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Ukraine-Krieg an Tag 115 im News-Ticker: Scholz fordert Einlenken Russlands im Streit um Getreide-Exporte

Während der Osten der Ukraine weiterhin heftig umkämpft ist, haben die ukrainischen Truppen im Schwarzen Meer offenbar einen russischen Schlepper versenkt. Wladimir Putin spricht über den Einsatz von Atomwaffen. Alle aktuellen Ukraine-News auf einen Blick.

Wladimir Putin rechtfertigte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine erneut. (Foto) Suche
Wladimir Putin rechtfertigte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine erneut. Bild: picture alliance/dpa/AP | Dmitri Lovetsky

Während die heftigen Gefechte im Osten der Ukraine andauern, konnte offenbar ein russischer Schlepper im Schwarzen Meer versenkt werden. Wladimir Putin rechtfertigte erneut seine "militärische Spezialoperation" in der Ukraine und nannte sie "alternativlos".

Ukraine-Krieg im News-Ticker - Alle aktuellen Entwicklungen am 18.06.2022 im Überblick

Scholz fordert Einlenken Russlands im Streit um Getreide-Exporte

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Russland zum Einlenken im Streit um ukrainische Getreideexporte aufgefordert. "Man muss für die Welt hoffen, dass eine Verständigung gelingt", sagte er in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf laufende Verhandlungen über einen Exportkorridor über das Schwarze Meer. "Russland muss einen sicheren Transport ermöglichen und zugleich glaubhaft zusichern, dass es einen solchen Korridor nicht für eine Invasion nutzt", sagte Scholz. "Es kann ja nicht sein, dass die Getreideschiffe die ukrainischen Häfen verlassen und die russischen Kriegsschiffe die Häfen ansteuern."

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte am Donnerstag nach dem Treffen mit Scholz und anderen europäischen Staats- und Regierungschefs in Kiew kritisiert, dass Russland durch eine Blockade ukrainischer Häfen die Ausfuhr von Getreide verhindere und damit eine Lebensmittelkrise hervorrufe. Es müsse alles getan werden, damit Russland in Afrika und Asien nicht Hunger und politisches Chaos auslöse. EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis hatte Russland vorgeworfen, UN-Bemühungen um den Export von ukrainischem Getreide zu blockieren. Die Ukraine ist einer der größten Getreideexporteure der Welt.

Scholz sagte, Deutschland unterstütze die Bemühungen des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres um einen Exportkorridor. Auf die Frage, ob eine UN-Mission denkbar sei, um den Zugang zu ukrainischen Häfen wie Odessa zu sichern, sagte der Bundeskanzler: "Über all diese Fragen wird gegenwärtig verhandelt, aber öffentlich darüber zu spekulieren, machten diese schwierigen Verhandlungen noch komplizierter als sie ohnehin schon sind, deshalb tue ich das nicht."

Der Krieg, den Russland gegen die Ukraine vom Zaun gebrochen habe, habe Folgen für die ganze Welt und für viele Länder, die weit weg seien vom Kriegsgeschehen, sagte Scholz. "Hier ist globale Solidarität angesagt." Die Ernährungskrise wird auch Thema beim G7-Gipfel vom 26. bis 28. Juni sein, bei dem Scholz den Vorsitz hat. Experten warnen bereits vor der schlimmsten Hungersnot seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Putin über Atomwaffen: "Alle sollen wissen, was wir haben"

Kremlchef Wladimir Putin hat eine von Russland ausgehende Gefahr eines Atomkriegs zurückgewiesen. Sobald man auf Äußerungen ausländischer Politiker reagiere, hieße es sofort, Russland drohe irgendjemandem, sagte Putin am Freitag beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Dann fügte er hinzu: "Wir bedrohen nichts. Aber alle sollen wissen, was wir haben und was wir gegebenenfalls einsetzen werden, um unsere Souveränität zu schützen."

Wegen des seit fast vier Monaten andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine machen sich viele Sorgen, dass es im schlimmsten Fall sogar zum Einsatz von Atomwaffen kommen könnte. Moskau weist diese Absicht stets zurück. Russland betont vielmehr immer wieder, dass es - anders als die USA - in seiner Militärdoktrin kein Erstschlagrecht verankert habe.

Ukraine meldet Versenkung des russischen Schleppers"Wassili Bech"

Der von ukrainischen Raketen getroffene Schlepper der russischen Schwarzmeerflotte ist nach ukrainischen Behördenangaben gesunken. Der Schlepper "Wassili Bech" sei am Morgen von ukrainischen Raketen beschädigt worden. "Später wurde bekannt, dass er gesunken ist", sagte der Militärgouverneur von Odessa, Maxym Martschenko, am Donnerstagabend in einer Videoansprache auf seinem Telegram-Kanal. Eine Bestätigung von russischer oder unabhängiger Seite für die Versenkung gibt es nicht.

