Forscher schlagen Alarm: Klimawandel könnte Hunderte ruhende Vulkane aktivieren

Schmelzende Gletscher könnten weltweit Hunderte ruhende Vulkane aktivieren und explosive Ausbrüche auslösen, warnt eine neue Studie. Die Forscher befürchten jedoch noch weitaus schlimmeres.

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Durch den Klimawandel schmelzen Gletscher und Polkappen - das könnte verheerende Auswirkungen auf ruhende Vulkane haben. (Foto) Suche
Durch den Klimawandel schmelzen Gletscher und Polkappen - das könnte verheerende Auswirkungen auf ruhende Vulkane haben. Bild: picture alliance/dpa/DIA Photo | Cengiz Malgir
  • Wissenschaftler warnen vor steigender Vulkanaktivität
  • Ergebnisse einer neuen Studie zeigen Auswirkungen des Klimawandels
  • Schmelzende Gletscher reaktivieren Vulkane, die lange "schliefen"

Eine neue wissenschaftliche Studie warnt vor einem besorgniserregenden Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und vulkanischer Aktivität. Forscher der University of Wisconsin-Madison präsentierten ihre Ergebnisse diese Woche auf der Goldschmidt-Konferenz in Prag. Ihre Untersuchungen zeigten: Schmelzende Gletscher und Eiskappen könnten weltweit zu häufigeren Vulkanausbrüchen führen.

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Die Untersuchungen der Forscher zeigten, dass während des Höhepunkts der letzten Eiszeit vor etwa 26.000 bis 18.000 Jahren die dicke Eisdecke das Eruptionsvolumen unterdrückte. Dies ermöglichte die Ansammlung eines großen Magmareservoirs in 10 bis 15 Kilometern Tiefe unter der Oberfläche. Als das Eis am Ende der Eiszeit vor etwa 13.000 Jahren schmolz, wurden die aufgestauten Kräfte freigesetzt.

Die Forscher warnen, dass Hunderte derzeit ruhender Vulkane weltweit durch den Klimawandel aktiver werden könnten. Besonders gefährdet ist die Antarktis, wo zahlreiche Vulkane unter dickem Eis begraben liegen.

Weltweit drohen Vulkane wieder auszubrechen

"Unser Studie deutet darauf hin, dass dieses Phänomen nicht auf Island beschränkt ist, wo erhöhte Vulkanaktivität beobachtet wurde, sondern auch in der Antarktis auftreten könnte", erklärte Pablo Moreno-Yaeger, der die Studie bei der Konferenz in Prag präsentierte. Das Eis in der Westantarktis schmilzt bereits rapide, was die unter der Eisdecke liegenden Vulkane beeinflussen könnte.

Weitere gefährdete Regionen umfassen Teile Nordamerikas, Neuseeland und Russland. Diese kontinentalen Gebiete erfordern nach Ansicht der Wissenschaftler nun verstärkte wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Die Voraussetzung für erhöhte Explosivität sei eine anfänglich sehr dicke Gletscherbedeckung über einer Magmakammer, wobei der Auslöser der Rückzug dieser Gletscher sei.

So wirkt der Mechanismus der vulkanischen Aktivierung

Der plötzliche Verlust des Eisgewichts führt dazu, dass sich die Erdkruste entspannt und Gase im Magma expandieren. Dieser Druckaufbau löst explosive Vulkanausbrüche aus den tiefen Reservoiren aus. "Gletscher neigen dazu, das Volumen von Eruptionen der Vulkane unter ihnen zu unterdrücken. Aber wenn sich Gletscher aufgrund des Klimawandels zurückziehen, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass diese Vulkane häufiger und explosiver ausbrechen", erklärte Moreno-Yaeger. "Die Schlüsselanforderung für erhöhte Explosivität ist zunächst eine sehr dicke Gletscherbedeckung über einer Magmakammer, und der Auslösepunkt ist, wenn diese Gletscher beginnen sich zurückzuziehen und Druck freisetzen". Dieser Prozess findet derzeit in Gebieten wie der Antarktis statt.

Gefährlicher Teufelskreis droht - Vulkane könnten Klimawandel anheizen

Die erhöhte vulkanische Aktivität könnte weitreichende Klimafolgen haben. Kurzfristig setzen Eruptionen Aerosole frei, die den Planeten vorübergehend abkühlen können. Der Ausbruch des Mount Pinatubo 1991 auf den Philippinen senkte die globalen Temperaturen um etwa 0,5 Grad Celsius. Bei mehreren Eruptionen kehrt sich der Effekt jedoch um. "Im Laufe der Zeit kann der kumulative Effekt mehrerer Eruptionen zur langfristigen globalen Erwärmung beitragen, da sich Treibhausgase ansammeln", warnte Moreno-Yaeger.

Dies schaffe eine positive Rückkopplungsschleife: Schmelzende Gletscher lösen Eruptionen aus, und die Eruptionen könnten wiederum zu weiterer Erwärmung und Schmelze beitragen. Vulkanausbrüche pumpen erhebliche Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre, darunter Kohlendioxid und Methan, was den Planeten weiter aufheizt.

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