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Freiwillige Isolation ab 01.05.2022: "Letztes bisschen Rückgrat verkauft!" Twitter rechnet bitterböse mit Lauterbach ab

Die Gesundheitsminister von Bund und Länder einigten sich darauf, dass die Isolations- und Quarantänepflicht ab Mai 2022 abgeschafft werden. Während die Politik auf Eigenverantwortung setzt, sorgt die geplante Regelung für Fassungslosigkeit.

Karl Lauterbach wird auf Twitter heftig kritisiert. (Foto) Suche
Karl Lauterbach wird auf Twitter heftig kritisiert. Bild: picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Für Corona-Infizierte soll es ab Mai keine Isolationspflicht mehr geben. Darauf verständigten sich am Montag die Gesundheitsminister von Bund und Ländern. Doch kurz nach Bekanntwerdender Plänehagelte es heftige Kritik.

Abschaffung von Isolations- und Quarantänepflicht ab 01.05.2022 geplant

Geplant ist, dass Infizierte und Kontaktpersonen ab dem 1. Mai nur noch freiwillig und für kürzere Zeit in Isolierung und Quarantäne müssen. Künftig sei es Infizierten demnach zwar noch "dringend empfohlen", sich für fünf Tage zu isolieren und Kontakte zu meiden, aber eine Anordnung des Gesundheitsamtes soll es dann nicht mehr geben. Ausnahmen gelten nur noch für Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Pflege.

"Diese Politik gefährdet Menschenleben!" Heftige Kritik an Plänen der Gesundheitsminister

Der Sozialverband VdK warf den Gesundheitsministern vor, "komplett auf das 'Prinzip Durchseuchung'" zu setzen. "Der Schutz der Risikogruppen spielt für die Politik offenbar überhaupt keine Rolle mehr", sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele. Sehr alte Menschen, Pflegebedürftige, Menschen mit Behinderungen und chronisch Kranke hätten zu Recht große Sorge vor einer Ansteckung mit Corona und seien auf Solidarität angewiesen. "Viele von ihnen und viele ihrer Angehörigen werden sich ab Mai noch weiter einschränken und isolieren müssen. Es wird dann auch immer wahrscheinlicher, dass das Virus doch in Pflegeeinrichtungen hineingetragen wird", meinte Bentele. 

Auch aus der Politik gibt es Kritik an den Plänen. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen warnt vorm Ende der Quarantänevorgaben. "Isolationsregeln sollten bei einer Corona-Infektion weiterhin gelten", forderte der Bundestagsabgeordnete. "Weil viele Schutzmaßnahmen wie das verpflichtende Maskentragen nun gestrichen wurden, ist die Gefahr einer Ansteckung deutlich gestiegen." Kapazitätsprobleme in Gesundheitsämtern dürften nicht dazu führen, dass sich Infizierte und erkrankte Menschen nicht mehr in eine medizinisch weiter sinnvolle und erforderliche Isolation begeben. "Die Abschaffung der Quarantänepflicht erweckt den falschen Eindruck, dass eine Virusweitergabe medizinisch unproblematisch sei."

CDU-Politiker empfiehlt: "Wer sich krank fühlt, soll zuhause bleiben"

Während CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger die Pläne zur Abschaffung der Isolationspflicht als "reichlich absurd" bezeichnet, begrüßt der gesundheitspolitische Sprecher Tino Sorge (CDU) die Abschaffung der Isolations- und Quarantänepflicht. "Wir haben als Union schon vor einigen Tagen gesagt, wir müssen genau hinschauen, dass wir uns Überlastungssituationen in vielen Bereichen nicht dadurch quasi produzieren, dass die Menschen durch starre Quarantäneregelungen zuhause bleiben", sagte er am Dienstag im ZDF-"Morgenmagazin". Es gebe viele milde und symptomlose Verläufe. "Wer sich krank fühlt, soll zuhause bleiben."

