Bund auf Sparkurs: Zahl der Elterngeld-Empfänger sinkt - Heftige Diskussionen um Streichung

Im vergangenen Jahr haben weniger Väter und Mütter Elterngeld bezogen als im Jahr 2023. Das sogenannte Elterngeld Plus gewinnt dafür an Beliebtheit bei den Empfängern. Zwischen Vätern und Müttern zeichnen sich beim Elterngeld allerdings deutliche Unterschiede ab.

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Für viele sind die Forderungen nach der Streichung des Elterngeldes unverständlich, denn es kann einen erheblichen Teil des Einkommens ausmachen. (Foto) Suche
Für viele sind die Forderungen nach der Streichung des Elterngeldes unverständlich, denn es kann einen erheblichen Teil des Einkommens ausmachen. Bild: picture alliance/dpa | Fernando Gutierrez-Juarez
  • Zahl der Elterngeld-Empfänger geht zurück
  • Elterngeld Plus wird beliebter bei Empfängern
  • Diskussionen um eine komplette Streichung entbrennen

Rund 1,67 MillionenVäter und Mütter in Deutschland haben im vergangenen Jahr Elterngeld erhalten. Damit sank die Zahl der Empfänger im Vergleich zum Jahr 2023 um rund 95.000 Menschen oder 5,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Demnach ging der Wert im dritten Jahr in Folge zurück und lag 2024 etwa 10,6 Prozent niedriger als 2021.

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Zum Vergleich: Im selben Zeitraum ging die Zahl der Geburten nach vorläufigen Angaben um etwa 15 Prozent zurück. Das Elterngeld bezeichnet die Lohnersatzleistung, die Mütter und Väter nach der Geburt eines Kindes erhalten, wenn sie zu Hause bleiben. Einen Zuwachs gab es allerdings beim Elterngeld Plus, das immer stärker nachgefragt werde. 613.000 Bezieherinnen und Bezieher von Elterngeld planten laut den Statistikern im Jahr 2024, Elterngeld Plus in Anspruch zu nehmen, insgesamt planten rund 36,7 Prozent aller Elterngeldempfänger zumindest anteilig auch Elterngeld Plus ein. Das Elterngeld Plus wurde 2016 eingeführt und fällt nach Angaben des Bundesamts monatlich niedriger aus als das sogenannte Basiselterngeld, wird dafür aber länger gezahlt, sodass es insgesamt den gleichen Gesamtbetrag ergibt.

Väter beziehen deutlich kürzer Elterngeld als Mütter

Bei den Elterngeldbeziehern zeigen sich noch immer deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. So fällt der Väteranteil an Elterngeldbeziehern standardmäßig geringer als der Mutteranteil aus. Zudem ging der Väteranteil an den Elterngeldbeziehern im Jahr 2024 leicht zurück auf 25,8 Prozent (2023: 26,2 Prozent). "Dies ist der erste nennenswerte Rückgang", hieß es. Seit 2015 sei der Väteranteil kontinuierlich angestiegen, damals hatte er noch bei 20,9 Prozent gelegen. Zum Verständnis: Würden bei allen Elternpaaren immer sowohl die Mütter als auch die Väter Elterngeld beziehen, läge der Anteil jeweils bei 50 Prozent. Durchschnittlich bezogen Mütter Elterngeld über eine Dauer von 14,8 Monaten. Die von Männern angestrebte Bezugsdauer war mit durchschnittlich 3,8 Monaten dagegen deutlich kürzer.

Diskussionen um Elterngeld-Streichung entbrennen

Das Elterngeld soll ab April 2025 nur noch an Alleinerziehende und Paare gehen, die ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von maximal 175.000 Euro haben. Diese neue Grenze gilt, wenn das Kind am oder nach dem 1. April geboren wird. Die Grenze war bereits im April 2024 auf 250.000 Euro gesenkt worden. Davor hatte sie noch bei 300.000 Euro gelegen. Wie viele Elternpaare genau betroffen sind, ist nicht bekannt. Doch mit einem Gehalt von mehr als 175.000 Euro gehören die Paare noch immer zu der relativ kleinen oberen Einkommensschicht, sodass vermutlich wenige tausend Paare betroffen sind.

Der Sparkurs des Bundes löste zuletzt eine Diskussion um die gänzliche Abschaffung des Elterngelds aus. Unter anderem Landkreistag-Präsident Achim Brötel (BaWü) und Clemens Fuest vom ifo-Institut forderten die Streichung. Elterngeld sei "ein klassischer Fall von nice-to-have, aber nicht prioritär", so Fuest. "Bei allen staatlichen Leistungen muss überprüft werden, ob sie zielgenau wirken." Anna Radermacher, Mitglied im Vorstand der Landeselternvertretung baden-württembergischer Kitas und Mutter zweier Kinder, reagierte auf die Forderungen mit Unverständnis: "Eine Streichung des Elterngeldes würde bedeuten, dass uns als Familie ein gesamtes Vollzeitgehalt fehlt." Damit würden rund 50 Prozent des Gesamteinkommens der Familie wegfallen.

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/bua/news.de/dpa

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