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Renten-Dilemma in Deutschland: Top-Ökonom legt Rettungsplan vor - entgeht unser Renten-System so dem Kollaps?

Rauscht Deutschland sehenden Auges in eine Renten-Katastrophe? Immer mehr Ruheständler und zu wenig Beitragszahler verschärfen die Lage der Rentenkasse. Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen legt nun Lösungsvorschläge vor.

Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen hat eine Reihe von Vorschlägen, wie das deutsche Rentensystem vor dem Kollaps gerettet werden könnte. (Foto) Suche
Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen hat eine Reihe von Vorschlägen, wie das deutsche Rentensystem vor dem Kollaps gerettet werden könnte. Bild: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Nach einem Jahrzehnte währenden Erwerbsleben endlich den Ruhestand genießen - darauf freuen sich gegenwärtig besonders viele Senioren in Deutschland. Die Generation der Babyboomer verabschiedet sich sukzessive aus dem Berufsleben, doch damit einher geht ein immenser Druck auf das deutsche Rentensystem.

Deutsches Renten-System kurz vor dem Kollaps: Ökonom schlägt Alarm

Der Grund: Es mangelt an Arbeitnehmern, die in die Rentenkasse einzahlen, während die Zahl der Altersrente Beziehenden weiter wächst. Steuert Deutschland auf ein Renten-Fiasko zu? Welche Reformen könnten Engpässe in letzter Minute vermeiden? Antworten auf diese Fragen hat nun der Ökonom Bernd Raffelhüschen, seines Zeichens Professor für Generationengerechtigkeit an der Uni Freiburg, gegenüber dem "Focus" gegeben.

Babyboomer gehen in Rente - Milliardenloch klafft in Rentenkasse

Aktuellen Berechnungen zufolge klafft die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben der deutschen Rentenkassen bereits besorgniserregend auseinander: Dem "Focus" zufolge sei mit 322,7 Milliarden Euro pro Jahr an Rentenzahlungen zu rechnen, während nur 275,6 Milliarden Euro an Beiträgen auf der Einnahmen-Seite zu verzeichnen seien. Selbst Wirtschaftsunkundige dürften unschwer erkennen, dass das derzeitige Rentensystem ohne umfassende Reformen dem Kollaps geweiht ist. Doch welche Neuerungen wären noch im imstande, das Ruder herumzureißen? Bernd Raffelhüschen hat diesbezüglich mehrere Vorschläge, die Deutschlands Arbeitnehmern jedoch nicht durchweg gefallen dürften.

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Der oft als Rentenpapst betitelte Wirtschaftswissenschaftler plädiert nämlich einerseits für die Anhebung des Renteneintrittsalters. Raffelhüschen zufolge sei die Kopplung des Rentenbeginns an die jeweils aktuelle Lebenserwartung ein wirksamer Mechanismus, die Rentenkassen zu entlasten, da Arbeitsnehmerinnen und Arbeitnehmer länger einzahlten und sich der Renteneintritt verzögere. Wer dennoch früher in Rente gehen wolle, könnte einem weiteren Vorschlag Raffelhüschens folgend dazu gezwungen werden, höhere Abschläge in Kauf nehmen zu müssen. Die derzeitigen Abstriche, die bei einem früheren Renteneintritt akzeptiert werden müssen, seien dem Rentenpapst zufolge nicht hoch genug. Bernd Raffelhüschen plädiert deshalb für eine Anhebung auf 0,4 oder 0,5 Prozent im Vergleich zu den derzeit festgelegten 0,3 Prozent, die es weniger Rente bei einem früheren Rentenbeginn gibt. "Das wäre nicht nur wichtig für den Arbeitsmarkt, sondern würde auch die Rentenkasse entlasten", so das Argument Raffelhüschens.

Rentenpapst Raffelhüschen legt Reform-Vorschläge für Deutschlands Rentensystem vor

Weitere Stellschrauben, die dem vom Kollaps bedrohten deutschen Rentensystem Entlastung bieten könnten, seien Reformen des Nachhaltigkeitsfaktors, mit dem die Angleichung von Rentenerhöhungen an das aktuelle Lohnniveau beschrieben wird. Dadurch sei eine Stabilisierung des Rentensystems machbar, so Raffelhüschen. Ebenfalls in Betracht zu ziehen sei eine Verbesserung der Frauenerwerbsquote: Je mehr Frauen sich nach Babypausen wieder in eine Vollzeitbeschäftigung wagen, anstatt Teilzeitjobs anzunehmen, umso mehr sei eine Erleichterung für Rentenkassen und Arbeitsmarkt zugleich greifbar.

Dass derartige Reformen lieber heute als morgen getätigt werden müssten, liegt für Bernd Raffelhüschen auf der Hand: "Wir müssen da sofort rangehen, das haben wir wirklich verpennt." Dadurch werde dem Ökonom zufolge nämlich nicht die Staatskasse aufgepolstert, sondern die Rente aller Seniorinnen und Senioren in Deutschland stabilisiert.

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