Obsessive Überwachung: Darum können Fitness-Tracker Ihnen nachts den Schlaf rauben
Smartwatches und Fitnesstracker sind mittlerweile zu alltäglichen Begleitern geworden - sie zählen die Schritt, messen die Herzfrequenz und beobachten unseren Schlaf. Das kann jedoch auch nach hinten losgehen.
Erstellt von Felix Schneider - Uhr
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- Schlafforscher warnen davor, ständig den Schlaf zu überwachen
- Ständige Versorgung mit Daten sorgt für Unsicherheit bei eigenem Körpergefühl
- Immer mehr Leute vertrauen blind auf die Tracker statt auf sich selbst
Wer seine Vitalwerte kennt, der kann besser auf seinen Körper acht geben und ihn mit dem versorgen, was er braucht: Mehr Bewegung, mehr Kalorien, mehr Schlaf. Smartwatches und Fitnesstracker können dabei helfen, diese Werte zu verfolgen. Doch die ständige Beobachtung des Körpers kann auch nach hinten losgehen, wenn guter Schlaf zur Obsession wird.
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Verlassen Sie sich nicht blind auf Ihren Schlaf-Tracker
"Wir sehen einen Anstieg von Menschen, die Schlaf wie ein weiteres Feld behandeln, das es zu kontrollieren und zu perfektionieren gilt", erklärt die Schlafexpertin Lisa Artis von der "British Sleep Society" gegenüber der "Dailymail". Das ist durchaus Grund zur Sorge, denn zeigt der Tracker an, dass man eher schlecht geschlafen hat, fühlen sich viele auch automatisch schlecht, obwohl sie eigentlich fit sind. Wer sich zu sehr auf sein Überwachungsgerät verlässt, tendiert dazu, sich runterziehen zu lassen - praktisch also ein Placebo-Effekt mit negativen Folgen.
Forscher warnen vor zwanghaftem Tracking im Schlaf
Besonders gefährdet sind Personen, die ohnehin bereits mit psychischen Problemen und Schlafstörungen zu kämpfen haben. Das bestätigt auch ein Medizinerteam um die klinische Psychologin Prof. Dr. Kelly Glazer Baron von der University of Utah in einem Beitrag für das "Journal of Clinical Sleep Medicine".
Die Forscher mahnen: Während die Geräte durchaus ihren Nutzen haben, sollten sie auch nicht überschätzt werden. Allzu häufig spiegeln die Tracker die Schlafdaten nicht realitätsgetreu oder nur teilweise korrekt wider. Die Experten warnen, dass eine Beschäftigung mit Vital- und insbesondere Schlafdaten auch das genaue Gegenteil von dem erreichen kann, was man eigentlich bewirken möchte. Denn wer zu viel über den Schlaf nachgrübelt, kommt oft gar nicht dazu, überhaupt noch richtig zu schlafen.
Gedanken um guten Schlaf halten paradoxerweise wach
Für die Besessenheit mit dem Schlaf gibt es tatsächlich sogar einen Fachbegriff: Orthosomnie. Dieser beschreibt die Obsession, die letztlich dazu führt, dass man nachts wach und nervös im Bett liegt, ohne einschlafen zu können - aus Angst davor, dass der Schlaf schlecht wird. So drehen sich die Gedanken um den Schlaf im Kreis, bis man erst durch völlige Erschöpfung schließlich einschlafen kann. Die Folge sind permanente Einschlafprobleme.
Die Experten raten dazu, sich ganz einfach auf das Gefühl nach dem Aufwachen am Morgen zu verlassen und nicht blind dem Schlaftracker zu vertrauen. Merken Sie jedoch, dass dieser Sie zu sehr vereinnahmt, legen Sie ihn zum Schlafen besser ab.
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