"Mit Eigenverantwortung hat die ganze Scheiße angefangen!" Twitter rechnet bitterböse mit Karl Lauterbach ab

In den sozialen Medien sorgt die geplante Abschaffung der Isolationspflicht für Aufruhr. "Die Isolation und Quarantäne werden von den Gesundheitsämtern kaum mehr kontrolliert. Die Arbeit ist fast nur bürokratische Dokumentation, hat kaum Einfluss auf die Fallzahlen. Daher reicht hier Eigenverantwortung. Was hilft sind Masken und Impfungen", verteidigt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die geplante Abschaffung auf Twitter. Doch damit sticht der SPD-Politiker in ein Wespennest und stößt auf blankes Entsetzen und komplette Fassungslosigkeit. "Wir haben gezielt eine Inzidenz herbeigeführt, bei der es völlig unmöglich ist, Isolation/Quarantäne auch nur näherungsweise zu überwachen. Deshalb eignet sich beides auch nicht, die Fallzahlen zu drücken. Also schaffen wir es ab. Wir sind ja SO KLUK!", heißt es in einem wütenden Tweet. "Lieber Herr Kollege @Karl_Lauterbach. Als Westfale im Rheinland bevorzuge ich es manchmal deftig. Daher sehen Sie mir meine Wortwahl nach: mit #Eigenverantwortung hat die ganze #Scheiße angefangen. Lassen Sie kein Konzept zu, welches darauf basiert. #remindmeofthislater", ergänzt ein anderer Twitter-Nutzer. "Ähhhm, wenn Positive sich maskenlos unter Menschen mischen, hat das sehr wohl Einfluss auf die Fallzahlen oder was verstehe ich hier nicht?!", fragt sich ein Twitter-Nutzer.

"Letztes bisschen Rückgrat verkauft!" Wut auf Lauterbach entlädt sich auf Twitter

"Ich habe Ihre Wahl vehement unterstützt und mich gefreut, als Sie berufen worden. Ich habe Sie gefeiert - auch als sachlicher Mahner in der Öffentlichkeit. Seit der Wahl schweige ich. Ich habe immer gehofft, Sie bekommen noch die Kurve. Aber das Gegenteil ist eingetreten. Sie verteidigen jetzt Standpunkte, die nicht Ihre sind. Sie entscheiden gegen Vernunft und Wissenschaft. Und Sie schaffen die Demokratie ab, weil die Mehrheit nicht will, was jetzt kommt", bereut ein anderer seine Wahl. "Wir sind grenzenlos enttäuscht von Ihnen", ergänzt ein Tweet. "Die Bundesregierung versteht nicht, wie ihre Bürger ticken, dabei haben die letzten zwei Jahre gezeigt: Es ist völlig egal, ob die Regel kontrolliert wird. Gibt es sie, halten sich die meisten daran. Erst die Regel ist die Leitplanke für Eigenverantwortung. Irrsinn einfach hier.", kritisiert eine Twitter-Nutzerin. "Sie haben ihr letztes bisschen Rückgrat verkauft, oder?", heißt es in einem anderen Tweet.

"Wie soll man bitte dem Arbeitgeber gegenüber Isolation durchsetzen, wenn es keinen gesetzlichen Zwang dazu gibt? Sie wissen, dass das Durchseuchung pur ist", kritisiert ein Twitter-Nutzer Lauterbachs Argumentation. "Ihr solltet wissen was die freiwillige Isolation in Kombination mit dem Fall der Masken(pflicht) für Angehörige der Risikogruppen bedeutet: Dass unter Umständen jede unvermeidbare Begegnung, z.B. an der Kasse des Supermarkts, den Tod für die vulnerable Person bedeuten kann", schreibt Autorin Jasmina Kuhnke auf Twitter. "Herr Lauterbach, ich bin enttäuscht von Ihnen. Ich hatte sehr darauf gehofft, dass Sie mit dem Antritt des Amts als Gesundheitsminister, uns mit Sinn und Verstand aus der Pandemie führen können. Was wir gerade erleben ist eine gezielte Durchseuchung ohne Rücksicht auf Verluste...", heißt es in einem anderen Tweet.

"Ist halt schon nen Unterschied ob ich im Fall der Fälle mit meinem unverantwortlichen Verhalten eine Ordnungswidrigkeit begehe oder nicht, aber da jetzt auch die Maskenpflicht abgeschafft wurde ist wohl offensichtlich alles egal. Aber dann auch bitte nicht mehr wegen 300 Toten am Tag einen auf betroffen machen, offenbar interessiert Sie das ja alles nicht mehr. Unfassbar", wettert ein Twitter-Nutzer über Karl Lauterbach.

"Menschen wollen sich nicht mit Corona infizieren. Die Regierung hat da aber was dagegen. Keine Maskenpflicht mehr! Testcenter werden geschlossen, damit weniger Infizierte in der Statistik erfasst werden. Sonst könnte man ja erkennen, dass sich plötzlich viel mehr infizieren", fasst ein Twitter-Nutzer den Irrsinn zusammen. Dem können wir nichts hinzufügen.

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/bos/news.de/dpa

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