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Christian Drosten: Playmate bietet Corona-Tests und wirbt mit Charité-Virologen

Ein Playmate, ein Starvirologe und ein dubioses Versprechen - diese Kombination sorgte für Aufsehen, als das Erotikmodel Jessica Czakon einen Corona-Test für zu Hause mit dem Namen von Christian Drosten bewarb. Was ist da los?

Das Jessica Czakon wirbt mit Alexander Drostens Labor, in dem ihre Corona-Tests angeblich untersucht werden.  (Foto) Suche
Das Jessica Czakon wirbt mit Alexander Drostens Labor, in dem ihre Corona-Tests angeblich untersucht werden.  Bild: picture alliance/Christophe Gateau/dpa

In der Coronavirus-Krise witterte Erotikmodel Jessica Czakon das ganz große Geschäft und gründete ein Start-up, das sich auf Corona-Tests für zu Hause spezialisiert. Um die Testkits an den Mann zu bringen, wirbt die schöne Blondine sogar mit dem Namen von Star-Virologe Christian Drosten. Was hat es damit auf sich?

Woraus besteht das Testkit von Jessica Czakon?

249 Euro soll der Test der Firma, die laut "Spiegel" mal "rp Logistik und Dienstleistungs-GmbH", mal "Futrlab" und mal "Medi.Lab" heißt, kosten. Das Testkit beinhaltet neben einem Wattetupfer auch einen Briefumschlag, in dem der Kunde seinen Abstrich zurückschicken soll. Eigenartig - findet der "Spiegel" -, denn eigentlich sollen biologische Substanzen keinesfalls in stinknormalen Umschlägen auf Wanderschaft geschickt werden. Vielmehr obliegen Corona-Testproben der Verpackungsanweisung P650. So berichtet "Focus".

Normen für Transport und Versand biologischer Substanzen nicht erfüllt

Das Ärzteblatt informiert auf seiner Website zum Versand diagnostischer Proben, dass "die Verpackungen [...] so gebaut und verschlossen sein [müssen], dass unter normalen Beförderungsbedingungen ein Austreten des Inhalts aus der versandfertigen Verpackung [...] verhindert wird." Bei einem herkömmlichen Papierbriefumschlag, wie er laut "Spiegel" im Testkit von Jessica Czakon enthalten ist, dürfte dies wohl kaum der Fall sein.

Testkit-Proben landen angeblich im Labor von Christian Drosten

Richtig interessant wird es aber, wenn es um das Labor geht, in dem die im Briefumschlag zurückgesandten Wattetupfer angeblich auf Covid-19-Erreger untersucht werden sollen. Dabei handelt es sich nämlich - und Jessica Czakon ist besonders stolz darauf - um die "Labor Berlin Charité Vivantes GmbH", wo auch Starvirologe Christian Drosten arbeitet. Bestellt man das Testkit, werden die eigenen Proben also vom Gott in Weiß Christian Drosten höchstpersönlich analysiert? Das soll die Werbung jedenfalls suggerieren.

Christin Drosten als Symbol für Verlässlichkeit und Sicherheit

Bei Christian Drosten handelt es sich mittlerweile um mehr als um einen fachkundigen Wissenschaftler. Er ist für viele Deutsche bereits zur Vertrauensperson geworden, zum Ratgeber, zum Anführer, zum Medizingott, der Rat weiß, wenn wir überfragt sind. Sein Name steht für verlässliche Informationen, fundiertes Wissen und umfassende Weitsicht. Mit seinem Namen und dem seines Labors an der Berliner Charité zu werben, ist aus rein marketingstrategischer Sicht kein dummer Schachzug, in der Realität jedoch absolut fragwürdig.

Was sagt Christian Drostens Labor zu den Anschuldigungen?

Auf Anfrage des "Spiegel" gab das Labor Auskunft: "Wir stehen in keinem geschäftlichen Verhältnis zu den unten genannten Firmen und gehen von einer betrügerischen Verwendung von Materialien/Logos/Anforderungsscheinen von Labor Berlin aus. Wir prüfen aktuell, inwieweit wir gegen die Firmen rechtliche Schritte einleiten."

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Virologe Alexander Kekulé warnt vor Tests für zu Hause

Obgleich Virologe Alexander Kekulé im Corona-Talk bei "MDR aktuell" stets ein breitflächiges Testen befürwortet, warnt er derzeit noch vor Angeboten, die Covid-19-Tests für zu Hause anpreisen. Der "Focus" zitiert den Biochemiker wie folgt:Keins der ihm bekannten Labore macht "irgendwie so ein Geschäfte nebenbei [...], mit so einer Firma, die übers Internet die Tupfer vertickt". Laut Focus kennt Kekulé viele der Laborleiter sogar persönlich, weiß also, dass keiner davon für derartig unseriöse Test zur Verfügung stünde. Kekulé warnt eindringlich vor dem Erstehen solcher Tests.

Hier geht's zum YouTube-Video über Corona.

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