
- Donald Trumps Außenpolitik folgt dem Prinzip "Furcht und Schrecken"
- Historiker: Europa muss unabhängiger von den USA werden
- Droht ein Krieg mit China? Donald Trump setzt auf Eskalation statt Diplomatie
US-Präsident Donald Trump verfolgt in seiner Außenpolitik einen harten, teils unberechenbaren Kurs. Dabei setzt er ganz auf Einschüchterung und Druck, auch gegenüber langjährigen Verbündeten. Historiker Bernd Greiner warnt vor den Gefahren dieses Stils und erklärt im Interview mit "t-online", wie Donald Trumps Politik in der Geschichte der USA einzuordnen ist und warum Europa jetzt dringend eigene Wege finden muss.
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Donald Trump als Mafioso der Weltpolitik
"I run the world", so formulierte Donald Trump einst seine Vorstellung von Macht. Historiker Bernd Greiner beschreibt den Präsidenten als jemanden, der mit Angst und Einschüchterung agiert und sich selbst als unangefochtene Größe sieht. Donald Trump handle "wie ein Mafioso": unberechenbar, rüpelhaft und darauf aus, andere zu erpressen und zu demütigen. Dieses "Geschäftsmodell" der Verrohung und des Schreckens habe er nicht nur in der Außenpolitik etabliert.
Donald Trumps Diplomatie als "Shock and Awe"
Berechenbarkeit galt lange als Grundlage internationaler Beziehungen. Doch Donald Trump zertrümmert diesen Goldstandard. Entscheidungen und Ankündigungen wechseln oft sprunghaft, Regeln gelten nur, wenn sie gerade nützen. Bernd Greiner erinnert an den Umgang mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj oder dem südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa als Beispiele für Donald Trumps taktisches Vorgehen, das auf Einschüchterung und Sadismus setze.
Europas Herausforderung: Unabhängigkeitserklärung gegenüber den USA
Trotz der Härte Donald Trumps müsse Europa lernen, mit ihm zu leben. Bernd Greiner warnt davor, Donald Trump einbinden oder besänftigen zu wollen. Seiner Meinung nach sei das illusorisch. Stattdessen braucht Europa eine "Unabhängigkeitserklärung" gegenüber den USA, besonders im digitalen Bereich und bei der Verteidigungspolitik. Europa sollte eigene Stärken entwickeln und sich von der ständigen Abhängigkeit lösen. Das bedeutet mehr Solidarität und Kooperation auf dem Kontinent, um globale Herausforderungen wie Klima, Pandemie oder Migration gemeinsam zu bewältigen.
Gefahr eskalierender Konflikte mit China
Der Historiker sieht Parallelen zwischen dem aktuellen US-China-Konflikt und historischen Machtkämpfen, die als "Thukydidesfalle" bekannt sind: absteigende Mächte provozieren aufsteigende Rivalen und das mit katastrophalen Folgen. Donald Trumps konfrontativer Kurs gegenüber China könne unkontrollierbare Dynamiken auslösen und gar Krieg im Pazifik riskieren. Ein unberechenbarer Machtkampf erinnere an die gefährlichen Entwicklungen vor dem Ersten Weltkrieg.
Kein Platz für Vernunft bei Donald Trump
Bernd Greiner betont, dass Vernunft bei Donald Trump keine Rolle spiele. Der Präsident sei kein Betriebsunfall, sondern reiht sich in eine lange Tradition amerikanischer Machtpolitik ein, nur in extremer und hemmungsloser Form. Donald Trump missbrauche sein Amt auch zur persönlichen Bereicherung, etwa durch wirtschaftliche Vorteile in der Nahostpolitik oder über Rüstungslieferungen an NATO-Partner.
"America First" als uramerikanisches Programm
Der Begriff "America First" ist keine Erfindung Donald Trumps, sondern historisch gewachsen. Bereits Präsident McKinley Ende des 19. Jahrhunderts verfolgte ähnlich aggressive, expansionistische Ziele. Donald Trumps Forderungen nach Kontrolle über Ressourcen und Territorien sowie seine protektionistische Handelspolitik setzen diese Linie fort und verstärken sie.
Gefährlicher Hyper-Nationalismus
Unter Donald Trump verdichtet sich laut Bernd Greiner ein anmaßender und ignoranter Hyper-Nationalismus, der weit über frühere Präsidenten hinausgeht. Auch die von Nixon eingeführte "Madman-Strategie" – das Vortäuschen von Irrationalität, um Gegner einzuschüchtern – findet bei Donald Trump eine neue, brutale Ausprägung. Dabei sei Donald Trump selbst jedoch eher ein ungezügelter Straßenschläger als ein kalkulierter Stratege.
Europa muss selbstbewusst auftreten
Bernd Greiner plädiert für eine selbstbewusste europäische Politik, die sich nicht mehr blind hinter den USA versteckt. Historische Beispiele wie die Ostpolitik von Willy Brandt zeigten, dass kluge Diplomatie den USA durchaus Grenzen setzen kann. Da die Macht der USA schwindet, sollten europäische Staaten ihre Interessen klar und gemeinsam vertreten.
Weckruf für die Weltgemeinschaft
Die Außenpolitik Donald Trumps steht für einen Bruch mit bisherigen Normen und eine Eskalation internationaler Spannungen. Historiker Bernd Greiner warnt, dass die Welt vor einem gefährlichen Kurs stehe, der langfristig zu Destabilisierung und Konflikten führen kann. Europas Antwort darauf müsse mehr Kooperation, Unabhängigkeit und ein gemeinsames, verantwortungsbewusstes Handeln sein.
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