Den Beschuss hatte am Donnerstag bereits die ukrainische Marine gemeldet. Demnach wurde das Schiff, das erst 2017 in Dienst gestellt und mit einem Luftabwehrsystem des Typs "Tor" ausgestattet worden war, von Harpoon-Raketen getroffen und schwer beschädigt worden. Die Schiffsabwehrraketen hatte Dänemark an die Ukraine geliefert. Der Schlepper war demnach mit Militärgerät auf dem Weg zur strategisch wichtigen "Schlangeninsel", die seit Ende Februar von russischen Truppen besetzt ist.

Schwere Kämpfe in Sjewjerodonezk: Ukrainische Truppen im Osten unter Druck

Im Osten der Ukraine lieferten sich russische und ukrainische Truppen heftige Kämpfe, ohne dass sich an den Fronten viel änderte. In der östlichsten Stadt der Frontlinie, Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk, war nach Angaben des ukrainischen Generalstabs vom Freitagabend nach weiter jede Straße umkämpft. Die Stadt und ihre Umgebung liege unter schwerem Artilleriefeuer.

In Sjewjerodonezk würden viele russische Soldaten getötet, aber immer wieder durch neue ersetzt, sagte der Gouverneur von Luhansk, Serhij Hajdaj. Es sei unmöglich, die in Bunkern unter dem Stahlwerk Azot versteckten Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Dagegen sei die Nachbarstadt Lyssytschansk noch unter ukrainischer Kontrolle. Die Straße nach dort liege aber unter dem Feuer russischer Artillerie. Als Erfolg meldete der Generalstab die Rückeroberung eines Dorfes bei Isjum im Gebiet Charkiw. Im nordostukrainischen Gebiet Sumy verzeichnete die Regionalverwaltung vielfachen russischen Beschuss.

Wladimir Putin schockt mit Aussage: Krieg gegen Ukraine sei alternativlos

Russlands Präsident Wladimir Putin rechtfertigte den seit fast vier Monaten andauernden Krieg gegen die Ukraine erneut als alternativlos. "In der aktuellen Situation, vor dem Hintergrund zunehmender Risiken und Bedrohungen für uns, war die Entscheidung Russlands, eine militärische Spezial-Operation durchzuführen, (...) erzwungen und notwendig", sagte Putin beim Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg. Der Westen habe die Ukraine zuvor "buchstäblich mit seinen Waffen und seinen Militärberatern aufgepumpt".

Russische Medien führen in Ukraine gefangene US-Soldaten vor

Russische Medien haben zwei in der ukrainischen Armee kämpfende und von moskautreuen Truppen gefangen genommene US-Soldaten vorgeführt. Er habe der westlichen "Propaganda" von den "schlechten Russen" geglaubt und sei deswegen in den Krieg gezogen, rechtfertigte sich einer der Männer im Interview mit der kremlnahen Zeitung "Iswestija", das das Blatt am Donnerstag auf seinem Telegram-Kanal zeigte. "In den westlichen Medien wird uns nicht gesagt, wie inkompetent und korrupt die ukrainische Armee ist", sagte er.

Der zweite Gefangene trat beim Kremlsender RT auf. Er übermittelte nur einen Gruß an seine Mutter und sprach von der Hoffnung, nach Hause zurückkehren zu dürfen. Beide Soldaten stammen laut den russischen Medien aus dem US-Bundesstaat Alabama und sollen in der Nähe von Charkiw gefangen genommen worden sein. Unklar ist noch, von wem sie gefangen genommen wurden. Das ist womöglich wichtig für ihr weiteres Schicksal.

Polen fordert für weiteres Sanktionspaket gegen Russland

Vor einem Treffen der EU-Außenminister am Montag in Luxemburg forderte Polen weitere Strafmaßnahmen gegen Russland, um Moskau im Ukraine-Krieg zum Einlenken zu bewegen. "Es geht darum, die Sanktionen auszuweiten. Aus unserer Sicht muss ein siebtes Sanktionspaket so schnell wie möglich auf den Weg gebracht werden. Wir müssen den Druck aufrechterhalten", sagte der Sprecher des polnischen Außenministeriums, Lukasz Jasina, der "Welt am Sonntag". Vizeaußenminister Marcin Przydacz sagte, das sechste Sanktionspaket habe Russland hart getroffen. "Doch konnten wir Putin und seine Militärmaschine noch nicht ausreichend schwächen. Es braucht also weitere und härtere Sanktionen."

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/news.de/dpa

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