Nach Katastrophe in Blatten: Warum Bergstürze durch den Klimawandel immer häufiger werden
Die Alpen brechen auf! Der Klimawandel macht nicht nur Gletscher weich, sondern ganze Berge instabil. Experten schlagen Alarm: Wer heute wandert, geht Risiken ein, die es früher nicht gab.
Erstellt von Anika Bube - Uhr
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- Millionen Tonnen Fels in Bewegung: Der Bergsturz von Blatten zeigt, was der Klimawandel im Hochgebirge anrichten kann.
- Gefahr über 2.000 Metern: Permafrost taut, Gletscher schwinden – und die Berge verlieren den Halt.
- Experten warnen: Bergwandern wird zunehmend gefährlich – besonders im Hochgebirge.
Ein idyllischer Wanderurlaub in den Alpen kann schnell zum Albtraum werden: Der Klimawandel lässt ganze Berge ins Tal donnern. Nach dem gewaltigen Bergsturz in Blatten schlagen Experten Alarm – das Wandern in luftiger Höhe wird lebensgefährlich. Was früher Ausnahme war, droht zur neuen Realität zu werden.
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Klimawandel in den Alpen: Warum Bergstürze immer häufiger werden
Der Klimawandel reißt nicht nur Gletscher in die Tiefe – jetzt bröckeln auch die Berge selbst! Beim verheerenden Bergsturz im Schweizer Blatten donnerten unglaubliche sieben Millionen Kubikmeter Gestein ins Tal und begruben das Dorf unter sich. Ein Vorgeschmack auf das, was Wanderern und Alpinisten künftig immer häufiger drohen könnte.
"Das Bergwandern wird gefährlicher", warnt Professor Michael Krautblatter von der TU München. Der Geologe beobachtet seit über einem Jahrzehnt eine Zunahme von Felsstürzen, besonders in Höhenlagen über 3.300 Metern. Auch Tobias Hipp vom Deutschen Alpenverein schlägt Alarm: "Diese alpinen Gefahren sind eine eindeutige Auswirkung des menschengemachten Klimawandels." Grundsätzlich müsse man zwischen Bergsturz und Felssturz unterscheiden, erklärt Hipp weiter. "Beim Bergsturz – wie jetzt in der Schweiz – sind riesige Mengen Gestein unterwegs. Hier sieht man oft im Vorfeld schon Anzeichen wie kleinere Abbrüche, sodass die Region großflächig überwacht werden kann für eine rechtzeitige Frühwarnung. Das ist aber nicht immer der Fall, wie beispielsweise beim Bergsturz am Piz Cengalo im Jahr 2017 mit mehreren Toten." Für Bergsportler seien allerdings in der Regel Felsstürze und Steinschlag relevanter. "Dies sind klassische alpine Gefahren, die viel häufiger und flächendeckender vorkommen."
Permafrost taut – und macht das Hochgebirge instabil
Hauptverursacher: der schmelzende Permafrost. Wo früher gefrorener Boden für Stabilität sorgte, wird das Eis jetzt weich und verformbar – die Folge: Der Berg verliert buchstäblich den Halt. Im Kleinen Nesthorn etwa hat sich der Untergrund bereits um 0,4 Grad erwärmt. Der Fels verliert durch diese Erwärmung bis zu 40 Prozent seiner Stabilität – und kann jederzeit in Bewegung geraten.
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Dazu kommt der rapide Gletscherschwund: Schmelzende Eismassen ziehen sich zurück, ganze Felsflanken verlieren ihre stützende "Eisspange" und brechen ab. Unter den Gletschern werden instabile Zonen freigelegt, aus denen Steinschlag und Rutschungen hervorgehen können.
Besonders tückisch: Je höher man steigt, desto größer das Risiko. Bereits ab 2.000 Metern wird es laut Experten kritisch – im Hochgebirge droht mit jedem Schritt der Fels zu kippen. Krautblatter sieht besonders auf Nordseiten über 3.300 Metern eine gefährliche Entwicklung. Zudem können extreme Wetterereignisse wie Starkregen oder Hitzewellen Felsstürze zusätzlich auslösen. Oft ist es eine fatale Kombination mehrerer Faktoren – der Klimawandel liefert das explosive Grundgerüst.
Tourenplanung im Klimawandel: So wird Wandern sicherer
Für Freizeitsportler sind vor allem Felsstürze und Steinschlag die größte Gefahr – sie treten unvorhersehbar und häufig auf. Tobias Hipp erklärt: "Diese Gefahren sind viel flächendeckender als große Bergstürze und schwer vorherzusehen." Klar ist: Die Alpen verändern sich – und mit ihnen auch der Bergsport. Tourenplanung war schon immer wichtig, doch heute kann sie über Leben und Tod entscheiden. Hipp rät: "Die Alpen bleiben eine attraktive Heimat für den Bergsport – aber nicht mehr so, wie wir sie überliefert bekommen haben." Angst ist kein guter Begleiter auf dem Berg. Aber wer nicht gut vorbereitet ist, spielt mit seinem Leben.
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bua/news.de/dpa/stg
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