und ermöglicht die Absicherung von Gosuslugi-Konten, dem russischen Portal für Behördendienste, über die App. Die Plattform wurde von VK entwickelt, einem Unternehmen mit engen Verbindungen zum Kreml. Ähnlich wie Chinas "WeChat" soll "Max" verschiedene Dienste bündeln und sich in den Alltag der Bürger integrieren.

Russland technologisch auf dem absteigenden Ast nach Sperrung von Facebook und Co.

Die Einführung von "Max" erfolgt vor dem Hintergrund einer zunehmenden digitalen Isolation Russlands. Westliche Plattformen wie Instagram, Facebook und YouTube wurden bereits vor Jahren gesperrt, ebenso unabhängige Nachrichtenquellen. Unlängst schränkten die russischen Behörden die verschlüsselten Messenger-Dienste WhatsApp und Telegram teilweise ein, die von Millionen Russen genutzt werden. Kreml-Insider sprechen von einer 99-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass beide Apps in Kürze vollständig verboten werden, wie "The ABC" berichtet. Im Juli unterzeichnete Putin ein Gesetz zur Schaffung eines nationalen Nachrichtendienstes und verlieh "Max" diesen Status. Die Telekommunikationsbehörde des Landes warnte im gleichen Atemzug, dass Kriminelle WhatsApp und Telegram nutzen würden.

Alarm wegen "Max"-Messenger: Überwacht Wladimir Putin mit der Chat-App seine Untergebenen?

Menschenrechtsexperten sehen in "Max" ein gefährliches Überwachungsinstrument. Joanna Szymanska von der Organisation "Article 19" beispielsweise warnt vor einer "abschreckenden Wirkung" auf die Meinungsfreiheit in Russland. "Wenn normale Menschen gezwungen werden, diese staatlich kontrollierte App für ihre Kommunikation zu nutzen, können sie davon ausgehen, dass ihre Kommunikation überwacht wird", erklärt die Expertin für Europa-Programme. Ein russischer Nutzer, der trotz Social-Media-Blockade eine große Anhängerschaft auf X aufgebaut hat, berichtet: "Sie sammelt praktisch alle Informationen über dich." Die App erfasse umfangreiche Nutzerdaten. Während Kritiker vor totaler Überwachung warnen, rechtfertigt die Regierung "Max" als Schutzmaßnahme gegen Kriminelle, die angeblich WhatsApp und Telegram missbrauchen.

Kreml propagiert "Max"-Chat-App - Messenger wegen Nutzungszwang und Betrugsmaschen in der Kritik

Erste Nutzerberichte deuten auf erhebliche Probleme mit "Max" hin. Der Entwickler sah sich gezwungen, eine Stellungnahme zu veröffentlichen, um Befürchtungen zu zerstreuen, dass die App willkürlich Smartphone-Kameras aktiviere. Parallel dazu nutzen Betrüger bereits die Plattform, um Anwender zu täuschen. Bei der Ankündigung im Juli hieß es vage, "Max" werde "auf bestimmten Arten technisch komplexer elektronischer Geräte vorinstalliert", ohne nähere Details zu nennen. Die Kombination aus technischen Mängeln, Sicherheitsbedenken und kriminellem Missbrauch wirft Fragen zur Zuverlässigkeit der staatlichen Alternative auf.

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